Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit

Allan Kardec

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Kapitel X - Manifestation von Teufeln in den modernen Kundgebungen

1. Die modernen Phänomene aus der Geisterwelt haben die Aufmerksamkeit auf ähnliche Tatsachen gelenkt, die zu allen Zeiten stattgefunden haben, und nie ist die Geschichte in dieser Beziehung mehr durchforscht worden als in jüngster Zeit. Von der Ähnlichkeit der Wirkungen hat man auf die Einheit der Ursache geschlossen. Wie bei allen außerordentlichen Tatsachen, deren Ursache unbekannt war, hat die Unwissenheit darin etwas Übersinnliches gesehen, und der Aberglaube hat diese Tatsachen durch das Hinzufügen von sinnlosen Dingen, die für wahr gehalten wurden, verstärkt. So kommt von daher eine Vielzahl von Legenden, die zum größten Teil eine Mischung von ein wenig Wahrem und viel Falschem sind.


2. Die Lehren über den Teufel, die so lange vorgeherrscht haben, hatten seine Macht dermaßen übertrieben, dass sie sozusagen Gott darüber vergessen lassen haben. Dem Teufel gab man deshalb die Ehre von allem, was menschliches Vermögen zu überschreiten schien. Überall trat die Hand Satans hervor. Die besten Dinge, die nützlichsten Entdeckungen, all jene vor allem, die den Menschen aus der Unwissenheit ziehen und den Kreis seiner Vorstellungen erweitern konnten, sind so manches Mal als teuflische Werke betrachtet worden. Die spiritistischen Phänomene, die sich in unseren Tagen vervielfachen, besser beobachtet mit Hilfe der Einsicht, der Vernunft und den Daten der Wissenschaft, haben allerdings das Eingreifen verborgener Intelligenzen bestätigt, die aber immer in den Grenzen der Naturgesetze handeln und als Wesen, die durch ihr Handeln eine neue Kraft und bis heute unbekannte Gesetze offenbaren. Die Frage beschränkt sich also darauf, von welcher Ordnung diese Intelligenzen sind.

Solange man von der geistigen WeIt nur unbestimmte Vorstellungen oder bloße Theorien hatte, konnte man sich irren. Aber heutzutage, wo streng geführte Beobachtungen und experimentelle Studien ein Licht auf das Wesen der Geister, ihren Ursprung, ihre Bestimmung, ihre Aufgabe im Weltall und ihre Vorgehensweise geworfen haben, ist die Frage durch Tatsachen entschieden. Man weiß jetzt, dass es die Seelen derer sind, die auf der Erde gelebt haben. Man weiß auch, dass die verschiedenen Kategorien von guten und bösen Geistern keine Wesen von verschiedenen Arten bilden, sondern nur verschiedene Stufen des Fortschritts bezeichnen. Gemäß dem Rang, den sie aufgrund ihrer geistigen und moralischen Entwicklung einnehmen, zeigen sich die, die sich manifestieren, auf sehr unterschiedliche Weise, was nicht ausschließt, dass sie aus der großen menschlichen Gattung hervorgegangen sind, genauso wie der Wilde, der Barbar und der zivilisierte Mensch.


3. In diesem Punkt, wie in vielen anderen, hält die Kirche in Bezug auf die Teufel an ihren alten Anschauungen fest. Sie sagt: "Wir haben Prinzipien, die sich seit achtzehn Jahrhunderten nicht verändert haben und unveränderlich sind." Das Unrecht der Kirche liegt darin, dass sie den Fortschritt der Ideen nicht berücksichtigt und dass sie Gott für so wenig weise hält, die Offenbarung nicht an die Entwicklung der Intelligenz anzupassen und bei den primitiven Menschen die gleiche Sprache zu sprechen wie bei den fortgeschrittenen. Wenn sich während des Fortschreitens der Menschheit die Religion an alte Irrtümer klammert, sowohl in spirituellen Dingen, als auch in Bezug auf die Wissenschaft, so kommt ein Zeitpunkt, wo sie vom Unglauben überholt wird.


4. Sehen wir, wie die Kirche das ausschließliche Eingreifen der Teufel bei den modernen Kundgebungen erklärt. (Die Anführungen in diesem Kapitel sind demselben Hirtenbrief entlehnt wie die des vorhergehenden. Sie sind dessen Fortsetzung und genießen dasselbe Ansehen.)

In ihrem äußeren Eingreifen sind die Teufel nicht weniger darauf bedacht, ihre Gegenwart zu verschleiern, um jeden Verdacht von sich abzuwenden. Immer listig und gemein, locken sie den Menschen in ihre Fallen, ehe sie ihm die Ketten der Unterdrückung und der Knechtschaft anlegen. Hier erwecken sie durch Erscheinungen und kindische Spiele die Neugierde; dort setzen sie in Erstaunen und unterjochen durch den Reiz des Wunderbaren. Wenn das Übersinnliche in Erscheinung tritt, wenn ihre Macht sie entlarvt, so beruhigen und besänftigen sie die Furcht. Sie werben um Vertrauen, ja sie rufen “manchmal” Vertrautheit hervor. Einmal geben sie sich für Gottheiten und gute Geister aus; einmal leihen sie sich die Namen und selbst die Merkmale der Toten, die unter den Lebenden in Erinnerung geblieben sind. Begünstigt durch diese der alten Schlange würdigen Täuschungen beginnen sie ihr Spiel und man hört sie an. Sie stellen Theorien auf und man glaubt ihnen. Sie mischen einige Wahrheiten in ihre Lügen und bewirken, dass der Irrtum in allen Formen angenommen wird. Darauf zielen die scheinbaren Offenbarungen aus dem Jenseits. Um dieses Ergebnis zu gewinnen, geben das Holz, der Stein, die Wälder und Brunnen, das Heiligtum der Götzen, der Fuß der Tische, die Hand der Kinder: Orakel. Zu diesem Zweck prophezeit die Pythia (amtierende weissagende Priesterin im Orakel von Delphi, die in veränderten Bewusstseinszuständen ihre Prophezeiungen verkündete) in ihrem Delirium und wird der Unwissende in einem geheimnisvollen Traum plötzlich ein Lehrer der Wissenschaft. Täuschen und verführen, das ist überall und zu allen Zeiten der einzige Zweck dieser seltsamen Offenbarungen.

