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Das Buch der Geister > Viertes Buch – Hoffnungen und Tröstungen > KAPITEL II – Zukünftige Leiden und Freuden > Dauer der zukünftigen Strafen
Dauer der zukünftigen Strafen
1003. Ist die Dauer der Leiden der Schuldigen im zukünftigen Leben eine willkürliche oder eine an irgendein Gesetz gebundene?
„Gott tut nichts aus Laune und alles in der ganzen Welt wird von Gesetzen regiert, welche seine Weisheit und Güte offenbaren.“
„Gott tut nichts aus Laune und alles in der ganzen Welt wird von Gesetzen regiert, welche seine Weisheit und Güte offenbaren.“
1004. Worauf gründet sich die Länge der Leiden des Schuldigen?
,,Auf die zu seiner Besserung nötigen Zeit. Da der Zustand des Leidens und des Glücks im Verhältnis steht zum Grad der Reinheit des Geistes, so hängt Dauer und Wesen seiner Leiden von der Zeit ab, die er braucht, um sich zu bessern. Je mehr er fortschreitet und seine Gefühle sich reinigen, desto mehr vermindern sich seine Leiden und ändern ihre Natur.“
hl. Ludwig
,,Auf die zu seiner Besserung nötigen Zeit. Da der Zustand des Leidens und des Glücks im Verhältnis steht zum Grad der Reinheit des Geistes, so hängt Dauer und Wesen seiner Leiden von der Zeit ab, die er braucht, um sich zu bessern. Je mehr er fortschreitet und seine Gefühle sich reinigen, desto mehr vermindern sich seine Leiden und ändern ihre Natur.“
hl. Ludwig
1005. Erscheint dem leidenden Geist die Zeit ebenso lang oder kürzer, als zu seinen Lebzeiten?
„Sie erscheint ihm eher länger: Der Schlaf existiert nicht für ihn. Erst für die zu einem gewissen Grad von Reinheit gelangten Geister verschwindet die Zeit sozusagen vor der Ewigkeit.“ (240.)
„Sie erscheint ihm eher länger: Der Schlaf existiert nicht für ihn. Erst für die zu einem gewissen Grad von Reinheit gelangten Geister verschwindet die Zeit sozusagen vor der Ewigkeit.“ (240.)
1006. Können die Leiden des Geistes ewig dauern?
,,Ohne Zweifel litte er ewig, wenn er ewig böse bliebe, d.h. wenn er nie bereuen noch sich bessern würde; aber Gott schuf nicht Wesen, damit sie auf ewig dem Bösen geweiht seien: Er schuf sie nur einfach und unwissend und alle sollen fortschreiten während einer kürzeren oder längeren Zeit, je nach ihrem Wollen. Der Wille kann mehr oder weniger verspätet eintreten, so wie es mehr oder weniger frühreife Kinder gibt; aber er kommt früher oder später kraft des unwiderstehlichen Dranges des Geistes aus seiner Niedrigkeit herauszutreten und glücklich zu werden. Das die Dauer der Leiden ordnende Gesetz ist somit in hervorragender Weise wohlwollend und weise, indem es jene Dauer den Anstrengungen des Geistes unterordnet. Es raubt ihm nie den freien Willen; macht er von diesem einen schlechten Gebrauch, so trägt er selbst die Folgen.“
hl. Ludwig
,,Ohne Zweifel litte er ewig, wenn er ewig böse bliebe, d.h. wenn er nie bereuen noch sich bessern würde; aber Gott schuf nicht Wesen, damit sie auf ewig dem Bösen geweiht seien: Er schuf sie nur einfach und unwissend und alle sollen fortschreiten während einer kürzeren oder längeren Zeit, je nach ihrem Wollen. Der Wille kann mehr oder weniger verspätet eintreten, so wie es mehr oder weniger frühreife Kinder gibt; aber er kommt früher oder später kraft des unwiderstehlichen Dranges des Geistes aus seiner Niedrigkeit herauszutreten und glücklich zu werden. Das die Dauer der Leiden ordnende Gesetz ist somit in hervorragender Weise wohlwollend und weise, indem es jene Dauer den Anstrengungen des Geistes unterordnet. Es raubt ihm nie den freien Willen; macht er von diesem einen schlechten Gebrauch, so trägt er selbst die Folgen.“
hl. Ludwig
1007. Gibt es Geister, die nie bereuen?
,,Es gibt welche, deren Reue sehr spät eintritt; aber behaupten, dass sie sich nie bessern, hieße das Gesetz des Fortschritts leugnen und sagen, das Kind könne nie zum Erwachsenen werden.“
hl. Ludwig
,,Es gibt welche, deren Reue sehr spät eintritt; aber behaupten, dass sie sich nie bessern, hieße das Gesetz des Fortschritts leugnen und sagen, das Kind könne nie zum Erwachsenen werden.“
hl. Ludwig
1008. Hängt die Dauer der Leiden stets vom Willen des Geistes ab und gibt es nicht solche, die ihm für eine bestimmte Zeit auferlegt werden?
