Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit

Allan Kardec

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Kapitel II - Selige Geister

Herr Sanson, ehemaliges Mitglied der Spiritistischen Gesellschaft von Paris, starb am 21. April 1862 nach einem Jahr langen entsetzlichen Leidens. Sein Ende vorhersehend, hatte er einen Brief an den Vorsitzenden der Gesellschaft gerichtet, der die folgende Passage enthielt:

"Für den Fall von der Trennung meiner Seele von meinem Körper überrascht zu werden, habe ich die Ehre, Sie an eine Bitte zu erinnern, die ich vor etwa einem Jahr an Sie gerichtet habe; nämlich meinen Geist so bald wie möglich und so oft, wie Sie es für notwendig halten, anzurufen, damit ich, ein ziemlich nutzloses Mitglied unserer Gesellschaft während meiner Anwesenheit auf Erden, dieser im Jenseits von Nutzen sein kann. Ich möchte ihr die Mittel bieten, in diesen Anrufungen, Schritt für Schritt, die verschiedenen Umstände zu erforschen, die dem folgen, was der Volksmund den Tod nennt, der aber für uns Spiritisten nur eine Umwandlung ist, die den unergründlichen Absichten Gottes entspricht, aber immer nützlich für den Zweck ist, den er vorschlägt."

“Über diese Ermächtigung und Bitte hinaus, mir die Ehre eines Berichts von einer solchen geistigen Selbstbetrachtung zu erweisen, die mein zu geringer geistiger Fortschritt vielleicht unfruchtbar machen wird, wobei Ihre Umsicht Sie von selbst dazu bringen wird, es nicht weiter als bis zu einer gewissen Anzahl von Versuchen zu führen, wage ich es, Sie Ihrerseits, sowie alle meine Vereinskollegen zu bitten, so freundlich zu sein, den Allmächtigen anzuflehen, dass er den guten Geistern erlaubt, mir mit ihrem wohlwollenden Rat beizustehen; insbesondere den heiligen Ludwig, unseren geistigen Vorsitzenden, dass er mich bei der Wahl und dem richtigen Zeitpunkt einer neuen Reinkarnation begleitet. Denn von nun an beschäftigt mich diese Angelegenheit schon sehr. Ich fürchte, dass ich mich über meine spirituellen Kräfte täusche und Gott zu früh und zu anmaßend um einen körperlichen Zustand bitte, in dem ich die göttliche Güte nicht rechtfertigen könnte, was dann, anstatt meinem Fortschritt zu dienen, meinen kurzen Aufenthalt auf Erden oder anderswo verlängern würde, falls ich versagen sollte.”

Um seinem Wunsch nachzukommen, möglichst bald nach seinem Tod angerufen zu werden, begaben wir uns mit einigen Mitgliedern der Gesellschaft ins Leichenhaus und in Gegenwart des Körpers fand die nachfolgende Unterhaltung eine Stunde vor der Beerdigung statt. Wir hatten hierbei einen doppelten Zweck, den, einen letzten Willen zu erfüllen, und den, ein weiteres Mal die Lage der Seele zu einem Zeitpunkt zu beobachten, der dem Tod so nahe ist, und das bei einem überaus intelligenten und aufgeklärten Mann, der tief von spiritistischen Wahrheiten durchdrungen war. Wir wollten den Einfluss dieser Anschauungen auf den Zustand des Geistes feststellen, um zu wissen, was seine ersten Eindrücke waren. Unsere Erwartung ist nicht enttäuscht worden. Herr Sanson beschrieb den Augenblick des Übergangs mit vollkommener Klarheit. Er hat sich sterben und wiederaufleben sehen, ein ungewöhnlicher Umstand, der auf die Erhebung seines Geistes zurückzuführen war.

Aufbahrungsraum, 23. April 1862.

1. Anrufung.

Antwort: Ich komme auf euren Ruf, um mein Versprechen zu erfüllen.

2. Lieber Herr Sanson, wir haben uns eine Pflicht und ein Vergnügen daraus gemacht, Sie sobald wie möglich nach Ihrem Tod anzurufen, wie Sie es gewünscht haben.

Antwort: Das ist eine besondere Gnade Gottes, der meinem Geist vergönnt, sich äußern zu können. Ich danke euch für euren guten Willen, aber ich bin schwach und zittere.

3. Sie waren so leidend, dass wir, so denke ich, Sie fragen dürfen, wie es Ihnen jetzt geht. Haben Sie immer noch Schmerzen? Welches Gefühl empfinden Sie, wenn Sie Ihre gegenwärtige Lage mit der vor zwei Tagen vergleichen?

Antwort: Meine Lage ist recht glücklich, denn ich spüre keine meiner früheren Schmerzen mehr. Ich bin wie neu geboren und wiederhergestellt, wie ihr bei euch sagt. Der Übergang vom irdischen zum spirituellen Leben hatte mir anfänglich alles unverständlich gemacht. Denn es braucht manchmal mehrere Tage, bis wir unsere Klarheit wiedergewinnen. Vor dem Sterben aber betete ich zu Gott, um von Ihm zu erbitten, mit denen sprechen zu dürfen, die ich liebe, und Gott hat mich erhört.

4. Nach wie langer Zeit haben Sie die Klarheit Ihrer Gedanken wiedererlangt?

Antwort: Nach acht Stunden. Gott, das wiederhole ich euch, hatte nur ein Zeichen seiner Güte gegeben. Er hatte mich für würdig genug erachtet und ich werde ihm niemals genug danken können.

5. Sind Sie ganz sicher, dass Sie nicht mehr auf unserer Welt sind, und womit begründen Sie das?

Antwort: Oh, gewiss bin ich nicht mehr auf eurer Welt. Aber ich werde immer bei euch sein, um euch zu beschützen und zu unterstützen, auf dass ihr die Liebe und die Selbstverleugnung predigt, die in meinem Leben die Leitprinzipien gewesen sind. Und dann werde ich den wahren Glauben lehren, den spiritistischen Glauben, der die wahre Vorstellung von Gerechtigkeit und dem Guten wiederherstellen soll. Ich bin stark, sehr stark, verändert, in einem Wort. Ihr würdet den schwachen Greis nicht mehr wiedererkennen, der alles vergessen musste, als er alle Vergnügen und Freude weit hinter sich ließ. Ich bin Geist. Meine Heimat ist der weite Raum und meine Zukunft Gott, der in die Unendlichkeit strahlt. Ich würde gerne mit meinen Kindern sprechen können. Ich würde sie nämlich lehren, was sie wegen ihres schlechten Willens immer nicht geglaubt haben.

6. Welche Wirkung lässt Sie der Anblick Ihres Körpers hier neben Ihnen empfinden?

Antwort: Mein Körper, ärmliche und schwache abgelegte Hülle, du musst zu Staub werden, und ich, ich bewahre eine gute Erinnerung an alle, die mich geschätzt haben. Ich betrachte dieses arme missgestaltete Fleisch, Wohnung meines Geistes, Prüfung von so vielen Lebensjahren! Danke, armer Körper! Du hast meinen Geist gereinigt, und das zehnmal heilige Leiden hat mir einen wohlverdienten Platz verliehen, weil ich ja sofort die Fähigkeit finde, zu euch zu sprechen.

7. Haben Sie Ihre Vorstellungen bis zum letzten Augenblick bewahrt?

Antwort: Ja, mein Geist hat seine Fähigkeiten bewahrt. Ich sah nicht mehr, aber ich ahnte. Mein ganzes Leben hat sich vor meiner Erinnerung abgespielt. Mein letzter Gedanke, mein letztes Gebet war, zu euch sprechen zu können, was ich nun tue. Und danach habe ich Gott gebeten, euch zu schützen, damit der Traum meines Lebens erfüllt würde.

8. Haben Sie den letzten Seufzer Ihres Körpers bewusst erlebt? Was ist in jenem Augenblick in Ihnen vorgegangen? Welche Gefühle haben Sie gehabt?

Antwort: Das Leben entflieht und die Sehkraft oder vielmehr die Sehkraft des Geistes erlischt. Man hat das Leere, das Unbekannte vor sich, und, hingerissen von ich weiß nicht welcher Illusion, findet man sich in einer Welt, wo alles Freude und Größe ist. Ich empfand nicht mehr, ich hatte keine Klarheit, und doch erfüllte mich ein unaussprechliches Glück. Ich fühlte keine Schmerzen mehr.

Haben Sie Kenntnis … (von dem, was ich vorhabe an Ihrem Grab zu lesen?)

Die ersten Worte der Frage waren kaum ausgesprochen, da antwortete der Geist, ohne es vollenden zu lassen. Er antwortete zudem, und ohne dass eine Frage gestellt war, auf einen Wortwechsel, der sich unter den Anwesenden erhoben hatte, über den Nutzen der Verlesung dieser Mitteilung auf dem Friedhof, mit Rücksicht auf die Leute, die diese Meinungen teilen können oder nicht.

Antwort: Oh, mein Freund, ich weiß es, denn ich habe Sie gestern gesehen und ich sehe Sie heute, meine Befriedigung ist recht groß!… Danke! Danke! Sprechen Sie, damit man mich versteht und Sie schätzt. Fürchten Sie nichts, denn man hat Respekt vor dem Tod. Sprechen Sie also, damit die Ungläubigen Glauben bekommen. Gott sei mit Ihnen. Sprechen Sie! Mut, Vertrauen. Ach, könnten sich meine Kinder zu einem verehrten Glauben bekehren!

J. Sanson.

Während der Feierlichkeit auf dem Friedhof hat er folgende Worte diktiert:

Möge der Tod euch nicht erschrecken, meine Freunde. Er ist ein Ruhepunkt für euch, wenn ihr würdig zu leben gewusst habt. Er ist ein Glück, wenn ihr würdig und gut eure Prüfungen durchschritten habt. Ich wiederhole: Habt Mut und guten Willen! Legt nur einen mittelmäßigen Wert auf die Güter der Erde, und ihr werdet belohnt werden. Man kann nicht zu viel genießen, ohne andere in ihrem Wohlergehen zu beeinträchtigen und ohne sich in moralischer Hinsicht immensen Schaden zuzufügen. Möge die Erde mir leicht sein!

II.

(Spiritistische Gesellschaft von Paris, 25. April 1862)

1. Anrufung.

Antwort: Ich bin bei euch, Freunde!

2. Wir freuen uns sehr über die Unterhaltung, die wir am Tag Ihrer Beerdigung hatten und da Sie ja erlauben, so werden wir sehr erfreut sein, diese unserer Belehrung zuliebe vervollständigen zu können.

Antwort: Ich bin bestens vorbereitet, froh darüber, dass ihr an mich gedacht habt.

3. Alles, was uns über den Zustand der unsichtbaren Welt aufklären und uns diesen begreiflich machen kann, ist von hohem Lernwert. Denn es ist die falsche Vorstellung, die man davon hat, was in den meisten Fällen zum Unglauben führt. Seien Sie also nicht überrascht von den Fragen, die wir Ihnen stellen werden!

Antwort: Ich werde keineswegs darüber erstaunt sein und bin auf eure Fragen gespannt.

4. Sie haben den Übergang vom Leben zum Tode mit leuchtender Klarheit beschrieben. Sie sagten, dass in dem Augenblick, in dem der Körper den letzten Seufzer von sich gibt, das Leben schwindet und die Sehkraft des Geistes erlischt. Ist dieser Augenblick von einem verwirrenden, schmerzlichen Gefühl begleitet?

Antwort: Allerdings, denn das Leben ist eine beständige Folge von Schmerzen und der Tod der Ausgleich aller Schmerzen. Es folgt dann ein heftiges Zerreißen, als ob der Geist eine übermenschliche Anstrengung machen müsste, um aus seiner Hülle herauszuschlüpfen. Und diese Anstrengung erfasst eben unser ganzes Sein und lässt ihn das Wissen von dem, was aus ihm wird, verlieren.

Dies ist nicht generell der Fall. Die Erfahrung beweist, dass viele Geister das Bewusstsein verlieren, bevor sie aus dem Leben scheiden und dass bei denen, die einen gewissen Grad der Entmaterialisierung erreicht haben, die Trennung ohne Anstrengung erfolgt.

5. Wissen Sie, ob es Geister gibt, für die dieser Augenblick schmerzvoller ist? Ist er z. B. schmerzhafter für den Materialisten, für denjenigen, der glaubt, dass in diesem Augenblick alles für ihn aus sei?

