Das Buch der Geister

Allan Kardec

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876. Welches ist außerhalb des durch das menschliche Gesetz begründeten Rechts, die Grundlage der auf dem Naturgesetz beruhenden Gerechtigkeit?
„Christus sagte es euch: Für die anderen das zu wollen, was ihr für euch selbst wollen würdet. Gott legte in des Menschen Herz die Regel für jede wahre Gerechtigkeit, mit dem in einem jeden lebenden Wunsch, seine Rechte geachtet zu sehen. Der Mensch braucht sich, wenn er ungewiss ist, was er unter gegebenen Umständen einem anderen gegenüber zu tun habe, nur zu fragen, wie er möchte, dass man ihm gegenüber unter ähnlichen Umständen handelte: Gott konnte ihm keinen sichereren Führer geben, als sein eigenes Gewissen.“


Das Kennzeichen einer wahren Gerechtigkeit liegt wirklich darin, für die anderen das zu wollen, was man für sich selbst wollen würde, nicht aber das für sich selbst zu wollen, was man für die anderen wollte, – was keineswegs das Gleiche bedeutet. Da es nicht natürlich ist, für sich selbst Übles zu wollen, wenn man den eigenen persönlichen Wunsch zum Vorbild oder Ausgangspunkt nimmt, so ist man sicher für seinen Nächsten niemals etwas anderes als etwas Gutes zu wünschen. Zu jeder Zeit und bei jedem Glauben suchte der Mensch stets sein persönliches Recht zur Geltung zu bringen: Das Erhabene der christlichen Religion besteht darin, dass sie das persönliche Recht zur Grundlage des Rechts des Nächsten macht.