„Ja, Strafen und Leiden können ihm für eine zeitlang auferlegt werden, aber Gott, der nur das Beste seiner Geschöpfe will, nimmt stets die Reue an, und die Sehnsucht, besser zu werden, ist niemals unfruchtbar.“
hl. Ludwig
„Ja, Strafen und Leiden können ihm für eine zeitlang auferlegt werden, aber Gott, der nur das Beste seiner Geschöpfe will, nimmt stets die Reue an, und die Sehnsucht, besser zu werden, ist niemals unfruchtbar.“
hl. Ludwig
1009. Demnach würden die Leiden nie für die Ewigkeit verhängt werden?
„Fragt eure Vernunft, euren gesunden Menschenverstand und bedenkt, ob eine ewige Verdammnis für einige Augenblicke der Verfehlung nicht ein Leugnen der Güte Gottes wäre? Was bedeutet in der Tat die Dauer des Lebens und betrüge sie auch hundert Jahre, gegenüber der Ewigkeit? Endlose Leiden und Qualen ohne Hoffnung, für einige Verfehlungen! Weist euer Urteil einen solchen Gedanken nicht zurück? Dass die Alten im Herrn der Welt einen schrecklichen, eifersüchtigen und rachsüchtigen Gott erblickten, das lässt sich begreifen: In ihrer Unwissenheit legten sie der Gottheit menschliche Leidenschaften bei; das ist aber dann nicht der Gott der Christen, welcher Liebe, Erbarmen, Vergessen der Beleidigungen zu den ersten Tugenden rechnet: Sollte er selbst der Eigenschaften entbehren, die er als Tugenden bezeichnet? Ist es nicht ein Widerspruch, ihm unendliche Güte und unendliche Rache zuzuschreiben? Ihr sagt, vor allem sei er gerecht, und der Mensch begreife seine Gerechtigkeit nicht. Aber Gerechtigkeit schließt Güte nicht aus, und er wäre nicht gut, wenn er die Mehrzahl seiner Geschöpfe ewigen schrecklichen Strafen und Leiden weihen würde. Könnte er seine Kinder zur Gerechtigkeit verpflichten, wenn er ihnen nicht auch die Mittel, sie zu erkennen, verliehen hätte? Kann es übrigens eine erhabenere Vereinigung von Gerechtigkeit und Güte geben, als die Länge der Leiden von den Bemühungen des Schuldigen, sich zu bessern, abhängig zu machen? Hier erfüllt sich die Wahrheit des Wortes: „Einem jeden nach seinen Werken.“
hl. Augustin
Bemüht euch mit allen Mitteln, die in eurer Macht liegen, den Gedanken an die Ewigkeit der Höllenstrafen zu bekämpfen, diesen Lästergedanken gegen Gottes Gerechtigkeit und Güte, diese fruchtbarste Quelle des Unglaubens, des Materialismus und der Gleichgültigkeit, welche die Massen, seit sie sich geistig zu entwickeln begannen, mit sich fortreißen. Sobald der Geist bereit ist, die Erkenntnis zu erlangen, erfasst er die ungeheuerliche Ungerechtigkeit dieses Gedankens der ewigen Strafe; seine Vernunft weist diesen Gedanken zurück und dann verfällt er selten in denselben Irrtum, die ihn empörende Strafe, Gott zu zuschreiben. Daher die zahllosen Übel, die über euch kommen und deren Heilung wir euch bringen wollen.
Die Lösung der Aufgabe, die wir euch bezeichnen, wird euch um so leichter fallen, als die Autoritäten, auf die sich die Verteidiger dieses Glaubens stützen, alle es vermieden haben, sich festzulegen: Weder die Konzilien, noch die Kirchenväter haben diese wichtige Frage entschieden. Wenn Christus nach den Evangelisten selbst und wenn man seine sinnbildlichen Worte buchstäblich nähme, die Schuldigen mit dem nicht verlöschenden Feuer, mit dem ewigen Feuer bedrohte, so liegt doch absolut nichts in seinen Worten, das bewiese, er habe sie auf ewig verdammt.