Antwort: Das ist gewiss, denn der vorbereitete Geist hat das Leiden bereits vergessen, oder vielmehr, er ist es gewohnt, und die Ruhe, mit der er dem Tod entgegensieht, hindert ihn, zweifach zu leiden, weil er weiß, was ihn erwartet. Der geistige Schmerz ist der schwerere und seine Abwesenheit im Augenblick des Todes ist eine recht große Erleichterung. Der, der nicht glaubt, gleicht dem zur Todesstrafe Verurteilten, der in Gedanken das Messer und das Unbekannte sieht. Es gibt eine Ähnlichkeit zwischen diesem Tod und dem des Atheisten.

6. Gibt es Materialisten, die genügend verhärtet sind, um in diesen letzten Augenblicken ernsthaft zu glauben, dass sie ins Nichts getaucht werden?

Antwort: Ohne Zweifel gibt es bis zur letzten Stunde jene, die an das Nichts glauben, aber im Augenblick der Trennung hält der Geist eine gründliche Rückschau. Zweifel ergreift und quält ihn, denn er fragt sich, was aus ihm werden wird. Er will etwas greifen und kann es nicht. Die Trennung kann sich ohne diesen Eindruck nicht vollziehen.

Ein Geist gab uns in einem anderen Fall folgende Schilderung vom Ende des Ungläubigen:

"Der verhärtete Ungläubige verspürt in seinen letzten Augenblicken die Qual jenes schrecklichen Albtraums, in dem man sich am Rand eines Abgrunds sieht, kurz davor, in diesen hineinzufallen. Man macht vergebliche Anstrengungen, um zu fliehen und kommt nicht vorwärts. Man will sich an etwas festhalten, einen Stützpunkt ergreifen und spürt, dass man abrutscht. Man will rufen und kann keinen Ton hervorbringen. Da sieht man eben den Sterbenden sich winden, die Hände ballen und erstickte Schreie ausstoßen, sichere Zeichen eines Albtraums, in dem er gefangen ist. Beim gewöhnlichen Albtraum kommt man beim Erwachen aus der Unruhe heraus und ihr fühlt euch glücklich, zu erkennen, dass es nur ein Traum war. Aber der Albtraum des Todes dauert oft recht lang, sogar Jahre über den Tod hinaus. Und was das Empfinden für den Geist noch schmerzlicher macht, ist die Finsternis, in die er manchmal eingehüllt ist."

7. Sie haben gesagt, dass Sie im Augenblick des Sterbens nicht mehr sahen, sondern dass Sie ahnten. Sie sahen nicht mehr auf körperliche Art, das ist verständlich. Aber ehe das Leben erloschen war, gewannen Sie da schon einen Einblick in die Herrlichkeit der Geisterwelt?

Antwort: Genau das habe ich ja bereits gesagt: Der Augenblick des Todes gibt dem Geist den klaren Blick wieder, es sehen nicht mehr die Augen, sondern der Geist, der einen weit tieferen Blick besitzt, entdeckt in diesem Augenblick eine unbekannte Welt. Und die Wahrheit, die ihm plötzlich offenbar wird, gewährt ihm, für wenige Augenblicke zwar, entweder eine tiefe Freude oder einen unaussprechlichen Schmerz, gemäß dem Zustand seines Gewissens und der Erinnerung an sein vergangenes Leben.

Es ist von dem Augenblick die Rede, der dem vorausgeht, in dem der Geist sein Bewusstsein verliert, was den Gebrauch der Worte “für Augenblicke” erklärt, da dieselben angenehmen oder schmerzlichen Eindrücke beim Erwachen anhalten.

8. Sagen Sie uns doch bitte, was Ihnen in dem Augenblick, in dem sich Ihre Augen wieder für das Licht öffneten, aufgefallen ist, was Sie gesehen haben. Bitte schildern Sie uns, wenn möglich, wie die Dinge aussahen, die sich Ihnen gezeigt haben.

Antwort: Als ich wieder zu mir kam und sehen konnte, was ich vor meinen Augen hatte, war ich wie geblendet und konnte mir darüber keine Klarheit verschaffen, denn die Klarheit des Geistes kehrt nicht sofort zurück. Gott aber, der mir ein klares Zeichen seiner Güte gegeben hatte, hat erlaubt, dass ich meine Fähigkeiten wiedererlange. Ich sah mich von unzähligen und treuen Freunden umgeben. Alle Schutzgeister, die kommen, um uns beizustehen, umgaben mich und lächelten mir zu. Ein unvergleichliches Glück beseelte mich und ich selbst, da ich mich stark und wohl fühlte, konnte mich mühelos durch den freien Raum bewegen. Was ich gesehen habe, hat in den menschlichen Sprachen keinen Namen.

Ich möchte euch übrigens ausführlicher von all meinem Glück erzählen, ohne jedoch die Grenze zu überschreiten, die von Gott gesetzt wurde. Wisst, dass das Glück, wie ihr es untereinander versteht, eine Illusion ist! Lebt weise, heilig, im Geiste der Barmherzigkeit und Liebe, und ihr werdet euch auf die Eindrücke vorbereitet haben, die eure größten Dichter nicht zu beschreiben vermögen!

Die Feenmärchen sind ohne Zweifel voll sinnloser Dinge. Aber sind sie nicht in einigen Punkten das Bild dessen, was in der Welt der Geister passiert? Gleicht der Bericht des Herrn Sanson nicht dem eines Menschen, der in einer ärmlichen und dunklen Hütte eingeschlafen ist und nun in einem prächtigen Palast, inmitten eines glänzenden Hofes, erwacht?

III.

9. In welcher Gestalt haben sich Ihnen die Geister gezeigt? Ist es die gleiche wie die menschliche?

Antwort: Ja, werter Freund, die Geister hatten uns auf Erden gelehrt, dass sie in der anderen Welt die vorübergehende Gestalt beibehalten, die sie auf Erden gehabt hätten, und das ist die Wahrheit. Aber was für ein Unterschied zwischen der unförmigen Maschine, die sich mühsam mit ihrem Gepäck von Prüfungen dahinschleppt, und der wunderbaren Fluidität des Körpers der Geister! Die Hässlichkeit ist nicht mehr vorhanden, denn die Gesichtszüge haben die Härte des Ausdrucks verloren, die das grundlegende Unterscheidungsmerkmal der menschlichen Art bildet. Gott hat alle diese anmutigen Körper gesegnet, die sich mit allen Feinheiten der Form bewegen. Die Sprache hat einen für euch unübertragbaren Tonfall und der Blick hat die Tiefe einer Sonne. Versucht, euch in Gedanken vorzustellen, was Gott in seiner Allmacht tun kann, er, der Baumeister aller Baumeister, und ihr werdet eine schwache Vorstellung von der Gestalt der Geister haben.

10. Was Sie betrifft, wie sehen Sie sich selbst? Erkennen Sie an sich eine begrenzte, bestimmte, wenn auch fluidische Form? Fühlen Sie an sich einen Kopf, einen Oberkörper, Arme, Beine?

Antwort: Der Geist, der seine menschliche Gestalt bewahrt hat, aber als eine vergöttlichte, veredelte, hat ohne Widerrede alle Glieder, von denen ihr sprecht. Ich fühle vollkommen deutlich an mir Beine und Finger, denn wir können euch Kraft unseres Willens erscheinen oder euch die Hände drücken. Ich bin bei euch und habe die Hand all meiner Freunde gedrückt, ohne dass sie etwas davon merkten. Unser fluidisches Wesen kann überall sein, ohne den Raum zu beengen, ohne irgendeine Empfindung zu erregen, wenn das unser Wunsch ist. In diesem Moment haben Sie die Hände gekreuzt und ich habe meine in den Ihren. Ich sage euch: ich liebe euch, aber mein Körper nimmt keinen Platz ein, das Licht durchströmt ihn, und was ihr ein Wunder nennen würdet, wenn es sichtbar wäre, ist für die Geister das ständige Handeln in allen Augenblicken.

Die Sehkraft der Geister steht in keinem Verhältnis zur menschlichen Sehkraft, ebenso wie ihr Körper keine wirkliche Ähnlichkeit darstellt, denn alles ist im Ganzen und von Grund auf verändert. Der Geist, ich wiederhole es, hat eine göttliche Scharfsicht, die sich auf alles erstreckt, indem er sogar eure Gedanken erraten kann. Auch kann er nach Anlass die Gestalt annehmen, an die ihr euch am besten erinnern könnt. Tatsächlich jedoch liebt der höhere Geist, der seine Prüfungen beendet hat, die Gestalt, die ihn in Gottes Nähe führen konnte.

11. Die Geister haben kein Geschlecht. Indessen ist es ja erst wenige Tage her, dass Sie Mensch waren. Gehören Sie in Ihrem neuen Zustand eher zur männlichen als zur weiblichen Gattung? Verhält es sich ebenso mit einem Geist, der vor langer Zeit seinen Körper verlassen hat?

Antwort: Wir halten nichts davon, von männlicher oder weiblicher Natur zu sein - die Geister pflanzen sich nicht fort. Gott erschafft sie nach seinem Willen und wenn er für seine wunderbaren Absichten gewollt hat, dass die Geister auf Erden wiedergeboren werden, so musste er die Fortpflanzung der Arten durch das Männliche und das Weibliche hinzufügen. Aber ihr fühlt es, ohne dass es irgendeiner Erklärung bedarf, dass die Geister kein Geschlecht haben können.

Es ist immer gesagt worden, dass die Geister kein Geschlecht haben. Die Geschlechter sind nur für die Fortpflanzung der Körper notwendig. Da nun die Geister sich nicht fortpflanzen, wären die Geschlechter für sie unnütz. Unsere Frage hatte durchaus nicht den Zweck, Tatsachen festzustellen, sondern aufgrund des kürzlich erfolgten Todes von Herrn Sanson wollten wir wissen, ob ihm ein Eindruck von seinem irdischen Zustand blieb. Die geläuterten Geister sind sich ihrer Natur vollkommen bewusst, aber unter den niederen Geistern, die nicht entmaterialisiert sind, gibt es viele, die glauben, sie seien noch das, was sie auf Erden waren und dieselben Leidenschaften und Wünsche behalten.

Solche glauben, sie seien noch Männer oder Frauen, und darum gibt es Geister, die gesagt haben, die Geister hätten ein Geschlecht. So stammen gewisse Widersprüche aus dem mehr oder minder fortgeschrittenen Zustand der sich äußernden Geister. Der Irrtum liegt hier nicht bei den Geistern, sondern bei denen, die sie befragen und sich nicht die Mühe machen, ihre Fragen zu vertiefen.

12. Welchen Aspekt bietet Ihnen diese Sitzung? Ist sie für Ihre neue Sichtweise so, wie sie zu Ihren Lebzeiten erschien? Haben die Teilnehmer für Sie dasselbe Aussehen? Ist alles ebenso klar, ebenso offenbar?

Antwort: Viel klarer, denn ich kann in den Gedanken von allen lesen und bin recht glücklich von dem guten Eindruck, den mir der gute Wille aller versammelten Geister hinterlässt. Ich wünsche, dass sich dieselbe Übereinstimmung durch die Vereinigung aller Gruppen nicht nur in Paris herstellen lässt, sondern ebenso in ganz Frankreich, wo sich die Gruppen trennen und aufeinander eifersüchtig sind, getrieben durch wirre Geister, die an der Unruhe Gefallen finden, während der Spiritismus gleichbedeutend sein soll mit der vollständigen, absoluten Selbstvergessenheit.

13. Sie sagen, dass Sie in unseren Gedanken lesen. Könnten Sie uns begreiflich machen, wie diese Gedankenübertragung stattfindet?

Antwort: Das ist nicht einfach. Um euch dieses einzigartige Wunder der Sehweise der Geister zu erklären, müsste ich euch ein ganzes Arsenal neuer wirkender Kräfte öffnen. Und ihr müsstet ebenso gelehrt sein wie wir, was nicht möglich ist, da eure Fähigkeiten durch die grobe Materie beschränkt sind. Geduld! Werdet gut und ihr werdet dahin gelangen! Ihr habt zur Zeit nur, was Gott euch bewilligt, jedoch mit der Hoffnung auf beständigen Fortschritt. Später werdet ihr sein wie wir. Strebt also danach, gut zu sterben, um viel zu wissen! Die Wissbegierde, die der Antrieb des denkenden Menschen ist, begleitet euch ruhig bis zum Tod und behält euch die Befriedigung all eures Wissensdurstes aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vor. In Erwartung dessen möchte ich euch sagen, um gut oder schlecht auf eure Frage zu antworten: die Luft, die euch umgibt, ungreifbar wie wir, trägt den Charakter eurer Gedanken mit sich. Der Hauch, den ihr ausatmet, ist sozusagen eine mit euren Gedanken beschriebene Buchseite. Diese werden gelesen und von den Geistern analysiert, die ständig um euch sind – sie sind die Boten einer göttlichen Telegrafie, der nichts entgeht.