Die überraschenden Ergebnisse dieser Beobachtungen oder dieser größtenteils sonderbaren und lächerlichen Handlungen können weder aus ihrer inneren Kraft, noch aus der von Gott errichteten Ordnung hervorgehen. Man kann sie daher nur durch die Mitwirkung verborgener Mächte erwarten. Dieser Art sind erfahrungsgemäß die außergewöhnlichen Phänomene, die heutzutage durch die anscheinend durchschaubaren Vorgänge des Magnetismus und das intelligente Werkzeug der sprechenden Tische bewirkt werden. Mit Hilfe dieser Ausübungen der neuen Zauberkunst sehen wir unter uns die wieder auftretenden Anrufungen und Vorhersagen, Befragungen, Heilungen und Täuschungen, die die Götzentempel und die Höhlen der Sibyllen (Weissagerinnen) berühmt gemacht haben. Wie in alter Zeit befiehlt man dem Holz und das Holz gehorcht; man befragt es und es antwortet in allen Sprachen und auf alle Fragen. Man befindet sich in der Gegenwart unsichtbarer Wesen, die sich die Namen Verstorbener anmaßen und deren angebliche Offenbarungen von Widerspruch und Lüge geprägt sind. Leichte und formlose Wesen erscheinen plötzlich und zeigen sich mit übermenschlicher Kraft ausgestattet.

Wer sind die geheimen Akteure dieser Phänomene und die wahren Schauspieler in diesen unerklärbaren Auftritten? Engel würden diese unwürdigen Rollen nicht übernehmen, noch sich zu all den Launen einer eitlen Neugier hergeben. Die Seelen der Verstorbenen, deren Befragung Gott verbietet, befinden sich an dem Aufenthaltsort, den Seine Gerechtigkeit ihnen zugewiesen hat und können sich ohne Seine Erlaubnis nicht den Befehlen der Lebenden stellen. Die geheimnisvollen Wesen, die sich auf diese Weise dem ersten Anruf des Abtrünnigen und des Gottlosen wie des Gläubigen, des Verbrechens ebenso wie der Unschuld fügen, sind weder die Gesandten Gottes, noch die Apostel der Wahrheit und des Heils, sondern die Gehilfen des Irrtums und der Hölle. Trotz der Sorgfalt, die sie anwenden, um sich hinter den ehrwürdigsten Namen zu verbergen, verraten sie sich nicht weniger durch das Nichts ihrer Lehren, als durch die Niedrigkeit ihrer Handlungen und die Zusammenhanglosigkeit ihrer Worte. Sie bemühen sich, von dem religiösen Glaubensbekenntnis die Sätze von der Erbsünde, der Auferstehung der Körper, der Endlosigkeit der Strafen und die gesamte göttliche Offenbarung zu löschen, um den Gesetzen ihre Weihe und Kraft zu rauben und dem Laster alle Türen zu öffnen. Könnten ihre Einflüsterungen die Oberhand gewinnen, würden sie einen bequemen Glauben gestalten, zum Gebrauch von unsinnigem Sozialismus und für alle, denen der Begriff von Pflicht und Gewissen unbequem ist. Der Unglaube unseres Jahrhunderts hat ihnen die Wege gebahnt. Mögen die christlichen Gesellschaften durch einfache Rückkehr zum katholischen Glauben doch der Gefahr dieser neuen und furchtbaren Invasion entfliehen.


5. Diese ganze Theorie beruht auf jenem Prinzip, dass Engel und Teufel von den Seelen der Menschen unterschiedliche Wesen und dass diese Seelen das Erzeugnis einer besonderen Schöpfung seien, diesen Teufeln sogar an Einsicht, Kenntnissen und Fähigkeiten aller Art unterlegen. Sie schließt auf das ausschließliche Eingreifen der “gefallenen Engel” in den Offenbarungen alter und neuer Zeit, wie sie den Geistern der Verstorbenen zugeschrieben worden sind.

Ob es den Seelen möglich sei, sich den Lebenden mitzuteilen, ist eine Tatsachenfrage, bei der es sich um ein Ergebnis der Erfahrung und der Beobachtung handelt, das wir hier nicht erörtern wollen. Im Sinn einer hypothetischen Vermutung wollen wir einmal die obige Lehre zugeben und dann sehen, ob sie sich nicht durch ihre eigene Beweisführung selbst zerstört.


6. In den drei Kategorien von Engeln der Kirchenlehre befasst sich die eine ausschließlich mit dem Himmel; eine andere mit der Leitung des Weltalls; der dritten ist die Erde in Amt und Auftrag gegeben und in dieser dritten finden sich die Schutzengel, die dem Schutz jedes Einzelnen übergeordnet sind. Nur ein Teil der Engel dieser Kategorie nahm an dem Aufstand teil und wurde in Teufel verwandelt. Wenn Gott diesen letzteren erlaubt hat, die Menschen durch Einflüsterungen aller Art und eindeutiger Manifestationen ins Verderben zu stoßen, warum, wenn Er im höchsten Maße gerecht und gut ist, sollte Er ihnen die unermessliche Macht bewilligt haben, die sie genießen, und ihnen eine Freiheit gelassen haben, von der sie einen so verderblichen Gebrauch machen, ohne gleichermaßen den guten Engeln (Gottesboten) zu erlauben, dass sie ein Gegengewicht zu ihnen durch ähnliche Kundgebungen bilden, die auf das Gute zielen? Nehmen wir an, Gott habe den Guten und den Bösen einen gleichen Machtanteil gegeben, was schon eine ganz außerhalb des Gesetzes liegende Begünstigung dieser letzteren wäre, so hätte der Mensch wenigstens die Freiheit gehabt zu wählen. Aber ihnen das alleinige Recht der Versuchung zu geben mit der Fähigkeit, das Gute zu heucheln, während sie sich an demselben vergreifen, um so sicherer zu verführen, würde bedeuten, eine wahre Schlinge für seine Schwäche, Unerfahrenheit und seinen guten Glauben zu legen. Mehr noch: Es würde bedeuten, sein Vertrauen auf Gott zu missbrauchen. Die Vernunft wehrt sich gegen die Annahme einer solchen Vergünstigung zum Vorteil des Bösen. Schauen wir auf die Tatsachen.