Ihr armen verirrten Schafe, lasset den guten Hirten zu euch kommen, welcher weit entfernt, euch für ewig aus seiner Gegenwart zu verstoßen, vielmehr euch entgegeneilt, um euch in eure Herde zurückzuführen. Verlorene Söhne, verlasst eure freiwillige Verbannung, wendet eure Schritte zum Vaterhaus: der Vater streckt euch seine Arme entgegen und ist stets bereit, eure Rückkehr festlich zu begehen.“
Lamennais
„Streit um Worte! Streit um Worte! Habt ihr noch nicht genug Blut vergossen? Sollen die Scheiterhaufen wieder auflodern? Man streitet sich über die Worte „Ewigkeit der Leiden, Ewigkeit der Strafen.“ Wisst ihr denn nicht, dass unter dem, was ihr heute „Ewigkeit“ nennt, die Alten etwas anderes verstanden? Der Theologe möge in den Quellen forschen und wie ihr alle, so wird auch er in denselben finden, dass der hebräische Text dem Wort „Ewigkeit“, das die Griechen, Lateiner und die Neueren mit „endlosen, nimmer zu erlassenden“ Strafen oder Leiden übersetzten, nicht dieselbe Bedeutung beilegte. Ewigkeit der Strafe entspricht der Ewigkeit des Bösen. Ja, so lange das Böse unter den Menschen dauern wird, ebenso lange werden auch die Strafen dauern. Die heiligen Schriften müssen nach ihrem Zusammenhang ausgelegt werden. Die Ewigkeit der Strafen ist also eine relative, keine absolute .
Möge der Tag kommen, wo alle Menschen, kraft ihrer Reue, sich mit dem Gewand der Unschuld bekleiden und von dem Tag an wird es kein Heulen und Zähneklappern mehr geben. Eure menschliche Vernunft ist allerdings beschränkt, aber so wie sie einmal ist, ist sie doch ein Geschenk Gottes, und mit dieser Vernunft vermag kein einziger aufrichtiger Mensch die Ewigkeit der Strafen anders zu verstehen: Ewigkeit der Strafen! Wie? Da müsste man ja annehmen, dass das Böse ewig sei. Gott allein ist ewig und konnte nicht das Böse als ein ewiges schaffen, sonst müsste man ihm die herrlichste seiner Eigenschaften, seine Allmacht absprechen; denn der ist nicht allmächtig, der eine seiner Werke zerstörendes Element schaffen kann. O Menschheit, Menschheit! Versenke nicht mehr deinen traurigen Blick in die Tiefe der Erde, um dort unten Strafen zu entdecken: Weine, hoffe, übe Sühne und suche Zuflucht in der Vorstellung eines allgütigen, allmächtigen und allgerechten Gottes.“
Platon
„Nach der göttlichen Einheit hinstreben, das ist das Ziel der Menschheit. Dazu gehören drei Dinge: Gerechtigkeit, Liebe und Wissen. Drei Dinge widerstreiten diesem: Unwissenheit, Hass und Ungerechtigkeit. Nun denn! Wahrlich ich sage euch, ihr würdet diese Grundwahrheiten Lügen strafen, wenn ihr die Ideen Gottes durch Übertreibung seiner Strenge verzerrt. Ihr verzerrt sie zweifach, wenn ihr in dem Geist des Geschöpfes den Gedanken aufkommen lasst, dass es selbst mehr Gnade, Milde, Liebe und wahre Gerechtigkeit besitze, als ihr dem unendlichen Wesen zuschreibt. Ihr vernichtet selbst die Vorstellung der Hölle, indem ihr sie lächerlich und eurem Glauben unzugänglich macht, wie auch dies mit den widrigen Schauspielen der Henker, der Scheiterhaufen und der Folter des Mittelalters geschieht! Wie? Hofft ihr jetzt, nachdem die blinde Wiedervergeltung für immer aus den menschlichen Gesetzen verbannt ist, sie im Ideal aufrecht zu erhalten? Oh!; glaubt mir, Brüder in Gott und Christo, glaubt mir, ihr lasst alle eure Glaubenssätze lieber unter euren Händen zugrunde gehen, statt sie zu ändern, flößt ihnen neues Leben ein, indem ihr sie dem wohltuenden eben jetzt auf euch einströmenden Einfluss der Guten in dieser Zeit sich öffnen lasst. Die Vorstellung