Der Tod des Gerechten.

Nach der ersten Anrufung von Herrn Sanson vor der Spiritistischen Gesellschaft in Paris machte ein Geist unter diesem Titel die folgende Mitteilung:

Der Tod des Mannes, mit dem Ihr euch in diesem Augenblick beschäftigt, war der eines Gerechten. Das heißt, begleitet von Frieden und Hoffnung. Wie der Tag ganz natürlich auf die Morgendämmerung folgt, folgt für ihn das spirituelle Leben dem irdischen Leben. Ohne Schock, ohne Tränen und sein letzter Seufzer wurde in einer Hymne der Dankbarkeit und Liebe ausgehaucht. Wie wenige überqueren auf solche Weise diese raue Passage! Wie wenige begreifen nach dem Rauschen und den Trostlosigkeiten des Lebens den harmonischen Rhythmus der geistigen Sphären! Wie der gesunde Mensch, wenn er durch einen Unfall verstümmelt wird und in seinen abgetrennten Gliedmaßen immer noch Schmerzen spürt, so wird die Seele eines Menschen, der ohne Glaube und Hoffnung stirbt, abgerissen und zuckt, wenn sie den Körper verlässt und unbewusst in den Weltraum stürzt. Betet für diese verwirrten Seelen.

Betet für alles, was leidet. Die Nächstenliebe beschränkt sich nicht auf die sichtbare Menschheit. Sie hilft und tröstet auch die Wesen, die das Universum bevölkern. Ihr habt einen rührenden Beweis dafür durch die plötzliche Bekehrung dieses Geistes erhalten, der von den spiritistischen Gebeten erweicht wurde. Sie wurden am Grab des guten Mannes gesprochen, den ihr fragen sollt und der euren Fortschritt auf dem heiligen Weg voranbringen möchte (Anspielung auf den Geist von Bernard, der sich aus freien Stücken kundgab, am Tage der Bestattung des Herrn Sanson. Zu sehen in der “Rundschau” vom Mai 1862, S.132). Die Liebe kennt keine Grenzen. Sie erfüllt den Raum und gibt und empfängt im Wechsel ihre göttlichen Tröstungen. Das Meer rauscht dahin in endlose Ferne. Seine äußerste Grenze scheint mit dem Himmel zu verschmelzen, und der Geist ist geblendet vom großartigen Schauspiel dieser beiden Größen und der Geist wird vom großartigen Schauspiel dieser beiden Dimensionen geblendet. So soll die Liebe, die tiefer als der Meeresgrund ist, euch alle vereinen, Lebende und Geistwesen in derselben Gemeinschaft, echte Barmherzigkeit und die wundersame Verschmelzung des Endlichen und des Ewigen bewirken.

Georg.


Direktor des Industriemuseums in Brüssel, geboren in Baissey (HauteMarne), starb am 27. Oktober 1861 im Alter von 65 Jahren in Brüssel an einem plötzlichen Schlaganfall.

Herr Jobard war Ehrenvorsitzender der Spiritistischen Gesellschaft in Paris. Man nahm sich vor, ihn in der Sitzung vom 8. November anzurufen, als er diesem Wunsch zuvorkam und ohne Aufforderung von selbst folgende Mitteilung machte:

Hier bin ich, den ihr anrufen wollt. Ich will mich zuerst diesem Medium offenbaren, das ich bisher vergeblich ersucht habe.

Ich möchte euch zunächst meine Eindrücke zum Zeitpunkt der Trennung meiner Seele schildern. Ich fühlte eine unglaubliche Erschütterung und erinnerte mich plötzlich an meine Geburt, meine Jugend und mein reiferes Alter. Mein ganzes Leben hat sich wieder deutlich in meinem Gedächtnis abgezeichnet. Ich empfand nur den bescheidenen Wunsch, mich in den Regionen wiederzufinden, die sich durch unseren erhabenen Glauben eröffneten. Dann legte sich dieser ganze Tumult. Ich war frei und mein Körper lag regungslos da. Ach, meine Freunde, welch ein Glücksgefühl, die schwere Last des Körpers abzustreifen. Was für ein Glücksgefühl, das Universum zu umarmen! Glaubt jedoch nicht, dass ich plötzlich ein Auserwählter des Herrn geworden bin! Nein, ich gehöre zu den Geistern, die ein wenig behalten haben und noch viel lernen müssen. Ich habe nicht gezögert, mich an euch, meine Brüder im Exil zu erinnern. Ich versichere euch, meine ganze Zuneigung, all meine Wünsche halten euch umschlungen. Ihr wollt wissen, welche Art Geister mich empfangen haben? Was meine Eindrücke waren? Meine Freunde waren alle diejenigen, die wir anrufen, alle die Brüder, die an unseren Arbeiten teilgenommen hatten. Ich habe die Pracht gesehen, aber ich kann sie nicht beschreiben. Ich habe mich bemüht zu unterscheiden, was in den Mitteilungen wahr gewesen ist und war bereit, alle falschen Behauptungen zu korrigieren, endlich bereit, der Ritter der Wahrheit in der anderen Welt zu sein, so wie ich es in eurer gewesen bin.

Jobard

1. Zu Ihren Lebzeiten haben Sie uns empfohlen, dass wir Sie anrufen, wenn Sie die Erde verlassen haben. Wir tun dies nicht nur, um Ihrem Wunsch nachzukommen, sondern vor allem, um Ihnen das Zeugnis unserer lebhaften und aufrichtigen Verbundenheit und Zuneigung zu erneuern, auch im Interesse unserer Unterweisung, denn Sie sind besser als irgendjemand in der Lage, uns bestimmte Auskunft über die Welt zu geben, in der Sie sich befinden. Wir freuen uns daher, wenn Sie unsere Fragen beantworten wollen.

Antwort: Was in dieser Stunde das Wichtigste ist, ist eure Unterweisung. Was eure Anteilnahme und Zuneigung betrifft, so sehe ich diese und höre deren Ausdruck nicht mehr nur mit den Ohren, was einen großen Fortschritt darstellt.

2. Um unsere Gedanken festzuhalten und um nicht ins Leere zu reden, wollen wir Sie zunächst fragen, wo Sie sind und wie wir Sie sehen würden, wenn wir es könnten?

Antwort: Ich bin dem Medium nahe. Ihr würdet mich in der Erscheinung und dem Aussehen des Jobard sehen, der an eurem Tisch saß. Eure sterblichen, noch so beschränkten Augen können die Geister nur in ihrer sterblichen Gestalt sehen.

3. Wäre es Ihnen möglich, sich für uns sichtbar zu machen, und wenn Sie es nicht können, was stellt sich Ihnen entgegen?

Antwort: Zustand und Verfassung, die jedem Einzelnen anhaftet. Ein sehendes Medium würde mich sehen. Die anderen sehen mich nicht.

4. Dieser Platz ist derjenige, den Sie zu Ihren Lebzeiten eingenommen haben und den wir für Sie reserviert haben. Die also, von denen Sie dort gesehen worden sind, müssen sich vorstellen, Sie dort zu sehen, wie Sie damals waren. Wenn Sie nicht mit Ihrem materiellen Körper da sind, so sind Sie mit Ihrem seelischen Körper da, der die gleiche Form hat. Wenn wir Sie nicht mit leiblichen Augen sehen können, so sehen wir Sie mit denen des Gedankens. Wenn Sie sich nicht durch das gesprochene Wort mitteilen können, so können Sie es durch die Schrift mit Hilfe eines Vermittlers tun. Unsere Beziehungen zu Ihnen sind durch Ihren Tod also in keiner Weise unterbrochen und wir können uns mit Ihnen genauso leicht und vollständig unterhalten wie vorher. Ist das so?

Antwort: Ja, und das wisst ihr längst. Diesen Platz werde ich nun oft einnehmen und selbst ohne dass ihr es wisst, denn mein Geist wird unter euch weilen.

Bemerkung: Wir lenken die Aufmerksamkeit auf diese letzte Äußerung: "Mein Geist wird unter euch weilen". Unter den gegenwärtigen Umständen ist es keine Bildersprache, sondern Realität. Durch das Wissen, das uns der Spiritismus über die Natur der Geister vermittelt, weiß man, dass ein Geist nicht nur durch Gedanken unter uns sein kann, sondern mit seinem persönlichen Dasein, mit Hilfe seines ätherischen Körpers, der ein individuelles Wesen aus ihm macht. Ein Geist kann daher sowohl nach dem Tod als auch während der Lebenszeit seines Körpers unter uns weilen, und noch besser, da er kommen und gehen kann, wann er will. Wir haben also eine Menge unsichtbarer Begleiter, manche gleichgültig, andere durch Zuneigung an uns gebunden. Für letztere gelten besonders die Worte: “Sie weilen unter uns”, was wie folgt übersetzt werden kann: Sie stehen uns bei, inspirieren und beschützen uns.

5. Es ist noch nicht sehr lange her, da saßen Sie an dieser Stelle. Kommen Ihnen die Umstände, unter denen Sie sich da befinden, befremdend vor? Welche Wirkung ruft diese Änderung in Ihnen hervor?

Antwort: Diese Umstände erscheinen mir nicht befremdend, weil mein körperloser Geist sich einer Klarheit erfreut, die keine der betrachteten Fragen im Dunkeln stehen lässt.

6. Erinnern Sie sich, dass Sie vor Ihrer letzten Existenz in demselben Zustand waren? Und finden Sie da etwas verändert?

Antwort: Ich erinnere mich an meine früheren Existenzen und finde, dass ich mich verbessert habe. Ich sehe und eigne mir an, was ich sehe. In der Zeit nach meinen vorhergehenden Inkarnationen bemerkte ich als verwirrter Geist nur irdische Lücken.

7. Erinnern Sie sich an Ihre vorletzte Inkarnation, die Herrn Jobard vorausgegangen ist?

Antwort: In meinem vorletzten Dasein war ich ein Arbeiter an Triebwerken, zerfressen vom Elend und dem Wunsch, meine Arbeit zu vervollkommnen. Als Jobard verwirklichte ich die Träume des armen Arbeiters und ich lobe Gott, dessen unendliche Güte die Pflanze zum Keimen brachte, deren Samen er in mein Gehirn gelegt hatte.

8. Haben Sie sich schon woanders geäußert?

Antwort: Ich habe mich bisher nur wenig geäußert. An vielen Orten hat ein Geist meinen Namen angenommen. Manchmal war ich ihm nahe, ohne es direkt tun zu können. Mein Tod ist so frisch, dass ich noch gewissen irdischen Einflüssen unterliege. Es bedarf einer vollkommenen seelischen Sympathie dafür, dass ich meine Gedanken ausdrücken kann. In Kürze werde ich unterschiedslos handeln. Ich kann es noch nicht, das wiederhole ich. Wenn ein etwas bekannter Mensch stirbt, so wird er von allen Seiten gerufen. Tausend Geister beeilen sich, um seine Individualität anzunehmen. Das ist mir in mehreren Umständen passiert. Ich versichere euch, dass unmittelbar nach der Befreiung nur wenige Geister kommunizieren können, selbst mit einem vorzüglichen Medium.

9. Sehen Sie die Geister, die hier bei uns sind?

Antwort: Ich sehe besonders Lazarus und Erastus. Dann, weiter weg, den Geist der Wahrheit im Raume schwebend. Dann eine Menge befreundeter Geister, die euch umgeben, eifrig und wohlwollend. Seid glücklich, Freunde, denn gute Einflüsse schützen euch gegen die Nachteile des Irrtums.

10. Sie haben zu Ihren Lebzeiten die Meinung geteilt, welche von der Gestaltung der Erde durch Verkrustung von vier Wandelsternen ausgegangen ist, die zusammengeschweißt worden wären. Sind Sie heute noch derselben Ansicht?

Antwort: Es ist ein Irrtum. Die neuen geologischen und erdgeschichtlichen Entdeckungen belegen die Erschütterungen der Erde und ihre allmähliche Entstehung. Die Erde hat wie die anderen Planeten ihr eigenes Leben gehabt, und Gott hat dieser großen Unordnung oder der Anhäufung von Planeten nicht bedurft. Wasser und Feuer sind die einzigen organischen Elemente der Erde.