7. Man bewilligt den Teufeln übersinnliche Fähigkeiten; sie haben nichts von ihrer Engelhaftigkeit verloren. Sie haben das Wissen, den Scharfsinn, die Vorausschau, das Hellsehen der Engel und mehr als das: Schlauheit, Geschicklichkeit und List im höchsten Maße. Ihr Zweck ist, die Menschen vom Guten abzuwenden und besonders, sie von Gott zu entfernen, um sie in die Hölle zu schleppen, deren Lieferanten und Werber sie sind.

Man begreift, dass sie sich an diejenigen wenden, die auf einem guten Weg und für sie verloren sind, wenn sie an diesem festhalten. Man begreift die Verführung und die Vortäuschung des Guten, um sie in ihre Netze zu locken. Aber was an der Sache unbegreiflich ist, das ist, dass sie sich an die wenden, die ihnen bereits mit Leib und Seele angehören, um sie zu Gott und zum Guten zurückzuführen. Wer ist nun mehr in ihren Klauen als derjenige, der Gott leugnet und lästert, der sich ins Laster und in die Unordnung der Leidenschaften stürzt? Ist er nicht bereits auf dem Weg zur Hölle? Begreift man, dass diese, ihrer Beute sicher, ihn dazu treiben, zu Gott zu beten und sich Seinem Willen zu unterwerfen, dem Bösen zu entsagen, dass sie vor seinen Augen die Freuden des Lebens der guten Geister verherrlichen und ihm die Lage der Bösen mit Schrecken malen? Hat man jemals einen Kaufmann gesehen, der seinen Kunden die Ware seines Nachbarn auf Kosten der seinigen anpreist und sie nötigt, zu diesem zu gehen? Einen Werber, der das Militärleben herabsetzt und die Ruhe des häuslichen Lebens lobt? Und zu den Rekruten sagt, dass sie ein Leben voller Beschwerden und Entbehrungen haben werden; dass sie zehn zu einer Chance haben, getötet zu werden oder wenigstens Arme und Beine abgeschossen zu bekommen?

Das ist doch die dumme Rolle, die man den Teufel spielen lässt; denn es ist eine bekannte Tatsache, dass man infolge der Lehren, die aus der unsichtbaren Welt kommen, alle Tage sieht, wie Ungläubige und Atheisten zu Gott zurückgeführt werden und mit Inbrunst beten, wie sie es niemals vorher getan hatten; wie lasterhafte Leute mit Eifer an ihrer Besserung arbeiten. Behaupten zu wollen, das sei das Werk der Listen des Teufels, heißt, einen wahren Dummkopf aus ihm zu machen. Da dies hier nun keine bloße Unterstellung ist, sondern ein Ergebnis der Erfahrung, und da eine Tatsache sich unmöglich wegleugnen lässt, muss man daraus schließen, dass entweder der Teufel als oberster Führer ungeschickt sei; weder so listig, noch so bösartig, wie man behauptet, und folglich nicht sehr zu fürchten sei, da er ja seinen Interessen entgegenarbeitet; oder alle jene Kundgebungen stammen nicht von ihm.


8. Sie bewirken, dass der Irrtum in jeder Gestalt als wahr hingenommen wird; nämlich um das Ergebnis zu erzielen, dass das Holz, der Stein, die Wälder, die Brunnen, das Heiligtum der Götzen, der Fuß der Tische, die Hand der Kinder Orakel hervorbringen.

Was ist denn danach der Wert jener Worte des Evangeliums: "Ich will ausgießen von meinem Geist über alles Fleisch. Eure Söhne und Töchter sollen weissagen; eure Jünglinge sollen Gesichte sehen und eure Greise sollen Träume haben. In jenen Tagen will ich ausgießen von meinem Geist über meine Knechte und meine Mägde und sie werden weissagen" (Apostelgeschichte Kap. 2, Verse 17 und 18). Ist das nicht die Vorhersage der "Medialität", der Vermittlung des Verkehrs mit der Geisterwelt, aller Welt gegeben, selbst den Kindern, die sich in unseren Tagen verwirklicht? Haben die Apostel auf diese Fähigkeit den Bannstrahl geworfen? Nein; sie künden sie als eine Gunst Gottes an und nicht als ein Werk des Teufels. Wissen die Theologen unserer Tage denn über diesen Punkt mehr als die Apostel? Sollten sie in der Erfüllung jener Worte nicht den Finger Gottes sehen?


9. Mit Hilfe dieser Ausübung der modernen Magie sehen wir unter uns die Anrufungen und Orakel, Befragungen, Heilungen und Illusionen wieder auftreten, die die Tempel der Götzenbilder und die Höhlen der Sibyllen berühmt gemacht haben.

Wo sieht man die Ausübung der Zauberei in den auf die Spiritistische Lehre gegründeten Anrufungen? Es gab eine Zeit, in der man an ihre Wirkungskraft glauben konnte; aber heutzutage ist sie lächerlich. Niemand glaubt daran und die Spiritistische Lehre verurteilt sie. Zu einer Zeit, wo die sogenannte Zauberei blühte, hatte man nur eine sehr unvollkommene Vorstellung von der Natur der Geister. Man dachte sich dieselben als mit übermenschlicher Macht begabte Wesen. Man rief sie nur an, um von ihnen, und wäre es selbst um den Preis seiner Seele, die Gunst des Schicksals und den Besitz von Vermögen zu erlangen, die Entdeckung von Schätzen, die Offenbarung der Zukunft oder Liebestränke. Man nahm an, dass Zauberei aus der jüdischen Kabbala mit ihren Zeichen, Formeln und Ausführungen sie in den Besitz angeblicher Geheimnisse bringt, um Wunder zu bewirken, indem Geister dazu gezwungen würden, den Menschen als Werkzeuge zu dienen und ihre Wünsche zu befriedigen. Heutzutage weiß man, dass die Geister nur die Seelen der Menschen sind. Man ruft sie nur, um von den Guten Ratschläge zu empfangen, um die Unvollkommenen moralisch zu verbessern und die Beziehungen mit den Wesen fortzusetzen, die uns lieb sind. Sehen wir, was der Spiritismus zu diesem Thema sagt.