der Hölle mit ihren brennenden Öfen, ihren siedenden Kesseln, mag in einem eisernen Zeitalter verständlich, d.h. verzeihlich sein; im neunzehnten Jahrhundert aber ist sie nichts mehr als ein eitles Gespenst, gerade noch gut genug, etwa kleine Kinder zu schrecken, – ein Gespenst aber, an das die Kinder nicht mehr glauben, sobald sie erwachsen sind. Verharrt ihr in dieser Schrecken erregenden Sagenkunde oder Mythologie, so erzeugt ihr damit den Unglauben, den Vater jeder gesellschaftlichen Zerrüttung. Denn ich zittere vor dem Gedanken, eine ganze soziale Ordnung wegen jeden Mangels an letzter Strafbestimmung erschüttert und in sich zusammenstürzen zu sehen. Ans Werk denn, Männer des lebendigen und glühenden Glaubens, ihr Vorläufer des Tages des Lichts! Nicht um veraltete Fabeln, die keinen Glauben mehr verdienen, aufrecht zu halten, sondern um die wahrhaftige letzte Strafbestimmung wieder ins Leben zu rufen in einer Gestalt, die eurer Moral, euren Gefühlen und der Bildung eurer Zeit entspricht.
Wer ist in Wahrheit der Strafbare? Der ist es, der durch eine Verirrung, durch eine falsche Richtung seiner Seele sich vom Endziel der Schöpfung entfernt, das in dem harmonischen Kult des Schönen, Guten besteht; idealisiert in dem Vorbild des Menschen, Jesus Christus.
„Fragt eure Vernunft, euren gesunden Menschenverstand und bedenkt, ob eine ewige Verdammnis für einige Augenblicke der Verfehlung nicht ein Leugnen der Güte Gottes wäre? Was bedeutet in der Tat die Dauer des Lebens und betrüge sie auch hundert Jahre, gegenüber der Ewigkeit? Endlose Leiden und Qualen ohne Hoffnung, für einige Verfehlungen! Weist euer Urteil einen solchen Gedanken nicht zurück? Dass die Alten im Herrn der Welt einen schrecklichen, eifersüchtigen und rachsüchtigen Gott erblickten, das lässt sich begreifen: In ihrer Unwissenheit legten sie der Gottheit menschliche Leidenschaften bei; das ist aber dann nicht der Gott der Christen, welcher Liebe, Erbarmen, Vergessen der Beleidigungen zu den ersten Tugenden rechnet: Sollte er selbst der Eigenschaften entbehren, die er als Tugenden bezeichnet? Ist es nicht ein Widerspruch, ihm unendliche Güte und unendliche Rache zuzuschreiben? Ihr sagt, vor allem sei er gerecht, und der Mensch begreife seine Gerechtigkeit nicht. Aber Gerechtigkeit schließt Güte nicht aus, und er wäre nicht gut, wenn er die Mehrzahl seiner Geschöpfe ewigen schrecklichen Strafen und Leiden weihen würde. Könnte er seine Kinder zur Gerechtigkeit verpflichten, wenn er ihnen nicht auch die Mittel, sie zu erkennen, verliehen hätte? Kann es übrigens eine erhabenere Vereinigung von Gerechtigkeit und Güte geben, als die Länge der Leiden von den Bemühungen des Schuldigen, sich zu bessern, abhängig zu machen? Hier erfüllt sich die Wahrheit des Wortes: „Einem jeden nach seinen Werken.“
hl. Augustin
Bemüht euch mit allen Mitteln, die in eurer Macht liegen, den Gedanken an die Ewigkeit der Höllenstrafen zu bekämpfen, diesen Lästergedanken gegen Gottes Gerechtigkeit und Güte, diese fruchtbarste Quelle des Unglaubens, des Materialismus und der Gleichgültigkeit, welche die Massen, seit sie sich geistig zu entwickeln begannen, mit sich fortreißen. Sobald der Geist bereit ist, die Erkenntnis zu erlangen, erfasst er die ungeheuerliche Ungerechtigkeit dieses Gedankens der ewigen Strafe; seine Vernunft weist diesen Gedanken zurück und dann verfällt er selten in denselben Irrtum, die ihn empörende Strafe, Gott zu zuschreiben. Daher die zahllosen Übel, die über euch kommen und deren Heilung wir euch bringen wollen.