11. Sie dachten auch, die Menschen könnten auf unbegrenzte Zeit in Starrkrampf verfallen und dass die menschliche Rasse auf diese Weise auf die Erde gebracht wurde?

Antwort: Illusion meiner Vorstellungskraft, die immer über das Ziel hinausschoss. Der Starrkrampf kann lang sein, aber nicht endlos. Überlieferungen, Legenden verstärkt durch die Vorstellungskraft der Völker des Ostens. Meine Freunde, ich habe bereits viel gelitten, indem ich die Illusionen wieder durchlief, mit denen ich meinen Verstand fütterte, täuscht euch darin nicht. Ich hatte viel gelernt und ich kann sagen: mein Verstand, der sich diese umfangreichen und verschiedenartigen Forschungen schnell aneignete, hatte von meiner letzten Inkarnation her die Liebe zum Wunderbaren bewahrt, so wie zu der aus den Vorstellungen der Völker geschaffenen Vielfalt.

Ich habe mich noch wenig mit rein geistigen Fragen beschäftigt, in dem Sinne wie ihr es nehmt. Wie könnte ich es auch, geblendet, hingerissen wie ich bin, von dem wunderbaren Schauspiel, das mich umgibt? Das Band der Spiritistischen Lehre, stärker als ihr Menschen es fassen könnt, vermag es allein, mein Wesen zu dieser Erde hinzuziehen, die ich verlasse, zwar nicht mit Freude, das wäre Gottlosigkeit, aber mit tiefer Dankbarkeit für die Befreiung. Während der von der Gesellschaft zugunsten der Arbeiter von Lyon im Februar 1862 eröffneten Unterzeichnung hat ein Mitglied 50 Franken gespendet. Davon 25 auf eigene Kosten und 25 im Namen von Herrn Jobard. Der Letztere machte zu dieser Angelegenheit folgende Mitteilung: Es schmeichelt mir und ich bin dankbar dafür, dass ich unter meinen spiritistischen Brüdern nicht vergessen worden bin. Danke an das edelmütige Herz, das euch die Spende gebracht hat, die ich euch gegeben hätte, wenn ich noch auf eurer Welt gelebt hätte. In derjenigen, die ich jetzt bewohne, benötigt man kein Geld. Ich musste deshalb in die Tasche der Freundschaft greifen, um den materiellen Beweis zu erbringen, dass mir das Unglück meiner Brüder in Lyon nahe geht. Tapfere Arbeiter, die ihr eifrig den Weinberg des Herrn bebaut, wie sehr müsst ihr glauben, dass Nächstenliebe kein leeres Wort ist, da Groß und Klein euch Mitgefühl und Brüderlichkeit gezeigt haben. Ihr befindet euch auf dem großen, menschenfreundlichen Weg des Fortschritts. Möge Gott euch dort bewahren und möget Ihr glücklicher sein. Die befreundeten Geister werden euch unterstützen und ihr werdet den Sieg erringen. Ich beginne spirituell zu leben, bin friedvoller und weniger beunruhigt durch die allerorts auf mich niederregnenden Anrufungen. Mode, Brauch und Sitte herrschen selbst über die Geister. Zu der Zeit, wo die Mode Jobard einem anderen Platz machen wird und ich zurücktreten werde in das Nichts menschlicher Vergessenheit, werde ich meine ernsthaften Freunde bitten, und damit meine ich diejenigen, deren Intelligenz nicht vergisst. Ich werde sie bitten, mich anzurufen. Dann werden wir Fragen ergründen, die zu oberflächlich behandelt worden sind, und es wird euer vollständig umgewandelter Jobard nützlich sein können, was er sich von ganzem Herzen wünscht.

Jobard.

Nach der ersten Zeit, die der Beruhigung seiner Freunde gewidmet war, hat sich Herr Jobard unter den Geistern eingereiht, die aktiv für die Neubildung der gesellschaftlichen Verhältnisse arbeiten. Er erwartet seine nahe Inkarnation, um sich direkt daran zu beteiligen. Seit dieser Zeit hat er in der Pariser Gesellschaft, zu der er als Mitglied weiterhin gehört, oft Mitteilungen von unbestreitbar höherer Art gegeben, ohne von der Ursprünglichkeit und geistreichen Einfällen abzuweichen, die einen Grundzug seines Charakters bildeten und ihn wiedererkennen lassen, ehe er seine Unterschrift gegeben hat.


Samuel Philippe war im wahrsten Sinne des Wortes ein guter Mann. Keiner erinnerte sich daran, ihn bei einer bösen Tat gesehen oder jemandem vorsätzlich Schaden zugefügt zu haben. Mit grenzenloser Hingabe für seine Freunde fand er sich immer bereit, wenn es darum ging, jemandem einen Gefallen zu erweisen, selbst auf Kosten seines eigenen Vorteils. Schmerzen, Mühen, Opfer, nichts war ihm zu viel, wenn es darum ging, nützlich zu sein. Und er tat es ganz natürlich, ohne Prahlerei und wunderte sich, wie man ihm ein Verdienst daraus machen könnte. Er nahm es denjenigen nicht übel, die ihm Böses zugefügt hatten, und er war sehr darauf bedacht, ihnen zu Dank verpflichtet zu sein, als hätten sie ihm Gutes getan. Wenn er mit Undankbaren zu tun hatte, so sagte er: “Nicht ich bin zu beklagen, sondern sie.” Obwohl er sehr intelligent und von Haus aus mit viel Geist begabt war, war sein arbeitsvolles Leben dunkel und sein Weg von harten Prüfungen begleitet. Er war einer dieser auserwählten Art, die im Schatten blüht, von denen die Welt nicht spricht und deren Glanz sich nicht auf der Erde widerspiegelt. Er hatte aus dem Wissen des Spiritismus glühenden Glauben an das zukünftige Leben und eine große Ergebenheit gegenüber den Leiden des irdischen Lebens geschöpft. Er starb im Dezember 1862 im Alter von fünfzig Jahren an den Folgen einer schmerzhaften Krankheit, aufrichtig betrauert von seinen Angehörigen und einigen Freunden. Mehrere Monate nach seinem Tod wurde er angerufen.

Frage: Haben Sie eine klare Erinnerung an Ihre letzten Momente auf Erden?

Antwort: Vollkommen. Die Erinnerung daran ist mir nach und nach wieder gekommen. Zu Beginn waren meine Gedanken noch durcheinander. Frage: Würden Sie uns zu unserer Belehrung und aus Wertschätzung, die Ihr vorbildliches Leben in uns weckt, schildern, wie bei Ihnen der Übergang vom körperlichen zum geistigen Leben abgelaufen ist und wie Ihre Situation in der geistigen Welt ist?

Antwort: Gerne. Diese Beschreibung wird nicht nur für euch nützlich sein, sie wird es auch für mich sein. Indem ich meine Gedanken wieder auf die Erde lenke, lerne ich durch diesen Vergleich die Güte des Schöpfers noch besser zu würdigen.

Ihr wisst, mit wie vielen Sorgen mein Leben übersät war. Mir hat es in Schwierigkeiten nie an Mut gefehlt, Gott sei Dank! Heute freue ich mich darüber. Was hätte ich alles verloren, wenn ich der Entmutigung nachgegeben hätte! Ich schaudere bei dem bloßen Gedanken, dass durch meine Schuld das Erlittene ohne Nutzen gewesen wäre und neu begonnen werden müsste. Meine Freunde, könntet ihr völlig von dieser Wahrheit durchdrungen werden. Es handelt sich hier um euer zukünftiges Glück. Sicher ist dieses Glück nicht zu teuer erkauft, wenn man es mit einigen Leidensjahren bezahlt. Wenn ihr wüsstet, wie wenig ein paar Jahre angesichts der Unendlichkeit bedeuten!

Wenn meine letzte Existenz in euren Augen einiges an Wert hatte, hättet ihr das nicht von meinen Existenzen gesagt, die dieser vorausgegangen sind. Nur durch die Arbeit an mir selbst habe ich mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Um die letzten Spuren meiner früheren Fehler auszulöschen, musste ich mich noch diesen letzten Prüfungen unterziehen, die ich bereitwillig angenommen habe. Aus der Festigkeit meiner Entschlüsse schöpfte ich die Kraft, sie ohne Murren zu ertragen. Ich segne sie heute, diese Prüfungen. Durch sie habe ich mit der Vergangenheit gebrochen, die für mich nur noch eine Erinnerung ist. Ich kann fortan mit berechtigter Befriedigung den Weg betrachten, den ich gegangen bin.

Oh ihr, die ihr mir auf Erden Leid verursacht habt, die ihr hart und boshaft gegen mich gewesen seid, die ihr mich gedemütigt und mit Bitterkeit getränkt habt, ihr, die mir oft die härtesten Entbehrungen auferlegt habt. Ich verzeihe euch nicht nur, sondern ich danke euch. Indem ihr mir Schaden zufügen wolltet, habt ihr nicht vermutet, dass ihr mir ebenso viel Gutes tun würdet. Es ist ja doch wahr, dass ich das Glück, das ich genieße, zu einem großen Teil euch verdanke, denn ihr habt mir die Gelegenheit gegeben, zu verzeihen und Gutes für Böses zu erweisen. Gott hat euch auf meinen Weg gestellt, um meine Geduld zu prüfen und mich zu üben in der schwierigsten Ausübung der Nächstenliebe, der Liebe zu den eigenen Feinden.

Werdet mit dieser Abschweifung nicht ungeduldig. Ich komme nun zu dem, wonach ihr mich fragt.

Obwohl ich in meiner letzten Krankheit schwer litt, hatte ich doch keinen Todeskampf gehabt. Der Tod kam zu mir wie der Schlaf, ohne Kampf, ohne Erschütterung. Da ich keine Angst vor der Zukunft hatte, so habe ich mich nicht an das Leben geklammert. Ich habe folglich nicht unter letzten Nöten zu ringen gehabt. Die Trennung hat sich ohne Anstrengung, ohne Schmerz und ohne dass ich es bemerkte vollzogen.

Ich weiß nicht, wie lange dieser letzte Schlaf gedauert hat, aber er war kurz. Das Erwachen war begleitet von einem Frieden, der einen Gegensatz zu meinem vorhergehenden Zustand bildete. Ich fühlte keinen Schmerz mehr und freute mich darüber. Ich wollte aufstehen und gehen, aber eine Lähmung, die nichts Unangenehmes hatte, die sogar einen gewissen Reiz hatte, hielt mich zurück. Ich gab mich ihr mit einer Art Genuss hin, ohne mir meiner Lage klar zu sein und ohne zu vermuten, dass ich die Erde verlassen hatte. Ich sah meine Frau und einige Freunde im Zimmer auf den Knien und ich sagte mir, dass sie mich zweifellos für tot hielten. Ich wollte sie von dieser Täuschung befreien, brachte aber kein Wort heraus, woraus ich schloss, dass ich träumte. Was mich in dieser Vorstellung bestärkte, war, dass ich mich von mehreren geliebten Wesen umgeben sah, die schon lange tot waren und von anderen, die ich anfangs nicht erkannte und die über mich zu wachen und mein Erwachen zu erwarten schienen.

Dieser Zustand war vermischt mit klaren Momenten und solchen von Schläfrigkeit. Währenddessen erlangte und verlor ich abwechselnd das Bewusstsein meiner selbst. Nach und nach gewannen meine Gedanken mehr Klarheit. Das Licht, das ich nur durch einen Nebel hindurch schimmern sah, wurde heller. Dann fing ich an, mir bewusst zu werden und verstand, dass ich nicht mehr zur irdischen Welt gehörte. Wenn ich den Spiritismus nicht gekannt hätte, hätte die Illusion zweifellos viel länger gedauert.

Meine sterbliche Hülle war noch nicht beerdigt. Ich betrachtete sie mit Mitleid und beglückwünschte mich, dass ich endlich davon befreit war. Ich genoss das Glück, frei zu sein! Ich atmete leicht, wie jemand, der aus einer ekelerregenden Luftschicht heraustritt. Ein unsagbares Glücksgefühl durchdrang mein ganzes Wesen. Die Anwesenheit derer, die ich geliebt hatte, erfüllte mich mit Freude. Ich war keineswegs überrascht, sie zu sehen. Es schien mir ganz selbstverständlich. Aber ich glaubte, sie nach einer langen Reise wiederzusehen. Eines hat mich anfangs verwundert, dass wir einander verstanden, ohne ein Wort zu sagen. Unsere Gedanken wurden allein durch den Blick und eine fluidische Durchdringung übermittelt.