10. Es gibt kein Mittel, einen Geist zu zwingen, gegen seinen Willen zu kommen - wenn er euch moralisch gleich ist oder über euch steht, weil ihr über ihn keine Macht habt. Steht er tiefer als ihr, so könnt ihr es, falls es zu seinem Wohl dient, denn dann helfen euch andere Geister. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Der wesentlichste aller Gefühlszustände für Anrufungen, wenn man mit höheren Geistern zu tun haben will, ist die geistige Sammlung. Mit festem Wunsch für das Gute ist man wirkungsvoller, die höheren Geister anzurufen. Wenn man zum Zeitpunkt der Anrufung für einige Augenblicke der Sammlung seine Seele erhebt, vereint man sich mit den guten Geistern und ermöglicht es ihnen zu kommen. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Kein Gegenstand, keine Münze und kein Talisman hat die Eigenschaft, Geister anzuziehen oder abzustoßen. Die Materie hat keine Wirkung auf sie. Niemals rät ein guter Geist zu solchen Geschmacklosigkeiten. Die Kraft der Talismane hat nur in der Einbildung leichtgläubiger Leute bestanden. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Es gibt keinerlei geheiligte, zauberkräftige Formel für die Anrufung von Geistern. Wer da behauptet, eine solche zu bieten, kann entschlossen der Scharlatanerie beschuldigt werden; denn für die Geister bedeutet die Form nichts. Jedoch soll eine Anrufung stets im Namen Gottes geschehen. (Buch der Medien, Kap. 27)

Die Geister, die an schaurigen Orten und zu ungehörigen Stunden ein Treffen einberufen, sind Geister, die sich auf Kosten derer belustigen, die auf sie hören. Es ist immer unnütz und oft gefährlich, solchen Einflüsterungen nachzugeben; unnütz, weil man schlichtweg nichts dabei gewinnt, als dass man hinters Licht geführt wird; gefährlich, nicht wegen des Bösen, das die Geister tun, sondern wegen des Einflusses, den sie auf schwache Hirne ausüben können. (Buch der Medien, Kap. 25)

Es gibt weder Tage, noch Stunden, die besser oder schlechter für Anrufungen geeignet wären. Das ist für die Geister völlig belanglos, wie alles, was gegenständlich und äußerlich ist, und zu glauben, einen solchen Einfluss zu haben, wäre Aberglaube. Die günstigsten Augenblicke sind die, in denen der Anrufer am wenigsten durch seine gewohnten Beschäftigungen zerstreut ist; in denen sein Körper und Geist die größte Ruhe haben. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Boshafter Kritik hat es gefallen, die Mitteilungen aus der Welt der Geister als von lächerlichen und abergläubischen Zauberkünsten und Geisterbeschwörung begleitet darzustellen. Wenn die, die vom Spiritismus sprechen, ohne ihn zu kennen, sich die Mühe gegeben hätten, zu ergründen, wovon sie sprechen wollen, so hätten sie sich manche Kosten der Erfindung oder der Anführung fremder Aussprüche erspart; denn dies beweist nur ihre Unwissenheit oder ihren schlechten Willen. Zur Erbauung von Leuten, die mit der Wissenschaft nicht vertraut sind, wollen wir sagen, dass es für den Verkehr mit den Geistern weder Tage, noch Stunden, noch Orte gibt, die günstiger wären als andere; dass es weder geweihter, kabbalistischer Formeln, noch solcher Worte bedarf, dass keinerlei Vorbereitung und keinerlei Einweihung nötig ist; dass die Anwendung jedes Zeichens oder äußeren Gegenstandes, sei es die Geister anzuziehen oder abzustoßen, ohne Wirkung ist und dass der Gedanke genügt; schließlich, dass die Medien ihre Mitteilungen empfangen, ohne ihren Normalzustand zu verlassen, auf ebenso einfache, wie natürliche Weise, so als wären diese von einem lebenden Menschen diktiert worden. Nur Scharlatanerie könnte eine Vorliebe für ausschreitende, ungewöhnliche Verfahrensweisen haben und Iächerliche Nebensächlichkeiten hinzufügen. (Was ist Spiritismus? Kap. 2, Satz 49.)

Im Grunde soll die Zukunft dem Menschen verborgen sein. Nur in seltenen und Ausnahmefällen erlaubt Gott deren Enthüllung. Würde der Mensch die Zukunft kennen, so würde er die Gegenwart vernachlässigen und nicht mit derselben Freiheit handeln. Er würde von dem Gedanken beherrscht sein, dass, wenn eine Sache kommen soll, er sich nicht im voraus damit zu beschäftigen braucht, oder sogar versuchen, sie zu verhindern. Gott hat nicht gewollt, dass es so wäre, damit ein jeder seinen Teil zur Erfüllung der Dinge beiträgt, sogar solcher, denen er sich widersetzen würde. Gott gestattet die Enthüllung der Zukunft dann, wenn dieses Vorherwissen die Erfüllung der Sache erleichtern soll, anstatt ihr entgegenzuwirken, dass sie dazu bewegen würde, anders zu handeln, als man es ohne dieses getan hätte. (Buch der Geister, 3. Buch, Kap. 10.)

Die Geister können bei wissenschaftlichen Forschungen und Entdeckungen nicht anleiten. Die Wissenschaft ist das Werk des Genies. Sie soll nur durch die Arbeit erworben werden; denn nur die Arbeit ist es, die den Menschen auf seinem Wege fördert. Welchen Verdienst hätte er, wenn er nur die Geister fragen müsste, um alles zu wissen? Jeder Schwachkopf könnte um diesen Preis ein Gelehrter werden. Mit den Erfindungen und Entdeckungen der Industrie verhält es sich ebenso.

Wenn die Zeit einer Entdeckung gekommen ist, suchen sich die Geister, die mit der Leitung des Verlaufs beauftragt sind, einen Menschen aus, der fähig ist, diese zum Ziel zu führen. Sie flößen ihm die nötigen Gedanken so ein, dass sie ihm den ganzen Verdienst lassen; denn er muss diese Gedanken ausgestalten und umsetzen. So geht es mit allen großen Arbeiten des menschlichen Verstandes. Die Geister lassen jeden Menschen in seinem Kreis. Aus einem, der nur für das Umgraben des Bodens geeignet ist, werden sie keinen Bewahrer der Geheimnisse Gottes machen. Aber sie werden wissen, den zur Unterstützung ihrer Absichten Befähigten aus dem Dunkeln zu ziehen. Lasst euch deshalb nicht von Neugierde oder Ehrgeiz auf einen Weg verleiten, der nicht das Ziel einer würdigen Beschäftigung mit dem Spiritismus ist und der für euch in den lächerlichsten Täuschungen enden würde. (Buch der Medien, Kap. 26.)