Die Lösung der Aufgabe, die wir euch bezeichnen, wird euch um so leichter fallen, als die Autoritäten, auf die sich die Verteidiger dieses Glaubens stützen, alle es vermieden haben, sich festzulegen: Weder die Konzilien, noch die Kirchenväter haben diese wichtige Frage entschieden. Wenn Christus nach den Evangelisten selbst und wenn man seine sinnbildlichen Worte buchstäblich nähme, die Schuldigen mit dem nicht verlöschenden Feuer, mit dem ewigen Feuer bedrohte, so liegt doch absolut nichts in seinen Worten, das bewiese, er habe sie auf ewig verdammt.
Ihr armen verirrten Schafe, lasset den guten Hirten zu euch kommen, welcher weit entfernt, euch für ewig aus seiner Gegenwart zu verstoßen, vielmehr euch entgegeneilt, um euch in eure Herde zurückzuführen. Verlorene Söhne, verlasst eure freiwillige Verbannung, wendet eure Schritte zum Vaterhaus: der Vater streckt euch seine Arme entgegen und ist stets bereit, eure Rückkehr festlich zu begehen.“
Lamennais
„Streit um Worte! Streit um Worte! Habt ihr noch nicht genug Blut vergossen? Sollen die Scheiterhaufen wieder auflodern? Man streitet sich über die Worte „Ewigkeit der Leiden, Ewigkeit der Strafen.“ Wisst ihr denn nicht, dass unter dem, was ihr heute „Ewigkeit“ nennt, die Alten etwas anderes verstanden? Der Theologe möge in den Quellen forschen und wie ihr alle, so wird auch er in denselben finden, dass der hebräische Text dem Wort „Ewigkeit“, das die Griechen, Lateiner und die Neueren mit „endlosen, nimmer zu erlassenden“ Strafen oder Leiden übersetzten, nicht dieselbe Bedeutung beilegte. Ewigkeit der Strafe entspricht der Ewigkeit des Bösen. Ja, so lange das Böse unter den Menschen dauern wird, ebenso lange werden auch die Strafen dauern. Die heiligen Schriften müssen nach ihrem Zusammenhang ausgelegt werden. Die Ewigkeit der Strafen ist also eine relative, keine absolute .
Möge der Tag kommen, wo alle Menschen, kraft ihrer Reue, sich mit dem Gewand der Unschuld bekleiden und von dem Tag an wird es kein Heulen und Zähneklappern mehr geben. Eure menschliche Vernunft ist allerdings beschränkt, aber so wie sie einmal ist, ist sie doch ein Geschenk Gottes, und mit dieser Vernunft vermag kein einziger aufrichtiger Mensch die Ewigkeit der Strafen anders zu verstehen: Ewigkeit der Strafen! Wie? Da müsste man ja annehmen, dass das Böse ewig sei. Gott allein ist ewig und konnte nicht das Böse als ein ewiges schaffen, sonst müsste man ihm die herrlichste seiner Eigenschaften, seine Allmacht absprechen; denn der ist nicht allmächtig, der eine seiner Werke zerstörendes Element schaffen kann. O Menschheit, Menschheit! Versenke nicht mehr deinen traurigen Blick in die Tiefe der Erde, um dort unten Strafen zu entdecken: Weine, hoffe, übe Sühne und suche Zuflucht in der Vorstellung eines allgütigen, allmächtigen und allgerechten Gottes.“
Platon
„Nach der göttlichen Einheit hinstreben, das ist das Ziel der Menschheit. Dazu gehören drei Dinge: Gerechtigkeit, Liebe und Wissen. Drei Dinge widerstreiten diesem: Unwissenheit, Hass und Ungerechtigkeit. Nun denn! Wahrlich ich sage euch, ihr würdet diese Grundwahrheiten Lügen strafen, wenn ihr die Ideen Gottes durch Übertreibung seiner Strenge verzerrt. Ihr verzerrt sie zweifach, wenn ihr in dem Geist des Geschöpfes den Gedanken aufkommen lasst, dass es selbst mehr Gnade, Milde, Liebe und wahre Gerechtigkeit besitze, als ihr dem unendlichen Wesen zuschreibt. Ihr vernichtet selbst die Vorstellung der Hölle, indem ihr sie lächerlich und eurem Glauben unzugänglich macht, wie auch dies mit den widrigen Schauspielen der Henker, der Scheiterhaufen und der Folter des Mittelalters geschieht! Wie? Hofft ihr jetzt, nachdem die blinde Wiedervergeltung für immer aus den menschlichen Gesetzen verbannt ist, sie im Ideal aufrecht zu erhalten? Oh!; glaubt