Allerdings war ich noch nicht ganz frei von irdischen Vorstellungen. Die Erinnerung an das, was ich erlitten hatte, kam von Zeit zu Zeit wieder in meinen Sinn so, wie um mich meine neue Lage besser würdigen zu lassen. Ich hatte körperlich, aber vor allem moralisch gelitten. Ich war das Ziel der Böswilligkeit gewesen, jener tausenderlei schmerzlichen Überraschungen, die vielleicht schmerzhafter waren als wirkliches Unglück, weil sie ständige Angst verursachen. Ihr Eindruck war nicht ganz erloschen, und manchmal fragte ich mich, ob ich auch wirklich und wahrhaftig von ihnen befreit war. Ich schien immer noch gewisse unangenehme Stimmen zu hören. Ich fürchtete die Verlegenheiten, die mich so oft gequält hatten und zitterte gegen meinen Willen. Ich betastete mich, um mich sozusagen zu vergewissern, dass ich nicht der Spielball eines Traums war. Als ich mir sicher war, dass das wohl alles vorbei war, schien es mir, als sei eine gewaltige Last von mir genommen worden. Es ist also völlig wahr, sagte ich mir, dass ich endlich von all diesen Sorgen befreit war, die die Qual des Lebens ausmachen und dankte Gott dafür. Ich war wie ein armer Mann, dem plötzlich ein großes Vermögen zufällt. Eine Zeit lang zweifelt er an dessen Realität und fühlt noch die Furcht vor der Not. Oh, wenn die Menschen das künftige Leben begreifen könnten, welche Kraft, welchen Mut würde ihnen diese Überzeugung im Unglück geben! Was würden sie nicht tun, während sie auf der Erde sind, um sich dieses Glück zu sichern, das Gott für diejenigen seiner Kinder vorbehält, die seine Gesetze befolgen! Sie würden sehen, wie wenig die Genüsse bedeuten, die sie begehren im Vergleich zu denen, die sie vernachlässigen!

Frage: Hat diese für Sie so neue Welt, neben der unsere so unbedeutend erscheint, haben die zahlreichen Freunde, die Sie dort wiedergefunden haben, Sie Ihre Angehörigen und Freunde auf der Erde aus den Augen verlieren lassen?

Antwort: Wenn ich sie vergessen hätte, wäre ich des Glücks, das ich genieße, unwürdig. Gott belohnt den Egoismus nicht, er bestraft ihn. Die Welt, in der ich bin, kann mich die Erde geringschätzen lassen, aber nicht die Geister, die dort inkarniert sind. Nur unter den Menschen sieht man, wie das Glück dahin führt, dass die Gefährten des Unglücks in Vergessenheit geraten. Ich komme häufig, um die Meinen wiederzusehen. Ich freue mich über das gute Andenken, das sie an mich bewahrt haben. Ihr Gedanke zieht mich an. Ich nehme an ihren Gesprächen teil, ich genieße ihre Freuden, ihre Sorgen machen mich traurig, aber es ist nicht diese ängstliche Traurigkeit des menschlichen Lebens, weil ich verstehe, dass sie nur vorübergehend sind und zu ihrem eigenen Besten dienen. Ich bin glücklich mit dem Gedanken, dass sie eines Tages an diesen glücklichen Ort kommen werden, an dem der Schmerz unbekannt ist. Gerade um sie dafür würdig zu machen, setze ich mich ein. Ich bemühe mich, ihnen gute Gedanken einzuflößen und vor allem die Hingabe, die ich selbst an den Willen Gottes besessen hatte. Mein größter Kummer ist, wenn ich sehe, wie sie diesen Moment durch ihren Mangel an Mut, ihr Murren, ihren Zweifel an der Zukunft oder durch irgendeine verwerfliche Handlung hinauszögern. Ich versuche dann, sie vom falschen Weg abzulenken. Gelingt es mir, so ist es für mich ein großes Glück, und wir alle freuen uns darüber. Wenn es nicht gelingt, sage ich mir mit Bedauern: Wieder eine Verzögerung für sie, aber ich tröste mich mit dem Gedanken, dass nicht alles unwiederbringlich verloren ist.


Ein ehemaliger Beamter, der 1863 in Antwerpen im Alter von achtzig Jahren starb.

Als ein Medium kurze Zeit nach seinem Tod seinen Geistführer fragte, ob man ihn anrufen könne, wurde ihm geantwortet: "Dieser Geist tritt langsam aus seiner Verwirrung heraus. Er könnte euch bereits antworten, aber die Mitteilung würde ihn weit mehr Mühe kosten. Ich bitte euch daher, noch vier Tage zu warten, und er wird euch antworten. Bis dahin wird er schon die guten Absichten erfahren, die ihr ihm gegenüber ausgedrückt habt, und er wird dankbar und als guter Freund zu euch kommen."

Vier Tage später diktierte der Geist Folgendes:

“Lieber Freund, mein Leben hatte ein sehr kleines Gewicht auf der Waage der Ewigkeit. Dennoch bin ich weit davon entfernt, unglücklich zu sein. Ich bin in der bescheidenen, aber verhältnismäßig glücklichen Lage eines Menschen, der wenig Böses getan hat, außer um auf die Vervollkommnung zu zielen. Wenn es in einem kleinen Kreis glückliche Menschen gibt, dann bin ich einer von ihnen. Nur eines bedaure ich, nämlich nicht gekannt zu haben, was ihr jetzt wisst. Meine Verwirrung wäre weniger lang und weniger schmerzhaft gewesen. Sie war in der Tat groß: zu leben und nicht zu leben; seinen Körper zu sehen, mit starken Banden an ihn gefesselt zu sein und ihn dennoch nicht mehr benutzen zu können; diejenigen zu sehen, die man geliebt hat, und zu fühlen, wie der Gedanke erlischt, der uns an sie bindet, das ist schrecklich! Oh, was für entsetzliche Augenblicke! Was für ein Augenblick, wenn euch die Erstarrung ergreift und erwürgt! Und im Handumdrehen Finsternis! Zu fühlen und einen Augenblick später vernichtet zu werden. Man will das Bewusstsein seiner selbst haben und kann es nicht wiedererlangen. Man ist nicht mehr da und fühlt doch, dass man es ist; aber man befindet sich in einer tiefen Verwirrung! Und dann, nach einer nicht abschätzbaren Zeit, einer Zeit verhaltener Angst, weil man nicht mehr die Kraft hat, sie zu fühlen, nach dieser unendlich erscheinenden Zeit, langsam ins Dasein wiedergeboren zu werden, in einer neuen Welt zu erwachen! Kein materieller Körper mehr, kein irdisches Leben mehr: das Leben der Unsterblichkeit! Keine fleischlichen Menschen mehr, sondern leichte Gestalten, Geister, die nach allen Seiten dahingleiten, um euch herumschwirren und die ihr nicht alle mit dem Blick erfassen könnt, denn sie schweben dahin in der Unendlichkeit! Vor sich den Raum zu haben und ihn allein durch den Willen durchqueren zu können! Durch den Gedanken mit allem zu kommunizieren, was euch umgibt. Freund, was für ein neues, was für ein glänzendes Leben! Was für ein Leben voller Freude! Sei gegrüßt, oh sei gegrüßt, Ewigkeit, die du mich in deinem Schoß hältst! Lebe wohl, Erde, die du mich so lange von dem natürlichen Element meiner Seele fernhieltest! Nein, ich möchte nichts mehr von dir, denn du bist eine Erde der Verbannung, und dein größtes Glück ist nichts!

Hätte ich aber gewusst, was ihr wisst, wie viel leichter und angenehmer wäre mir der Einstieg in das andere Leben geworden! Ich hätte vor meinem Sterben gewusst, was ich später, zum Zeitpunkt des Loslösens, habe lernen müssen und meine Seele hätte sich leichter lösen können. Ihr seid auf dem Weg, aber nie, nein, nie werdet ihr weit genug gehen! Sagt es meinem Sohn, aber sagt es ihm so oft, bis er glaubt und sich unterrichtet. Dann werden wir bei seiner Ankunft hier nicht getrennt sein.

Lebt wohl, ihr Freunde alle, lebt wohl! Ich warte auf euch und während der Zeit, die ihr auf der Erde seid, will ich öfters kommen, um mich bei euch zu unterrichten, denn ich weiß noch nicht so viel wie viele von euch. Aber ich werde es hier schnell erfahren, weil ich keine Fesseln mehr trage, die mich zurückhalten, und nicht mehr das Alter fühle, das meine Kräfte schwächt. Hier lebt man in großer Einheit und schreitet voran, denn man sieht so schöne Horizonte vor sich, dass man vor Ungeduld brennt, diese zu umfassen.”

Van Durst


Ein außergewöhnlicher Mann, der durch einen Unfall starb und dem Medium zu Lebzeiten bekannt war. (Bordeaux, 11. Februar 1861)

Frage: Könnten Sie mir einige Einzelheiten über Ihren Tod mitteilen?

Antwort: Ab dem Ertrinken, ja!

Frage: Warum nicht vorher?

Antwort: Du kennst sie (das Medium kannte sie tatsächlich).

Frage: Möchten Sie mir also bitte Ihre Empfindungen nach Ihrem Tod beschreiben?

Antwort: Es hat lange gedauert, bis ich mir wieder bewusst war, aber mit der Gnade Gottes und der Hilfe derer, die mich umgaben, bin ich, als das Licht kam, von diesem überflutet worden. Du kannst hoffen: du wirst immer mehr finden, als du erwartest. Nichts Materielles! Alles setzt die verborgenen Sinne in Erstaunen: was weder Auge noch Hand erfassen können; verstehst du mich? Es ist eine geistige Verwunderung, die euer Verständnis übersteigt, denn es gibt keine Worte, um sie zu erklären: das lässt sich nur mit der Seele fühlen.

Mein Erwachen war sehr glücklich. Das Leben ist einer jener Träume, die ich trotz der seltsamen Vorstellung, die man mit diesem Wort verbindet, nur als schrecklichen Alptraum bezeichnen kann. Träume, du wärst in einem verpesteten Versteck eingeschlossen; dein Körper, von Würmern zerfressen, die bis ins Mark deiner Knochen vordringen, wäre über einem glühenden Ofen aufgehängt, dein ausgetrockneter Mund findet nicht einmal Luft, die ihn kühlt; dein erschreckter Geist nur Ungeheuer um dich herum sieht, die bereit sind, dich zu verschlingen! Stelle dir schließlich alles vor, was die Phantasie des Traums Abscheulichstes und Schrecklichstes hervorbringen kann und finde dich plötzlich in ein entzückendes Eden versetzt! Erwache, umgeben von all denen, die du geliebt und beweint hast! Sieh um dich herum ihre verehrten Gesichter, die dich glücklich anlächeln. Atme die süßesten Düfte ein. Erfrische deine ausgetrocknete Kehle an der Quelle des lebendigen Wassers! Fühle, wie sich dein Körper in den unendlichen Raum erhebt, der ihn trägt und wiegt, wie ein Windhauch eine Blüte, die hoch von einem Baum abgefallen ist. Fühle dich von der Liebe Gottes umfangen, wie das Kind, das geboren wird, von der Liebe seiner Mutter eingehüllt wird, und du wirst nur eine unvollkommene Vorstellung von diesem Übergang haben. Ich habe versucht, dir das Glück des Lebens zu erklären, das den Menschen nach dem Tod erwartet, aber ich konnte es nicht. Erklärt man das Unendliche demjenigen, dessen Augen dem Licht gegenüber verschlossen sind und dessen Glieder niemals aus dem engen Kreis, in dem sie eingeschlossen sind, heraustreten konnten? Um dir das ewige Glück zu erklären, will ich dir sagen: Liebe! Deine Liebe allein kann dich dazu bringen, es zu erahnen. Und wer Liebe sagt, sagt Abwesenheit von Egoismus.

Frage: Ist Ihre Lage seit Ihrem Eintritt in die geistige Welt eine glückliche gewesen?

Antwort: Nein. Ich musste die Schuld des Menschen bezahlen. Mein Herz ließ mich die Zukunft des Geistes erahnen, aber ich hatte keinen Glauben. Ich musste meine Gleichgültigkeit gegenüber meinem Schöpfer büßen, aber seine Barmherzigkeit rechnete mir das wenige Gute an, das ich hatte tun können, sowie die Schmerzen, die ich trotz meines Leidens mit Ergebung ertragen hatte, und seine Gerechtigkeit, die eine Waage hält, die die Menschen niemals begreifen werden, wog das Gute mit so viel Güte und Liebe, dass das Böse schnell verschwunden war. Frage: Möchten Sie uns etwas über Ihre Tochter mitteilen? (Sie starb vier oder fünf Jahre nach ihrem Vater.)