Die Geister können nicht dazu befähigen, verborgene Schätze zu entdecken. Höhere Geister befassen sich nicht mit diesen Dingen; aber Spottgeister melden oft das Dasein von Schätzen, die nicht vorhanden sind, oder dass ein solcher an einem Ort gesehen wird, während er an einem entgegengesetzten ist. Das hat seinen Nutzen, um zu zeigen, dass das wahre Glück in der Arbeit liegt. Wenn die Vorsehung irgendjemandem verborgene Reichtümer zugedacht hat, wird er sie auf einfache, naheliegende Weise finden, nicht anders. (Buch der Medien, Kap. 26.)

Die Spiritistische Lehre klärt uns über die Eigenschaften der Fluide auf, die die Wirkungsmittel der unsichtbaren Welt sind und eine der Kräfte und der Gewalten der Natur bilden, und gibt uns auf diese Weise den Schlüssel zu einer Vielzahl unerklärter und durch kein anderes Mittel erklärbarer Vorgänge, die in vergangenen Zeiten für Wunder gelten konnten. Sie offenbart, ebenso wie der Magnetismus, ein, wenn nicht unbekanntes, dann wenigstens schlecht verstandenes Gesetz; oder besser gesagt, man kannte die Wirkungen, denn sie sind zu allen Zeiten aufgetreten; aber man kannte das Gesetz nicht, und eben der Mangel an Kenntnis hat den Aberglauben hervorgebracht. Ist dieses Gesetz bekannt, so schwindet das Wundersame, das Staunen, und die Erscheinungen treten in die Ordnung der gesetzmäßigen Dinge zurück. Darin liegt die Ursache, mit deren Hilfe die Spiritisten nicht mehr Wunder vollbringen, wenn sie bewirken, dass sich Tische drehen oder dass die Verstorbenen schreiben, als der Arzt, wenn er einen im Sterben liegenden Menschen wiederbelebt, oder der Physiker, wenn er Blitze hervorruft und niedergehen lässt. Wer behaupten wollte, er könne mit Hilfe dieser Wissenschaft Wunder tun, wäre der Sache entweder nicht kundig oder ein Betrüger. (Buch der Medien, Kap. 2.)

Gewisse Leute machen sich von den Anrufungen eine ganz falsche Vorstellung. Es gibt Menschen, die glauben, dass diese darin bestehen, die Toten wiederkehren zu lassen, einschließlich dem schaurigen Zubehör des Grabes. Nur in Romanen, den abenteuerlichen Erzählungen von Gespenstern und auf der Bühne sieht man die Totengerippe aus ihren Gruften hervorkommen, in Leinentücher gehüllt und mit ihren Knochen klappernd. Der Spiritismus, der niemals Wunder bewirkt hat, hat das genauso wenig getan wie andere und niemals einen toten Körper wieder zum Leben erweckt. Wenn der Körper im Grab ruht, befindet er sich endgültig dort. Aber das spirituelle, luftartige, einsichtige Wesen ist dort keineswegs mit seiner groben Hülle begraben. Dieses hat sich im Augenblick des Todes von ihm getrennt, und nachdem die Trennung einmal vollzogen ist, hat es mit dieser Hülle nichts mehr gemein. (Was ist Spiritismus? Kap. 2, Stück 48.)


11. Wir sind auf diese Aussagen eingegangen, um zu zeigen, dass die Grundsätze des Spiritismus keinerlei Beziehung zur Magie haben. Also: es gibt hier keine Geister, die den Befehlen der Menschen gehorchen; keine Mittel, sie zu zwingen; keine kabbalistischen Zeichen oder Formeln; keine Entdeckungen von Schätzen oder Mittel zum Reichwerden; keine Wunder oder Sensationen; keine Wahrsagereien oder fantastischen Erscheinungen; kurz, nichts von dem, was das Ziel und die wesentlichen Bestandteile der Zauberei ausmacht! Die Spiritistische Lehre missbilligt nicht nur all diese Dinge, sondern sie beweist deren Unmöglichkeit und Wirkungslosigkeit. Es gibt also keine Ähnlichkeit zwischen Zweck und Mitteln der Zauberei und denen der Spiritistischen Lehre. Sie als einander ähnlich zu zeigen, kann nur eine Sache von Unwissenheit oder Unredlichkeit sein; und da die Grundsätze des Spiritismus nichts Geheimes beinhalten, da sie vielmehr in klaren und eindeutigen Worten formuliert sind, so vermag der Irrtum nichts auszurichten.

Was die Tatsache von Heilungen betrifft, die in dem vorerwähnten Hirtenbrief als wirklich anerkannt sind, so ist das Beispiel schlecht gewählt, um Beziehungen zu den Geistern abzuweisen. Das ist eine der Wohltaten, die am meisten berühren und die ein jeder zu schätzen weiß. Wenige Leute werden geneigt sein, darauf zu verzichten, vor allem, nachdem sie alle anderen Mittel ausgeschöpft haben – aus Furcht vom Teufel geheilt zu werden. Im Gegenteil, mehr als einer wird sagen, wenn ihn der Teufel heilt, so vollbringt er eine gute Tat.

(Indem man von Geistwesen Geheilten hat einreden wollen, dass sie es durch den Teufel seien, hat man eine große Anzahl von ihnen endgültig von der Kirche getrennt, die nicht daran dachten, diese zu verlassen.)


12. “Welches sind die geheimen Kräfte dieser Erscheinungen und die wahren Schauspieler in diesen unerklärbaren Auftritten? Engel würden diese unwürdigen Rollen nicht annehmen und sich nicht dazu hergeben, all die Launen einer eitlen Neugierde zu befriedigen.”

Der Verfasser des Erlasses will von den physischen Manifestationen der Geister sprechen. Unter ihnen finden sich augenscheinlich solche, die höherer Geister wenig würdig wären; und wenn man das Wort "Engel" durch "reine Geister" oder "höhere Geister" ersetzt, so hat man genau das, was die Spiritistische Lehre darüber sagt. Aber man kann die durch Schrift, Wort, Gehör oder jedes andere Mittel erlangten intelligenten Mitteilungen nicht auf dieselbe Linie stellen, die den guten Geistern nicht weniger unwürdig sind, als sie auf der Erde den hervorragendsten Menschen unwürdig sind, noch die Erscheinungen, Heilungen und eine Menge anderer Dinge, die die heiligen Bücher überreichlich als von Engeln oder Heiligen bewirkt anführen. Wenn demnach Engel und Heilige ehemals derartige Erscheinungen bewirkt haben, warum sollten sie diese nicht auch heutzutage bewirken? Warum sollten dieselben Tatsachen heutzutage in den Händen gewisser Leute ein Werk des Teufels sein, während sie bei anderen als heilige Wunder gelten? Eine solche These aufrechtzuerhaIten, bedeutet alle Logik zu missachten.