mir, Brüder in Gott und Christo, glaubt mir, ihr lasst alle eure Glaubenssätze lieber unter euren Händen zugrunde gehen, statt sie zu ändern, flößt ihnen neues Leben ein, indem ihr sie dem wohltuenden eben jetzt auf euch einströmenden Einfluss der Guten in dieser Zeit sich öffnen lasst. Die Vorstellung der Hölle mit ihren brennenden Öfen, ihren siedenden Kesseln, mag in einem eisernen Zeitalter verständlich, d.h. verzeihlich sein; im neunzehnten Jahrhundert aber ist sie nichts mehr als ein eitles Gespenst, gerade noch gut genug, etwa kleine Kinder zu schrecken, – ein Gespenst aber, an das die Kinder nicht mehr glauben, sobald sie erwachsen sind. Verharrt ihr in dieser Schrecken erregenden Sagenkunde oder Mythologie, so erzeugt ihr damit den Unglauben, den Vater jeder gesellschaftlichen Zerrüttung. Denn ich zittere vor dem Gedanken, eine ganze soziale Ordnung wegen jeden Mangels an letzter Strafbestimmung erschüttert und in sich zusammenstürzen zu sehen. Ans Werk denn, Männer des lebendigen und glühenden Glaubens, ihr Vorläufer des Tages des Lichts! Nicht um veraltete Fabeln, die keinen Glauben mehr verdienen, aufrecht zu halten, sondern um die wahrhaftige letzte Strafbestimmung wieder ins Leben zu rufen in einer Gestalt, die eurer Moral, euren Gefühlen und der Bildung eurer Zeit entspricht.
Wer ist in Wahrheit der Strafbare? Der ist es, der durch eine Verirrung, durch eine falsche Richtung seiner Seele sich vom Endziel der Schöpfung entfernt, das in dem harmonischen Kult des Schönen, Guten besteht; idealisiert in dem Vorbild des Menschen, Jesus Christus.
Was ist die Strafe? Sie ist die natürliche Folge, die aus jener falschen Richtung entspringt. Die notwendige Summe von Schmerzen, um dem Menschen den Geschmack an seiner Missgestaltung verlieren zu lassen, durch gründliche Erfahrung dessen, was Leiden heißt. Die Strafe ist der Stachel, der die Seele durch bitteres Leid zwingt, sich in sich selbst zurückzuziehen und zu den Gestaden des Heils zurückzukehren. Der Zweck der Strafe ist kein anderer als Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, als Befreiung. Die Strafe zu einer ewigen machen für einen Fehltritt, der nicht ewig ist, heißt derselben allen vernünftigen Grund absprechen.
Oh!; wahrlich, wahrlich, ich sage euch, stellt von nun an nicht mehr als ewig nebeneinander das Gute, das Wesen des Schöpfers, und das Böse, das Wesen des Geschöpfes: Das hieße eine nimmer zu rechtfertigende Strafgerechtigkeit schaffen. Behauptet vielmehr die stufenweise Tilgung der Züchtigungen und Leiden durch die Reinkarnation, dann bestätigt und heiligt ihr, indem ihr Vernunft und Gefühl vereinigt, die göttliche Einheit.“
Apostel Paulus
Durch den Reiz von Belohnungen will man den Menschen zum Guten ermuntern, durch Furcht vor Strafe ihn vom Bösen abhalten. Wenn aber die Strafen in einer Weise dargestellt werden, dass die Vernunft nicht an sie glauben kann, so haben sie keine Wirkung auf ihn. Im Gegenteil, er wird beides verwerfen: Form und Inhalt. Führt man ihm dagegen die Zukunft in einer vernünftigen Weise vor Augen, dann wird er nichts zu verwerfen haben. Diese Erklärung gibt ihm der Spiritismus.
Die Lehre von der Ewigkeit der Strafen im unbedingten Sinn des Wortes macht einen unversöhnlichen Gott zum höchsten Wesen. Vertrüge es sich mit der Vernunft, von einem Fürsten zu sagen, er sei sehr gut, sehr wohlwollend und nachsichtig, er wolle nur das Wohl seiner Untergebenen, sei aber gleichzeitig eifersüchtig, rachsüchtig, unerbittlich streng und strafe mit den äußersten Leiden dreiviertel seiner Untertanen wegen einer Beleidigung oder einer Übertretung seiner Gesetze, selbst diejenigen, welche nur fehlten, weil sie diese nicht kannten? Wäre das nicht ein Widerspruch? Oder sollte Gott weniger gut sein als ein Mensch?