Antwort: Sie erfüllt auf eurer Erde eine Aufgabe.

Frage: Ist sie als Geschöpf glücklich? Ich will Ihnen keine indiskrete Frage stellen.

Antwort: Ich weiß es wohl. Sehe ich denn nicht deinen Gedanken wie ein Gemälde vor meinen Augen? Nein, als Geschöpf ist sie nicht glücklich. Im Gegenteil, all das Elend eures Lebens muss sie treffen. Aber sie soll mit ihrem Beispiel jene großen Tugenden verkünden, mit denen ihr so prahlt. Ich werde ihr helfen, denn ich soll über sie wachen. Aber sie wird keine große Mühe haben, die Hindernisse zu überwinden. Sie leistet keine Sühne, sondern eine Aufgabe. Sei also ihretwegen beruhigt und hab Dank für deine Erinnerung.

In diesem Augenblick empfindet das Medium eine Schwierigkeit beim Schreiben, und es sagt: Wenn das ein leidender Geist ist, der mich zurückhält, so bitte ich ihn, seinen Namen zu schreiben.

Antwort: Eine Unglückliche.

Frage: Möchten Sie mir Ihren Namen sagen?

Antwort: Valerie. Frage: Wollen Sie mir sagen, wofür Sie bestraft wurden?

Antwort: Nein. Frage: Bereuen Sie Ihre Fehler?

Antwort: Du siehst es wohl. Frage: Wer hat Sie hierher geführt?

Antwort: Sixdeniers.

Frage: Zu welchem Zweck hat er das getan?

Antwort: Damit du mir hilfst. Frage: Sind Sie es, die mich soeben vom Schreiben abgehalten hat?

Antwort: Er hat mich an seinen Platz gestellt.

Frage: Welche Beziehung besteht zwischen Ihnen beiden?

Antwort: Er leitet mich.

Frage: Bitten Sie ihn, sich mit uns zum Gebet zu vereinen.

Antwort: (Nach dem Gebet übernimmt wieder Sixdeniers das Wort.)

Hab Dank für sie! Du hast begriffen, ich werde dich nicht vergessen. Denke an sie!

Frage: (An Sixdeniers) Haben Sie als Geist viele leidende Geister zu leiten?

Antwort: Nein, aber sobald wir einen zum Guten zurückgeführt haben, nehmen wir einen anderen vor, ohne deshalb die Ersteren im Stich zu lassen.

Frage: Wie können Sie der Pflicht einer Beaufsichtigung genügen, die sich mit den Jahrhunderten ins Unendliche vervielfältigen muss?

Antwort: Versteh doch, dass die, die wir zurückgeführt haben, sich läutern und fortschreiten. Daher machen sie uns weniger Mühe und gleichzeitig erheben wir uns selbst, und beim Aufsteigen schreiten unsere Fähigkeiten voran, unser Können strahlt im Verhältnis zu unserer Reinheit.

Bemerkung: Die niederen Geister erhalten also Beistand von guten Geistern, deren Aufgabe es ist, sie zu leiten. Diese Aufgabe ist nicht ausschließlich den Inkarnierten überlassen, aber sie sollen dabei mitwirken, weil das für sie ein Mittel zum Voranschreiten ist. Wenn ein niederer Geist kommt und eine gute Kommunikation durchkreuzt, wie in diesem Fall, so tut er es ohne Zweifel nicht immer in einer guten Absicht, aber die guten Geister lassen es zu, sei es als Prüfung oder damit der, an den er sich wendet, an der Verbesserung des Geistes arbeitet. Dessen Beharrlichkeit artet zwar manchmal in Besessenheit aus, aber je hartnäckiger sie ist, desto mehr beweist sie, wie groß das Bedürfnis nach Hilfe ist. Es ist also ein Unrecht, ihn abzuweisen. Man muss ihn als einen Armen betrachten, der kommt, um um Almosen zu bitten, und sich sagen: Es ist ein unglücklicher Geist, den mir die guten Geister schicken, damit ich seine Erziehung bewirke. Gelingt sie mir, so habe ich dann die Freude, eine Seele zum Guten zurückgeführt und ihre Leiden abgekürzt zu haben. Diese Aufgabe ist oft mühsam. Es wäre zweifellos angenehmer, immer schöne Kommunikationen zu haben und nur mit Geistern seiner Wahl zu verkehren. Aber man verdient den Schutz der guten Geister nicht dadurch, dass man nur seine eigene Befriedigung sucht und die Gelegenheiten zurückweist, die einem geboten werden, um Gutes zu tun.


Gestorben in Albi (Tarn) am 25. Januar 1865.

Herr Demeure war ein sehr angesehener homöopathischer Arzt aus Albi. Sein Charakter, ebenso wie sein Wissen, hatten ihm die Achtung und Verehrung seiner Mitbürger eingebracht. Seine Güte und Nächstenliebe waren unerschöpflich, und trotz seines hohen Alters war ihm keine Mühe zu groß, wenn es sich darum handelte, sich um arme Kranke zu kümmern. Der Preis für seine Besuche war seine geringste Sorge. Es kostete ihn weniger Mühe, seine Bequemlichkeit für einen Unglücklichen zu opfern, als wenn er es für einen tat, von dem er wusste, dass er zahlen konnte, denn dieser Letztere konnte, wie er sich sagte, in seiner Abwesenheit immer einen Arzt besorgen. Dem Ersteren gab er nicht nur die Arzneimittel kostenlos, sondern hinterließ oft auch etwas zur Befriedigung der materiellen Bedürfnisse, was manchmal das nützlichste aller Heilmittel ist. Man kann von ihm sagen, dass er der heilkundige Menschenhirte von Ars war.

Herr Demeure hatte die spiritistische Lehre mit Begeisterung angenommen, in der er den Schlüssel zu den wesentlichsten Fragen gefunden hatte, deren Lösung er vergeblich in der Wissenschaft und allen Philosophien gesucht hatte. Sein tiefer und forschender Geist ließ ihn unmittelbar die ganze Tragweite dieser Lehre verstehen; auch war er einer ihrer eifrigsten Verbreiter. Beziehungen lebendiger und gegenseitiger Zuneigung zwischen ihm und uns sind durch Briefwechsel entstanden.

Wir erfuhren am 30. Januar von seinem Tod und unser erster Gedanke war, uns mit ihm zu unterhalten. Hier ist die Mitteilung, die er uns am selben Tag gab:

"Da bin ich. Ich hatte mir zu Lebzeiten vorgenommen, sobald ich tot sein würde, zu kommen, wenn es mir möglich wäre, um meinem lieben Meister und Freund, Herrn Allan Kardec, die Hand zu drücken.

Der Tod hatte meiner Seele jenen schweren Schlaf gebracht, den man Lethargie nennt, aber mein Denkvermögen war wach. Ich schüttelte diese unheilvolle Erstarrung ab, die die Verwirrung nach dem Tod verlängert, ich bin erwacht und mit einem Sprung habe ich die Reise vollbracht.

Wie glücklich ich bin! Ich bin nicht mehr alt oder schwach. Mein Körper war nur eine aufgezwungene Verkleidung. Ich bin jung und schön, schön dank jener ewigen Jugend der Geister, deren Gesichter nie faltig werden, deren Haare im Laufe der Zeit nicht erbleichen. Ich bin leicht wie ein Vogel, der mit raschem Flug den Horizont eures nebligen Himmels durchkreuzt, und ich bewundere, betrachte, segne, liebe und verneige mich, das Sandkorn, vor der Größe, der Weisheit, der Wissenschaft unseres Schöpfers, vor den Wundern, die mich umgeben.

Ich bin glücklich, ich bin in der Herrlichkeit. Oh, wer kann jemals die herrlichen Schönheiten des Landes der Auserwählten beschreiben, die Himmel, die Welten, die Sonnen und ihre Rolle an dem großen Zusammenwirken der universellen Harmonie? Wohlan! Ich will es versuchen, mein lieber Meister. Ich fange an, es zu erforschen, ich werde kommen und die Huldigung meiner Studien, die ich Ihnen im Voraus widme, überbringen. Bis bald."

Demeure.

Die beiden folgenden Mitteilungen, die am 1. und 2. Februar gegeben wurden, beziehen sich auf die Krankheit, von der wir zu jener Zeit befallen waren. Obwohl sie persönlich sind, so geben wir sie hier wieder, weil sie beweisen, dass Herr Demeure als Geist ebenso gütig ist, wie er es als Mensch war.

"Guter Freund, haben Sie Vertrauen zu uns und seien Sie guten Mutes! Diese Krise, obwohl beschwerlich und schmerzlich, wird nicht lang sein, und mit den vorgeschriebenen Maßnahmen werden Sie, Ihren Wünschen gemäß, das Werk vervollständigen können, das der Hauptzweck Ihres Daseins gewesen ist. Doch bin ich ja immer bei Ihnen mit dem Geist der Wahrheit, der mir erlaubt, in seinem Namen das Wort zu ergreifen, als der letzte Ihrer Freunde, der unter die Geister gekommen ist. Diese erweisen mir die Ehre, mich willkommen zu heißen. Lieber Meister, wie beglückt es mich, dass ich rechtzeitig gestorben bin, um zu diesem Zeitpunkt bei diesen zu sein! Wäre ich früher gestorben, so hätte ich vielleicht diese Gefahr von Ihnen abwenden können, die ich nicht vorhersah. Ich war erst zu kurze Zeit desinkarniert, um mich mit etwas anderem als dem Geistigen befassen zu können. Aber jetzt werde ich über Sie wachen, lieber Meister. Es ist ja ihr Bruder und Freund, der froh ist, Geist zu sein, um bei Ihnen zu sein und Ihnen in Ihrer Krankheit seine Fürsorge widmen zu dürfen. Aber Sie kennen ja das Sprichwort: "Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!" Helfen Sie also den guten Geistern bei der Pflege, die sie Ihnen widmen und halten sich genau an ihre Vorschriften.

Es ist zu warm hier, diese Kohle wirkt ermüdend. Solange Sie krank sind, brennen Sie keine Kohle, denn sie verstärkt Ihr Leiden. Der sich daraus entwickelnde Rauch hat einen zerstörenden Einfluss.”

Ihr Freund Demeure.

"Ich bin es, Demeure, der Freund von Herrn Kardec. Ich bin gekommen, um ihm zu sagen, dass ich zur Zeit des Unfalls, der ihm zugestoßen ist, bei ihm war und der ohne ein wirksames Eingreifen fatal hätte sein können. Ich freue mich, dass ich dabei mitwirken konnte. Nach meinen Beobachtungen und den Lehren, die ich aus guter Quelle erhalten habe, ist es für mich einleuchtend, dass, je früher seine Desinkarnation stattfinden wird, desto eher kann seine Reinkarnation geschehen, mit der er sein Werk vollenden wird. Jedoch muss er vor seinem Ableben letzte Hand an die Werke legen, die die Lehre vervollständigen sollen, zu der er die Grundlage gelegt hat. Und er macht sich der vorsätzlichen Tötung schuldig, wenn er durch ein Übermaß an Arbeit dazu beiträgt, seine Lebenskräfte zu erschöpfen. Und das bedroht ihn mit einem plötzlichen Ableben, einem Eintritt in unsere Welten. Man braucht sich nicht davor scheuen, ihm die ganze Wahrheit zu sagen, damit er wachsam ist und buchstäblich unsere Verordnungen befolgt.”

Demeure.

Die folgende Mitteilung erhielt man am 26. Januar in Montauban, dem Tag nach seinem Tod, im Kreise der spiritistischen Freunde, die er in dieser Stadt hatte.

"Anton Demeure. Ich bin nicht tot für euch, meine guten Freunde, sondern für diejenigen, die nicht wie ihr diese heilige Lehre kennen, die diejenigen vereinigt, die sich auf dieser Erde geliebt und die gleichen Gedanken und Gefühle der Liebe und des Erbarmens gehabt haben.

Ich bin glücklich, glücklicher, als ich hoffen konnte, denn ich erfreue mich einer Klarheit, die bei den seit so kurzer Zeit von der Materie befreiten Geistern selten ist. Fasst Mut, gute Freunde! Ich werde oft bei euch sein und es nicht versäumen, euch über viele Dinge zu unterrichten, die wir nicht wissen, solange wir an unsere arme Körperhülle gebunden sind, die uns so viel Großartiges und Erfreuliches verbirgt! Betet für diejenigen, denen dieses Glück vorenthalten wird, denn sie wissen nicht, welchen Schaden sie sich selbst zufügen.