Der Verfasser des Hirtenbriefes ist im Irrtum, wenn er sagt, diese Erscheinungen seien unerklärbar. Sie sind im Gegenteil heutzutage vollkommen erklärt, und aus diesem Grund betrachtet man sie nicht mehr als wunderbar und aus den Gesetzen fallend; und wären sie noch unerklärt, so wäre es nicht logischer, sie dem Teufel zuzuschreiben, als ihm wie einst die Ehre all der natürlichen Phänomene zu geben, die man nicht begriff.

Unter unwürdigen Rollen muss man lächerliche und solche Rollen verstehen, die darin bestehen, Böses zu tun. Aber man kann doch so nicht diejenigen Geister bezeichnen, die Gutes tun und die Menschen zu Gott und zur Tugend zurückführen. Nun sagt der Spiritismus ausdrücklich, dass unwürdige Rollen nicht in den Zuordnungen der höheren Geister liegen, wie es folgende Vorschriften beweisen:


13. Man erkennt die Eigenschaft der Geister an ihrer Sprache. Die der wahrhaft guten, höheren Geister ist stets würdig, edel, logisch und frei von Widersprüchen. Sie atmet Weisheit, Wohlwollen, Bescheidenheit und reinste Moral; sie ist kurz gefasst und ohne unnütze Worte. Bei den niederen, unwissenden oder hochmütigen Geistern wird die Gedankenarmut fast immer durch einen Überfluss an Worten ausgeglichen. Jeder offensichtlich falsche Gedanke, jeder der gesunden Moral entgegengesetzte Grundsatz, jeder lächerliche Rat, jeder grobe, gemeine oder schlichtweg leichtfertige Ausdruck, schließlich jedes Zeichen von Böswilligkeit, Überheblichkeit oder Arroganz sind unbestreitbare Zeichen der niedrigen Stufe eines Geistes.

Die höheren Geister befassen sich nur mit intelligenten Mitteilungen hinsichtlich unserer Belehrung. Wahrnehmbare oder rein materielle Manifestationen gehören mehr in den Bereich der niederen Geister, die allgemein als “Klopfgeister” bezeichnet werden. Wie unter uns, sind Kraftakte die Sache der Gaukler und nicht der Wissenschaftler. Es wäre absurd zu denken, dass - seien es noch so wenig - erhabene Geister sich ein Vergnügen daraus machen, sich zur Schau zu stellen. (“Was ist Spiritismus?”, Kap. 2, Abs. 37, 38, 39, 40 u. 60; “Buch der Geister”, 2. Buch, Kap. 1: Verschiedene Ordnungen der Geister; die Stufenleiter der Geister; “Buch der Medien”, 2. Teil, Kap. 24: Identität der Geistwesen, Unterscheidung der guten und der bösen Geister.)

Welcher ehrliche Mensch kann in diesen Vorschriften eine den erhabenen Geistern zugewiesene unwürdige Rolle erblicken? Nicht nur, dass der Spiritismus die Geister nicht vermischt, sondern, während man den Teufeln eine den Engeln gleiche Einsicht zuschreibt, stellt er durch Tatsachen fest, dass die niederen Geister mehr oder weniger unwissend sind, dass ihr geistiger Horizont beschränkt, ihr Scharfsinn begrenzt ist; dass sie von den Dingen eine oft falsche und unvollständige Vorstellung haben und unfähig sind, gewisse Fragen zu lösen, was alles es ihnen unmöglich machen würde, all das zu tun, was man den Teufeln zuschreibt.


14. "Die Seelen der Toten, deren Befragung Gott verbietet, wohnen an einem Ort, den Seine Gerechtigkeit ihnen zugewiesen hat, und sie können sich den Lebenden ohne Seine Erlaubnis nicht zur Verfügung stellen."

Die Spiritistische Lehre sagt gleichfalls, dass sie ohne Gottes Erlaubnis nicht kommen können, aber sie ist noch weit strenger. Denn sie sagt, dass kein guter oder böser Geist ohne diese Erlaubnis kommen kann, während die Kirche den Teufeln die Macht zuschreibt, ohne diese Erlaubnis zu kommen. Die Spiritistische Lehre geht noch weiter, indem sie nämlich sagt, dass selbst mit dieser Erlaubnis, wenn sie dem Ruf der Lebenden folgen, sie dies nicht tun, um sich unter deren Befehle zu stellen.

Frage: Kommt ein angerufener Geist freiwillig oder ist er dazu gezwungen? Antwort: Er gehorcht dem Willen Gottes, das heißt dem allgemeinen Gesetz, das das Weltall lenkt. Er beurteilt, ob es nützlich sei, zu kommen, und dann unterliegt es noch seinem freien Willen. Ein höherer Geist kommt immer, wenn er zu einem nützlichen Zweck gerufen wird. Er weigert sich nicht, zu antworten, außer wenn er von wenig ernsten Leuten umgeben ist, die die Sache als Belustigung sehen. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Frage: Kann ein angerufener Geist sich weigern, auf einen Ruf zu kommen, der an ihn gerichtet wird? Antwort: Vollkommen; wo würde sonst seine Willensfreiheit bleiben? Glaubt ihr etwa, dass alle Wesen des Weltalls zu euren Befehlen stehen? Und ihr selbst, glaubt ihr all denen zu einer Antwort verpflichtet zu sein, die euren Namen aussprechen? Wenn ich sage, dass er sich weigern könne, so meine ich auf die Bitte des Anrufenden; denn ein niederes Geistwesen kann von einem höheren gezwungen werden zu kommen. (Buch der Medien, Kap. 25.)