Oh!; wahrlich, wahrlich, ich sage euch, stellt von nun an nicht mehr als ewig nebeneinander das Gute, das Wesen des Schöpfers, und das Böse, das Wesen des Geschöpfes: Das hieße eine nimmer zu rechtfertigende Strafgerechtigkeit schaffen. Behauptet vielmehr die stufenweise Tilgung der Züchtigungen und Leiden durch die Reinkarnation, dann bestätigt und heiligt ihr, indem ihr Vernunft und Gefühl vereinigt, die göttliche Einheit.“
Apostel Paulus
Durch den Reiz von Belohnungen will man den Menschen zum Guten ermuntern, durch Furcht vor Strafe ihn vom Bösen abhalten. Wenn aber die Strafen in einer Weise dargestellt werden, dass die Vernunft nicht an sie glauben kann, so haben sie keine Wirkung auf ihn. Im Gegenteil, er wird beides verwerfen: Form und Inhalt. Führt man ihm dagegen die Zukunft in einer vernünftigen Weise vor Augen, dann wird er nichts zu verwerfen haben. Diese Erklärung gibt ihm der Spiritismus.
Die Lehre von der Ewigkeit der Strafen im unbedingten Sinn des Wortes macht einen unversöhnlichen Gott zum höchsten Wesen. Vertrüge es sich mit der Vernunft, von einem Fürsten zu sagen, er sei sehr gut, sehr wohlwollend und nachsichtig, er wolle nur das Wohl seiner Untergebenen, sei aber gleichzeitig eifersüchtig, rachsüchtig, unerbittlich streng und strafe mit den äußersten Leiden dreiviertel seiner Untertanen wegen einer Beleidigung oder einer Übertretung seiner Gesetze, selbst diejenigen, welche nur fehlten, weil sie diese nicht kannten? Wäre das nicht ein Widerspruch? Oder sollte Gott weniger gut sein als ein Mensch?
Noch ein anderer Widerspruch zeigt sich hier. Da Gott allwissend ist, so wusste er also auch, als er eine Seele schuf, dass sie sich verfehlen werde. Sie war also schon bei ihrer Erschaffung dem ewigen Leiden geweiht. Ist so was möglich, vernunftgemäß? Mit der Lehre von den verhältnismäßigen Strafen ist hingegen alles gerechtfertigt. Gott wusste ohne Zweifel, dass die Seele sich verfehlen werde, aber er gibt ihr die Mittel an die Hand, sich durch eigene Erfahrung, ja durch ihre Fehltritte zu belehren und zu bessern. Sie muss ihre Irrtümer sühnen, um sich im Guten mehr und mehr zu befestigen, aber die Türe der Hoffnung ist ihr nicht auf ewig verschlossen und Gott macht die Zeit ihrer Befreiung von der Mühe abhängig, die sie sich gibt, dahin zu gelangen. Das ist etwas, das jeder begreifen und das auch die peinlichste Logik zugeben kann. Wären die künftigen Strafen unter diesem Gesichtspunkt dargestellt worden, es gäbe viel weniger Zweifler.
Das Wort „ewig“ wird in der gewöhnlichen Redeweise oft bildlich gebraucht als Bezeichnung für etwas, das sehr lange dauert und dessen Ende man nicht vorhersieht, obschon man weiß, dass dieses Ende kommt. So reden wir z.B. von dem ewigen Schnee der Hochgebirge, der Pole, obwohl wir wissen, dass einerseits die physische Welt ein Ende nehmen und dass andererseits der Zustand jener Gegenden durch die regelmäßige Veränderung der Erdachse oder durch eine Erdrevolution verändert werden kann. Das Wort „ewig“ bezeichnet hier also nicht eine Dauer ohne Ende. Leiden wir an einer langen Krankheit, so sagen wir unser Leiden sei ein ewiges. Wer wird sich somit wundern, wenn Geister, die seit Jahren, seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden leiden, ebenso sprechen? Vergessen wir dabei namentlich nicht, dass ihre Niedrigkeit ihnen nicht gestattet, das Ende des Weges zu sehen und sie daher immer leiden zu müssen meinen, was für sie eine besondere Strafe ist.