Ich werde heute nicht lange bleiben, aber ich möchte euch sagen, dass ich mich in dieser Welt der Unsichtbaren nicht ganz fremd fühle. Es scheint mir, als habe ich diese immer bewohnt. Ich bin dort glücklich, denn ich sehe meine Freunde und kann mit ihnen verkehren, so oft ich will.

Weint nicht, Freunde! Ihr würdet mich bedauern lassen, euch kennengelernt zu haben. Lasst die Zeit kommen und Gott wird euch an diesen Ort führen, wo wir uns alle wiedervereint finden sollen. Guten Abend, Freunde! Gott tröste euch! Ich bin bei euch.”

Demeure.

Ein anderer Brief aus Montauban enthält folgenden Bericht:

"Wir hatten Frau G., einem hellsichtigen Medium und sehr klaren Somnambulen, den Tod des Herrn Demeure verschwiegen, um ihre äußerst große Empfindlichkeit zu schonen, und der gute Doktor, zweifellos auf unsere Absichten eingehend, hatte es vermieden, sich ihr zu offenbaren. Vor kurzem, am 10. Februar, hatten wir auf Einladung unserer geistigen Mentoren eine Versammlung. Diese wollten, so sagten sie, Frau G. von einer Verrenkung befreien, unter der sie seit dem Vortag sehr litt. Wir wussten weiter nichts davon und waren weit davon entfernt, die Überraschung zu erwarten, die sie uns bereiteten. Kaum war die Dame im Zustand des Hellsehens, da ließ sie ohrenbetäubende Schreie vernehmen, wobei sie auf ihren Fuß zeigte.”

Es geschah Folgendes:

"Frau G. sah einen über ihr Bein gebeugten Geist, dessen Gesichtszüge ihr verborgen blieben. Er rieb und massierte, indem er auf die kranke Stelle von Zeit zu Zeit einen Längsstrich übte, genauso, wie es ein Arzt hätte tun können. Die Behandlung war so schmerzhaft, dass die Leidende sich manchmal zu lautem Schreien und zu ungeordneten Bewegungen hinreißen ließ. Aber dieser Zustand war nicht von langer Dauer, nach zehn Minuten war jede Spur von Verrenkung verschwunden, keine Schwellung mehr da und der Fuß hatte sein normales Aussehen wiedererlangt. Frau G. war geheilt.

Indessen blieb der Geist dem Medium immer noch unbekannt und beharrte darauf, seine Gesichtszüge nicht zu zeigen. Er machte sogar eine Miene, als wollte er sich entfernen, als unsere Kranke, die einige Minuten zuvor nicht einen Schritt tun konnte, auf die Mitte des Zimmers zustürzt, um die Hand ihres spirituellen Arztes zu ergreifen und zu drücken. Auch diesmal hatte der Geist den Kopf wieder abgewandt, wobei er jedoch seine Hand in der ihren ließ. In diesem Augenblick stößt Frau G. einen Schrei aus und fällt ohnmächtig zu Boden. Sie hatte soeben in dem heilenden Geist Herrn Demeure erkannt. Während dieses Anfalls empfing sie die eilige Fürsorge mehrerer mitfühlender Geister. Als endlich die hellsehende Klarheit wieder erschien, unterhielt sie sich mit den Geistern und tauschte warme Händedrücke mit ihnen aus, insbesondere mit dem Geist des Arztes, der ihre Zuneigungsbekundungen erwiderte, und sie mit einem der Genesung dienenden Fluidum durchströmte.

Ist diese Szene nicht ergreifend und dramatisch, und möchte man nicht glauben, alle diese Personen ihre Rolle im menschlichen Leben spielen zu sehen? Ist das nicht ein Beweis unter Tausenden, dass die Geister sehr reale Wesen sind, die einen Körper haben und handeln, ganz so wie sie es auf Erden taten? Wir waren froh, unseren vergeistigten Freund mit seinem vortrefflichen Herzen und seiner zarten Fürsorge wiederzusehen. Er war zu Lebzeiten der Arzt des Mediums gewesen. Er kannte ihre sehr große Empfindlichkeit und hatte sie schonend behandelt, als wäre sie sein eigenes Kind. Ist dieser Beweis der Identität, der denen, die der Geist liebte, gegeben wurde, nicht beeindruckend und gut geeignet, um einen Blick in das künftige Leben in seinem tröstlichen Aspekt werfen zu lassen.”

Bemerkung: Die Lage von Herrn Demeure als Geist ist genau die, die sein so würdig und nützlich erfülltes Leben erahnen ließ. Aber eine andere, nicht weniger lehrreiche Tatsache geht aus diesen Mitteilungen hervor, nämlich die Tätigkeit, die er beinahe unmittelbar nach seinem Tod entwickelte, um nützlich zu sein. Durch seine hohe Intelligenz und seine moralischen Eigenschaften gehört er zur Ordnung der sehr fortgeschrittenen Geister. Er ist glücklich, aber sein Glück besteht nicht aus Untätigkeit. Einige Tage zuvor hatte er als Arzt Kranke behandelt und kaum war er befreit, eilte er hin und behandelte sie als Geist. Was gewinnt man denn davon, in der anderen Welt zu sein, werden gewisse Leute sagen, wenn man dort keine Ruhe genießt? Da wollen wir sie vor allem fragen, ob das nichts ist, keine Sorgen, keine Bedürfnisse, keine Gebrechen des Lebens mehr zu haben, frei zu sein und ohne Beschwerlichkeit den Raum mit der Schnelligkeit des Gedankens zu durcheilen, seine Freunde zu jeder Stunde zu besuchen, egal wie weit sie entfernt sind? Dem wollen wir dann noch hinzufügen: Wenn ihr einmal in der anderen Welt sein werdet, so wird euch nichts zwingen zu tun, was es auch sei. Es wird euch vollkommen freistehen, in seligem Müßiggang zu verharren, solange es euch gefällt. Aber ihr werdet dieser selbstsüchtigen Ruhe bald müde werden und die Ersten sein, die um eine Beschäftigung bitten. Dann wird man euch antworten: Wenn ihr euch beim Nichtstun langweilt, so sucht euch selbst etwas zu tun. An Gelegenheiten, sich nützlich zu machen, mangelt es in der Geisterwelt ebenso wenig wie unter den Menschen. So ist also die geistige Tätigkeit kein Zwang, sondern ein Bedürfnis, eine Genugtuung für die Geister, die eine Beschäftigung suchen, die im Verhältnis zu ihrem Geschmack und ihren Fähigkeiten steht und vorzugsweise eine solche wählen, die ihrem Fortschritt zugutekommen kann.


Die Witwe, Frau Foulon, gestorben am 3. Februar 1865 in Antibes, hatte lange in Havre gewohnt, wo sie sich den Ruf erworben hatte, eine sehr geschickte Miniaturmalerin zu sein. Ihre bemerkenswerte Begabung war anfänglich für sie nur eine Ablenkung aus Liebhaberei und als Zeitvertreib. Aber später, als schlechte Tage kamen, wusste sie für sich eine kostbare Hilfsquelle daraus zu machen. Was sie besonders liebens- und schätzenswert machte, was allen, die sie gekannt haben, ihr Andenken wertvoll sein lässt, war die anmutende Schönheit ihres Charakters; waren ihre verborgenen Eigenschaften, die nur diejenigen in vollem Ausmaß zu würdigen vermochten, die ihr privates Leben gekannt haben. Denn wie bei allen, bei denen der Sinn für das Gute angeboren ist, prahlte sie niemals damit; sie ahnte diesen nicht einmal bei sich. Wenn es jemanden gibt, auf den der Egoismus keinen Einfluss hatte, so war es zweifellos sie. Die Haltung der Aufopferung wurde vielleicht nie in größerem Maße weitergetragen. Immer bereit, ihre Ruhe, ihre Gesundheit, ihren Vorteil für diejenigen zu opfern, denen sie nützlich sein konnte, war ihr Leben eine lange Reihe von Hingabe, wie es von ihrer Jugend an nur eine lange Folge von rauen und harten, schweren Prüfungen gewesen ist, vor denen ihr Mut, ihre Ergebung und ihre Beharrlichkeit niemals versagt haben. Aber leider erlosch ihre Sehkraft, ermüdet durch ihre mühsame Arbeit von Tag zu Tag mehr; noch einige Zeit, und die schon sehr fortgeschrittene Blindheit wäre vollständig gewesen.

Als Frau Foulon die Spiritistische Lehre kennenlernte, war das für sie wie ein aufblitzender Lichtstrahl. Es schien ihr, als ob sich ein Schleier von etwas lüftete, das ihr nicht unbekannt gewesen war, von dem sie aber nur eine vage Ahnung hatte. Von da an studierte sie mit Eifer, aber gleichzeitig mit jener Klarheit des Geistes, jener Richtigkeit der Einschätzung, die eine Eigenschaft ihres scharfen Verstandes war. Man muss alle schmerzlichen Überraschungen ihres Lebens kennen. Überraschungen, die nicht von ihr selbst, sondern von Wesen, die ihr wichtig waren, verursacht wurden, um all die Tröstungen zu verstehen, die sie aus dieser erhabenen Offenbarung schöpfte, die ihr einen unerschütterlichen Glauben an die Zukunft gaben und ihr die Nichtigkeit der irdischen Dinge zeigten.

Ihr Tod ist ihres Lebens würdig gewesen. Sie hat ihn ohne jede schmerzliche Furcht kommen sehen. Für sie war er die Befreiung von den irdischen Banden, die ihr jenes selige geistige Leben öffnen sollte, mit dem sie durch das Studium der Spiritistischen Lehre vertraut geworden war. Sie ist in Frieden gestorben, denn sie hatte das Bewusstsein, die Aufgabe, die sie bei Ankunft auf der Erde übernommen hatte, als Ehefrau und Mutter gewissenhaft ihren Pflichten nachgekommen zu sein, erfüllt zu haben. Hatte sie doch während ihres Lebens auch allem Groll gegen diejenigen abgeschworen, über die sie sich zu beklagen hatte und die sie mit Undank bezahlt hatten. Sie hatte ihnen immer Gutes für Böses erwiesen und das Leben verlassen, indem sie ihnen verzieh und für sich selbst auf die Güte und Gerechtigkeit Gottes baute. Sie ist letztendlich mit der Heiterkeit des Herzens gestorben, die aus einem reinen Bewusstsein und aus der Gewissheit entsprang, nun von ihren Kindern weniger getrennt zu sein als während des irdischen Lebens; da sie ja als Geist bei ihnen sein kann, an welchem Ort der Welt sie sich auch befinden, um ihnen mit ihrem Rat zu dienen und sie mit ihrem Schutz zu bedecken.

Sobald wir vom Tod von Frau Foulon erfuhren, war es unser erster Wunsch, uns mit ihr zu unterhalten. Die Beziehungen der Freundschaft und Sympathie, die die Spiritistische Lehre zwischen ihr und uns hatte entstehen lassen, erklären einige ihrer Aussagen und die Vertraulichkeit ihrer Ausdrucksweise.

I.

(Paris, 8. Februar 1865, 3 Tage nach ihrem Tod)

Ich war mir dessen sicher, dass Sie den Gedanken haben würden, mich kurz nach meiner Befreiung anzurufen und hielt mich bereit, Ihnen zu antworten. Denn die Verwirrung habe ich nicht kennengelernt; nur die, die sich ängstigen, werden in deren dichtes Dunkel eingehüllt.

Gut! Freunde, ich bin jetzt glücklich. Diese armen Augen, die schwach geworden waren und mir nur die Erinnerung an das Farbenspiel ließen, das meine Jugend mit seinem schillernden Glanz färbte, haben sich hier geöffnet und die strahlenden Landschaften wiedergefunden, die etliche eurer großen Künstler in wechselnden Abbildungen verherrlicht haben, deren erhabene Wirklichkeit aber, ernst und doch reizvoll wie sie ist, von der vollkommensten Wirklichkeit geprägt ist.