Die Spiritisten sind dermaßen davon überzeugt, dass sie keine unmittelbare Gewalt über die Geister haben und von diesen nichts ohne Gottes Erlaubnis erlangen können, dass sie, wenn sie irgendeinen Geist rufen, sagen: "Ich bitte den allmächtigen Gott, einem guten Geist zu erlauben, mit mir in Verbindung zu treten; ich bitte auch meinen Schutzengel, mir beizustehen und die bösen Geister zu entfernen.” Oder auch, falls es sich um einen Ruf an einen bestimmten Geist handelt: “Ich bitte den allmächtigen Gott, dem Geist von dem und dem zu erlauben, sich mir mitzuteilen." (Buch der Medien, Kap. 27, Abs. 203.)


15. Die von der Kirche gegen die Praxis der Anrufungen geschleuderten Anklagen treffen also nicht die Beschäftigung mit dem Spiritismus, indem sie hauptsächlich gegen die Vorgänge der Zauberei gehen, mit der der Spiritismus nichts gemeinsam hat; weil er bei dieser verurteilt, was die Kirche selber verurteilt; weil er ferner die guten Geistwesen keineswegs eine unwürdige Rolle spielen lässt; und weil er schließlich erklärt, nichts zu verlangen und ohne die Erlaubnis Gottes nichts zu erhalten.

Ohne Zweifel gibt es Leute, die die Anrufungen missbrauchen, die sich ein Vergnügen daraus machen, das sie von ihrem vorsehungsmäßigen Zweck wegführt, um sie ihren eigenen Interessen dienstbar zu machen; die sich ferner aus Unwissenheit, Leichtsinn, Hochmut oder Habgier von den wahren Grundsätzen der Lehre entfernen. Der ernste Spiritismus hat nichts mit solchen Leuten gemeinsam, so wenig wie der wahre Gottesglaube mit Scheinheiligen und fanatischen Ausschreitungen. Es ist demnach weder logisch noch berechtigt, dem Spiritismus die Missbräuche, die er verdammt, anzulasten oder die Fehler derjenigen, die ihn nicht verstehen. Ehe man eine Anklage ausspricht, muss man sehen, ob sie auch zutrifft. Wir sagen daher: Der Tadel der Kirche fällt auf die Scharlatane, die Ausbeuter, die Praxis der Zauberei und der "Hexerei"; darin hat sie Recht. Wenn kirchliche oder kritische Beurteilung die Missbräuche brandmarkt und die Scharlatanerie verurteilt, so hilft sie, dass die Reinheit der heiligen Lehre nur umso besser zur Geltung kommt, und sich auf diese Weise von ihren schlechten Schlacken zu befreien; damit erleichtert sie unsere Aufgabe. Ihr Unrecht besteht darin, dass sie das Gute und das Böse vermischt; bei der Mehrzahl geschieht es aus Unwissenheit, bei Einzelnen aus Unehrlichkeit. Aber die Unterscheidung, die sie nicht macht, machen andere. In allen Fällen kann ihr Tadel, dem sich jeder aufrichtige Spiritist anschließt, mit Ausnahme dessen, was für das Böse gilt, die Lehre nicht treffen.


16. "Die geheimnisvollen Wesen, die auf diese Weise dem ersten Ruf des Ketzers und des Gottlosen, wie des Gläubigen, des Verbrechens, ebenso wie der Unschuld folgen, sind weder die Abgesandten Gottes noch die Apostel der Wahrheit, sondern die Werkzeuge des lrrtums und der Hölle."

Also, dem Abtrünnigen, dem Gottlosen und dem Verbrecher erlaubt Gott nicht, dass gute Geister kommen, um sie aus dem Irrtum zu ziehen, um sie vor dem ewigen Verderben zu retten! Er sendet ihnen nur Gehilfen der Hölle, die sie immer tiefer in den Sumpf ziehen sollen! Weit mehr noch, er sendet der Unschuld nur bösartige Wesen, um sie zu verführen! Findet sich also unter den Engeln, diesen privilegierten Geschöpfen Gottes, kein Wesen, das mitfühlend genug ist, um jenen verlorenen Seelen zu Hilfe zu kommen? Wozu dann die glänzenden Eigenschaften, mit denen sie ausgestattet wurden, wenn diese nur ihren eigenen Freuden dienen? Sind sie wirklich gut, wenn sie, in die Freude der Kontemplation versunken, jene Seelen auf dem Wege zur Hölle gehen sehen, ohne dass sie kommen, um sie davon abzubringen? Ist das nicht das Bild des egoistischen Reichen, der, obwohl er alles im Überfluss hat, ohne Mitleid den Armen an seiner Tür vor Hunger sterben lässt? Ist das nicht der zur Tugend erhobene Egoismus und sogar zu den Füßen des Ewigen sitzend?

Ihr wundert euch, dass die guten Geister zum Ketzer und Gottlosen gehen. Ihr vergesst also jenes Wort Christi: “Der Gesunde bedarf des Arztes nicht.” Möchtet ihr die Dinge nicht von einem erhabeneren Standpunkt aus sehen, als es die Pharisäer seinerzeit taten? Und ihr selbst, wenn ihr vonseiten eines Ungläubigen gerufen werdet, werdet ihr euch weigern, zu ihm zu gehen, um ihn auf den guten Weg zu bringen? Die guten Geister tun also, was ihr tun würdet; sie gehen zum Gottlosen, um ihn gute Worte hören zu lassen. Anstatt die Mitteilungen aus dem Jenseits zu verdammen, segnet die Wege des Herrn und bewundert seine Allmacht und seine unendliche Güte!


17. Es gibt Schutzengel, sagt man. Wenn sich nun aber diese Schutzengel nicht durch die geheimnisvolle Stimme des Gewissens oder Inspiration verständlich machen können, warum sollten sie nicht unmittelbarere und mehr materielle Maßnahmen anwenden, von einer Art, die die Sinne beeindrucken, da diese da sind? Gott stellt also diese Mittel, die sein Werk sind, da ja alles von Ihm kommt und nichts ohne Seine Erlaubnis geschieht, nur den bösen Geistern zur Verfügung, während Er es den guten verwehrt, sich ihrer zu bedienen? Woraus man ja schließen muss, dass Gott es den Teufeln weitaus leichter macht, die Menschen ins Verderben zu stoßen, als den Schutzengeln, sie zu retten!