Übrigens hat die hohe Gottesgelehrtheit die Lehre von dem stofflichen Feuer, vom Braten in der Hölle, von den der heidnischen Unterwelt entlehnten Qualen und Foltern heutzutage längst aufgegeben und nur noch in den Schulen werden von einigen mehr sich ereifernden als unterrichteten Männern diese schrecklichen Bilder als tatsächliche Wahrheiten vorgeführt, und zwar sehr mit Unrecht, denn diese jungen Köpfe voll Einbildungskraft dürften, wenn sie später von ihrem Schrecken zurückkommen, leicht die Zahl der Ungläubigen vermehren. Die Gottesgelehrtheit anerkennt jetzt, dass das Wort „Feuer“ bildlich gemeint und als moralisches Feuer zu verstehen ist. (974.) Wer so wie wir die Höhen und Tiefen dieses hiesigen und die Leiden des jenseitigen Lebens nach den Geistermitteilungen verfolgte, konnte sich überzeugen, dass letztere, wenn sie auch nicht stofflicher Art sind, nicht weniger schmerzen. Selbst in Bezug auf ihre Dauer beginnen gewisse Theologen dieselben in dem oben angegebenen beschränkteren Sinn zu zulassen und meinen, dass man das Wort „ewig“ von den Leiden an und für sich als den Folgen eines unabänderlichen Gesetzes und nicht von ihrer Anwendung auf jedes Individuum zu verstehen brauche. An dem Tag, wo die Religion diese Auslegung sowie einige andere nicht minder aus der fortschreitenden Erkenntnis hervorgehende Deutungen zulässt, wird sie viele verirrte Schafe wieder um sich sammeln.
Das Wort „ewig“ wird in der gewöhnlichen Redeweise oft bildlich gebraucht als Bezeichnung für etwas, das sehr lange dauert und dessen Ende man nicht vorhersieht, obschon man weiß, dass dieses Ende kommt. So reden wir z.B. von dem ewigen Schnee der Hochgebirge, der Pole, obwohl wir wissen, dass einerseits die physische Welt ein Ende nehmen und dass andererseits der Zustand jener Gegenden durch die regelmäßige Veränderung der Erdachse oder durch eine Erdrevolution verändert werden kann. Das Wort „ewig“ bezeichnet hier also nicht eine Dauer ohne Ende. Leiden wir an einer langen Krankheit, so sagen wir unser Leiden sei ein ewiges. Wer wird sich somit wundern, wenn Geister, die seit Jahren, seit Jahrhunderten, ja seit Jahrtausenden leiden, ebenso sprechen? Vergessen wir dabei namentlich nicht, dass ihre Niedrigkeit ihnen nicht gestattet, das Ende des Weges zu sehen und sie daher immer leiden zu müssen meinen, was für sie eine besondere Strafe ist.
Übrigens hat die hohe Gottesgelehrtheit die Lehre von dem stofflichen Feuer, vom Braten in der Hölle, von den der heidnischen Unterwelt entlehnten Qualen und Foltern heutzutage längst aufgegeben und nur noch in den Schulen werden von einigen mehr sich ereifernden als unterrichteten Männern diese schrecklichen Bilder als tatsächliche Wahrheiten vorgeführt, und zwar sehr mit Unrecht, denn diese jungen Köpfe voll Einbildungskraft dürften, wenn sie später von ihrem Schrecken zurückkommen, leicht die Zahl der Ungläubigen vermehren. Die Gottesgelehrtheit anerkennt jetzt, dass das Wort „Feuer“ bildlich gemeint und als moralisches Feuer zu verstehen ist. (974.) Wer so wie wir die Höhen und Tiefen dieses hiesigen und die Leiden des jenseitigen Lebens nach den Geistermitteilungen verfolgte, konnte sich überzeugen, dass letztere, wenn sie auch nicht stofflicher Art sind, nicht weniger schmerzen. Selbst in Bezug auf ihre Dauer beginnen gewisse Theologen dieselben in dem oben angegebenen beschränkteren Sinn zu zulassen und meinen, dass man das Wort „ewig“ von den Leiden an und für sich als den Folgen eines unabänderlichen Gesetzes und nicht von ihrer Anwendung auf jedes Individuum zu verstehen brauche. An dem Tag, wo die Religion diese Auslegung sowie einige andere nicht minder aus der fortschreitenden Erkenntnis hervorgehende Deutungen zulässt, wird sie viele verirrte Schafe wieder um sich sammeln.