Nun gut! Was die Schutzengel nicht tun können – gemäß der Kirchenlehre – das tun die Teufel für sie. Mit Hilfe dieser sogenannten teuflischen Mitteilungen führen sie diejenigen zu Gott zurück, die ihn leugneten, und die zum Guten, die im Bösen versunken waren. Sie bieten uns das seltsame Schauspiel von tausenden und abertausenden Menschen, die an Gott glauben "durch die Macht des Teufels", während die Kirche machtlos gewesen war, sie zu bekehren; dass Menschen, die niemals gebetet hatten, heute mit Inbrunst beten, dank den Belehrungen dieser nämlichen Teufel! Wieviele sieht man, die aus hochmütigen, egoistischen und ausschweifenden Menschen demütige, liebevolle und weniger sinnliche Menschen geworden sind! Und man sagt, dies sei das Werk der Teufel! Wenn dem so ist, so muss man gestehen, dass der Teufel ihnen einen größeren Dienst erwiesen und besser beigestanden hat als die Engel. Man muss eine recht schwache Meinung vom Urteilsvermögen der Menschen in diesem Jahrhundert (19. Jh.) haben, um zu glauben, dass sie blindlings solche Vorstellungen annehmen können! Eine Religion, die aus einer derartigen Lehre ihren Eckstein macht, die sich an ihrer Basis als erschüttert erklärt, wenn man ihr ihre (eigenartigen) Teufel, ihre Hölle, ihre endlosen Strafen und ihren mitleidlosen Gott nimmt, begeht Selbstmord.


18. Hat Gott, sagt man, der Seinen Christus gesandt hat, um die Menschen zu retten, nicht Seine Liebe zu Seinen Geschöpfen bewiesen und hat Er sie ohne Schutz gelassen? Ohne Zweifel ist Christus der göttliche Messias, der gesandt wurde, um die Menschen die Wahrheit zu lehren und ihnen den rechten Weg zu zeigen. Zählt man seither aber nur die Zahl derjenigen, die sein Wort der Wahrheit verstehen konnten, wieviele sind gestorben und wieviele werden sterben, ohne es zu kennen, und unter denen, die es kennen, wieviele gibt es denn, die es ausüben! Warum sollte Gott in Seiner Fürsorge für das Heil Seiner Kinder ihnen nicht andere Boten senden, die überall auf die Erde kommen, in die bescheidensten Schlupfwinkel dringen, zu den Großen und den Kleinen, den Gelehrten und den Unwissenden, den Ungläubigen wie den Gläubigen kommen, um denen die Wahrheit zu lehren, die sie nicht kennen, durch ihre unmittelbare und vielfältige Unterweisung die unzureichende Verbreitung des Evangeliums zu ergänzen und auf solche Weise das Kommen des Reiches Gottes zu beschleunigen? Und wenn diese Boten in Massen kommen, um nach dem Vorbild Jesu den Blinden die Augen zu öffnen, die Gottlosen zu bekehren, die Kranken zu heilen, die Betrübten zu trösten, so stoßt ihr diese zurück und weist das Gute ab, das sie tun, indem ihr sagt, es seien die Teufel. Das ist auch die Sprache der Pharisäer in Bezug auf Jesus; denn auch sie sagten, er tue das Gute durch die Macht des Teufels. Was hat er ihnen geantwortet? "Erkennt den Baum an seiner Frucht! Ein schlechter Baum kann keine guten Früchte bringen."

Für sie aber waren die durch Jesus hervorgebrachten Früchte schlecht, weil er kam, um die Missbräuche auszurotten und die Freiheit zu verkünden, die ihr Ansehen vernichten sollte. Wäre er gekommen, um ihrem Hochmut zu schmeicheln, ihre Pflichtversäumnisse zu rechtfertigen und ihre Macht zu stützen, so wäre er in ihren Augen der von den Juden erwartete Messias gewesen. Er war allein, arm und schwach; sie haben ihm den Untergang bereitet und geglaubt, sein Wort zu töten. Aber sein Wort war göttlich und hat ihn überlebt. Jedoch hat es sich nur langsam verbreitet und ist nach 1800 Jahren kaum für ein Zehntel der Menschheit bekannt, und zahlreiche Spaltungen sind bei seinen eigenen Schülern ausgebrochen. Da sendet nun Gott in Seiner Barmherzigkeit die Geister, um jenes Wort zu bestätigen, es zu vervollständigen, es in die Reichweite aller zu rücken und es über die ganze Erde zu verbreiten. Aber die Geister werden nicht in einem einzigen Menschen inkarniert, dessen Stimme beschränkt gewesen wäre; sie sind unzählig, gehen überall hin und man kann sie nicht festnehmen; seht, darum breitet sich ihre Unterweisung mit der Schnelligkeit des Blitzes aus. Sie sprechen zum Herzen und zur Vernunft; seht, darum werden sie von den einfachsten Menschen verstanden.


19. "Ist es himmlischer Boten nicht unwürdig", sagt ihr, "ihre Belehrungen durch ein so gewöhnliches Mittel, wie das der sprechenden Tische zu übermitteln? Heißt es nicht, sie zu beleidigen, wenn man unterstellen will, dass sie sich an Nichtigkeiten belustigen und ihren glänzenden Aufenthaltsort verlassen, um sich dem ersten Besten zur Verfügung zu stellen?”

Hat Jesus nicht die Wohnung seines Vaters verlassen, um in einem Stall geboren zu werden? Wo habt ihr übrigens je gesehen, dass der Spiritismus höheren Geistern nichtige Dinge zuweist? Er sagt im Gegenteil, dass die alltäglichen Dinge das Ergebnis alltäglicher Geister sind. Aber durch ihre Alltäglichkeit selbst haben jene Dinge nur umsomehr die Tätigkeit der Einbildungskraft geweckt. Sie haben dazu gedient, die Existenz der Geisterwelt zu beweisen, und gezeigt, dass jene Welt eine ganz andere ist, als man sich vorgestellt hatte. Das war der Anfang. Er war einfach, wie alles, was beginnt. Aber der aus einem kleinen Samen hervorgegangene Baum breitet darum später nicht weniger weithin sein Blätterwerk aus. Wer hätte geglaubt, dass von der ärmlichen Krippe zu Bethlehem eines Tages das Wort ausgehen würde, das die Welt bewegen sollte? Ja, Christus ist der göttliche Messias. Ja, sein Wort ist die Wahrheit.

Ja, der auf diesem Wort gegründete Glaube wird unerschütterlich sein, aber unter der Bedingung, dass man seine erhabenen Unterweisungen befolgt und ausübt und nicht aus dem gerechten und gütigen Gott, den er uns kennen lehrt, einen parteiischen, rachsüchtigen und mitleidlosen macht.