Ich bin erst vor drei Tagen gestorben und fühle, dass ich Künstlerin bin. Mein Bestreben nach der idealen Schönheit in der Kunst war nur die Intuition von Fähigkeiten, die ich erforscht und in anderen Inkarnationen erworben hatte und sich in meiner letzten irdischen Existenz entwickelt haben. Aber was muss ich tun, um ein Kunstwerk hervorzubringen, das der großen Darstellung würdig ist, das den Geist bei seiner Ankunft im Reich des Lichtes in Staunen versetzt! Pinsel her, Pinsel! Und ich will der Welt beweisen, dass die geistige Kunst die Krönung der heidnischen Kunst, der gefährdeten christlichen Kunst ist und dass allein der Spiritistischen Lehre der Ruhm vorbehalten ist, sie in all ihrem Glanz auf eurer enterbten Welt wiedererstehen zu lassen.

Genug von der Künstlerin! Nun ist die Freundin an der Reihe!

Warum, gute Freundin (Frau von Allan Kardec), betrüben Sie sich so über meinen Tod? Sie besonders, die Sie die Täuschungen und Bitterkeiten meines Lebens kennen, sollten sich im Gegenteil freuen, zu sehen, dass ich jetzt nicht mehr aus dem bitteren Kelch der irdischen Schmerzen trinken muss, den ich bis auf den Grund geleert habe. Glauben Sie mir, die Toten sind glücklicher als die Lebenden, und um sie zu trauern heißt: an der Wahrheit der Spiritistischen Lehre zu zweifeln. Sie, Freundin, werden mich wiedersehen; seien Sie sich dessen sicher! Ich bin als Erste gegangen, weil meine Aufgabe auf der Erde beendet war. Jeder hat die seinige auf Erden zu erfüllen, und wenn die Ihrige beendet sein wird, werden Sie kommen, um sich ein wenig bei mir auszuruhen. Wenn nötig, werden sie danach von neuem anfangen, weil es eben nicht in der Natur liegt, untätig zu bleiben. Jeder hat seine Bestrebungen und geht ihnen nach; das ist oberstes Gesetz, durch das die Macht des freien Willens bewiesen wird. Gute Freundin, auch brauchen wir gegenseitig Nachsicht und Liebe, sei es in der sichtbaren, sei es in der unsichtbaren Welt. Mit dieser Devise geht alles gut.

Sie sollten mir nicht sagen, dass ich aufhören solle. Wissen Sie, ich plaudere zum ersten Mal lange! Auch verlasse ich Sie für meinen außergewöhnlichen Freund, Herrn Kardec. Ich will ihm für die liebevollen Worte danken, die er gütig an eine Freundin gerichtet hat, die ihm ins Grab vorausgegangen ist. Denn beinahe wären wir ja zusammen in die Welt gereist, in der ich mich befinde, guter Freund. (Anspielung an die Krankheit, von der Dr. Demeure spricht.) Was würde die geliebte Gefährtin Ihrer Tage gesagt haben, wenn die guten Geister hier nicht Ordnung geschaffen hätten? Da würde sie geweint und geseufzt haben, und ich begreife das. Aber sie muss auch wachsam sein, dass Sie sich nicht von neuem der Gefahr aussetzen, ehe Sie Ihre Arbeit der Einpflanzung der Spiritistischen Lehre beendet haben. Ohne dies werden Sie Gefahr laufen, zu früh unter uns anzukommen und wie Mose das verheißene Land nur aus der Ferne zu sehen. Seien Sie also auf der Hut! Es ist eine Freundin, die Sie warnt.

Nun gehe ich weg; ich kehre zu meinen lieben Kindern zurück. Dann werde ich jenseits der Meere sehen, ob mein reisendes Schäfchen endlich im Hafen angelangt ist, oder ob es ein Spielball des Sturmes ist. (Eine ihrer Töchter, die in Amerika wohnte.) Mögen die guten Geister es beschützen; ich werde mich ihnen hierfür anschließen. Ich will wiederkommen, um mit Ihnen zu plaudern, Freund; denn ich bin eine unermüdliche Schwätzerin; ihr wisst's ja noch. Auf Wiedersehen also, ihr guten, lieben Freunde! Auf bald!

Witwe Foulon.

II.

(Paris, 8. Februar 1865)

Frage: Liebe Frau Foulon; ich bin recht erfreut von der Mitteilung, die Sie mir neulich haben machen lassen und von Ihrem Versprechen, unsere Unterhaltungen fortzusetzen.

Ich habe Sie in der Mitteilung vollkommen wiedererkannt. Sie sprachen da von Dingen, von denen das Medium nichts wusste und die nur von Ihnen kommen können. Sodann ist Ihre in Hinsicht auf uns so liebevolle Ausdrucksweise so recht die Ihrer liebenden Seele. Aber in Ihren Worten liegt eine Zuversicht, eine Bestimmtheit, eine Festigkeit, die ich zu Ihren Lebzeiten an Ihnen nicht wahrnahm. Sie wissen, dass ich mir diesbezüglich unter gewissen Umständen mehr als einmal eine Ermahnung erlaubt habe.

Antwort: Das ist wahr. Aber von da an, als ich gesehen habe, dass ich schwer krank war, habe ich meine geistige Festigkeit wiedererlangt. Sie war durch den Kummer und die Schicksale verloren gegangen, die mich während meines Lebens manchmal ängstlich gemacht hatten. Ich habe mir gesagt: Du bist Spiritistin; vergiss die Erde; bereite dich auf die Umgestaltung deines Wesens vor und schau mit dem Geistesblick auf den leuchtenden Pfad, den deine Seele beim Scheiden aus dem Körper verfolgen soll und der sie, die Beglückte, Befreite, in die himmlischen Gefilde führen wird, in denen du von nun an wohnen sollst.

Sie werden mir sagen, dass es von meiner Seite ein wenig anspruchsvoll war, beim Verlassen der Erde mit vollkommener Freude zu rechnen. Doch ich hatte so lange gelitten, wie ich meine Fehltritte aus dieser Inkarnation und aus den vorhergehenden hatte sühnen sollen. Diese Betrachtungsweise hatte mich nicht irregeführt und gerade sie hat mir den Mut, den Frieden und die Festigkeit der letzten Augenblicke wiedergegeben. Diese Festigkeit hat sich, wie das naheliegt, erhöht, als ich nach meiner Befreiung meine Hoffnungen verwirklicht gesehen habe.

Frage: Möchten Sie uns jetzt Ihren Übergang, Ihr Erwachen und Ihre ersten Eindrücke beschreiben?

Antwort: Ich habe gelitten, aber mein Geist ist stärker gewesen als das äußere Leiden, das er durch die Loslösung empfinden sollte. Ich habe mich nach dem letzten Seufzer gleichsam in einem Schwächeanfall befunden, hatte kein Bewusstsein von meinem Zustand, dachte an nichts und fühlte eine Art Schlafsucht, die weder den Schlaf des Leibes noch das Erwachen der Seele bedeutete. Dieser Zustand hat lange gewährt; dann, als ob ich aus einer langen Ohnmacht käme, bin ich allmählich inmitten von Brüdern erwacht, die ich nicht kannte. Sie wandten mir reichlich ihre Fürsorge und ihre Liebkosungen zu, zeigten mir einen Punkt im Raum, der einem glänzenden Stern glich, und sagten zu mir: "Dahin sollst du mit uns kommen; du gehörst nicht mehr der Erde an." Da habe ich mich erinnert, mich auf sie gestützt und wie eine holde Schar, die sich nach unbekannten Weltkreisen hinschwingt, aber mit der Gewissheit, dort die Seligkeit zu finden. So sind wir gestiegen, gestiegen, und der Stern wurde größer. Es war eine glückliche, eine höhere Welt, wo Ihre gute Freundin nun endlich Ruhe finden wird. Ich will sagen: Ruhe im Hinblick auf die körperlichen Beschwerden, die ich erduldet habe, und auf die Wechselfälle des irdischen Lebens, jedoch nicht geistige Teilnahmslosigkeit, denn geistige Tätigkeit ist ein Genuss.

Frage: Haben Sie die Erde endgültig verlassen?

Antwort: Ich lasse zu viele Wesen dort, die mir teuer sind, um sie jetzt schon endgültig zu verlassen. Ich werde also als Geist wiederkommen, denn ich habe eine Aufgabe bei meinen Enkeln zu erfüllen. Sie wissen ja von sonst her gut, dass sich dem kein Hindernis entgegenstellt, wenn Geister, die höhere Welten bewohnen, zur Erde kommen, um sie zu besuchen.

Frage: Die Lage, in der Sie sind, scheint Ihre Beziehungen zu denen abschwächen zu müssen, die Sie auf dieser Erde verlassen haben?

Antwort: Nein, Freund, die Liebe nähert die Seelen einander an. Glauben Sie mir, man kann auf der Erde denen, die die Vollendung erreicht haben, näher sein als denen, die ihre niedrige Gesinnung und Selbstsucht in dem irdischen Kreise herumwirbeln lässt. Wohlwollen und Liebe sind zwei Triebkräfte von mächtiger Anziehung. Dies ist das Band, das das Bindemittel für die Einigung einander anhänglicher Seelen hergibt und dieselbe trotz örtlicher Entfernung aufrechterhält. Nur für die materiellen Körper gibt es eine Entfernung, für die Geister gibt es keine.

Frage: Welche Vorstellung machen Sie sich gegenwärtig von meinen, die Spiritistische Lehre betreffenden Arbeiten?

Antwort: Ich finde, dass Sie eine Mission über Seelen haben und dass dessen Bürde schwer zu tragen ist; aber ich sehe das Ziel und weiß, dass Sie es erreichen werden. Ich werde Ihnen, wenn möglich, mit meinem geistigen Rat beistehen, damit Sie die Schwierigkeiten überwinden können, die man Ihnen bereiten wird, indem ich Sie nach Bedarf veranlassen werde, gewisse Maßnahmen zu treffen, die geeignet sind, die erneuernde Bewegung zu Ihren Lebzeiten in Gang zu bringen, zu der der Spiritismus den Anstoß gibt. Ihr Freund Demeure, zusammen mit dem "Geist der Wahrheit", wird Ihnen eine noch nützlichere Unterstützung geben. Er ist gelehrter und ernster als ich. Da ich aber weiß, dass der Beistand guter Geister Sie stark macht und in Ihrer Arbeit unterstützt, so glauben Sie, dass die meinige Ihnen überall und immer gesichert sein wird.

Frage: Man könnte aus einigen Ihrer Worte folgern, dass Sie dem Werk des Spiritismus keine eigene, sehr aktive Mitarbeit schenken.

Antwort: Sie irren sich. Jedoch sehe ich so viele andere Geister, die fähiger sind als ich, diese wichtige Frage zu behandeln, dass ein unbesiegbares Gefühl von Ängstlichkeit mich für den Augenblick hindert, Ihnen Ihren Wünschen entsprechend zu antworten. Das wird vielleicht kommen; ich werde mehr Mut und Tapferkeit haben; vorher aber muss ich Ihre Wünsche besser kennenlernen. Es sind erst vier Tage, seit ich gestorben bin; ich stehe noch unter der Wirkung des Strahlenkegels, der mich umgibt; Freund, begreifen Sie das nicht? Ich kann die neuen Gefühle nicht genügend ausdrücken, die ich empfinde. Ich musste mich zwingen, um mich der Bezauberung zu entreißen, die auf mein Wesen die Wunder, die es anstaunt, ausüben. Ich kann Gott in seinen Werken nur preisen und anbeten. Aber das wird vorübergehen; die Geister versichern mir, dass ich bald an all diese Herrlichkeit gewöhnt sein werde und dass ich dann mit geistiger Klarheit all die auf die irdische Erneuerung bezüglichen Fragen werde behandeln können. Sodann bedenken Sie bitte bei all dem, dass ich zu diesem Zeitpunkt besonders Angehörige trösten muss.

Leben Sie wohl; bald mehr! Ihre gute Freundin, die Sie liebt und Sie immer lieben wird, mein Meister; denn Ihnen hatte sie den einzigen dauernden und wahren Trost zu verdanken, den sie auf Erden empfunden hat.

Witwe Foulon.

III.

Die folgende Mitteilung wurde am 9. Februar für ihre Kinder gegeben.

Meine vielgeliebten Kinder, Gott hat mich aus eurer Mitte genommen, aber die Belohnung, die Er mir in Seinem Wohlwollen gewährt, ist recht groß im Vergleich zu dem Wenigen, das ich auf Erden getan habe. Gute Kinder, ergebt euch in den Willen des Höchsten. Schöpft aus allem, was ihr durch Seine Erlaubnis empfangen habt, die Kraft, die Prüfungen des Lebens zu ertragen. Haltet stets in eurem Herzen jenen Glauben fest, der so sehr meinen Übergang vom irdischen Leben in das, das uns beim Weggang aus dieser niedrigen Welt erwartet, erleichtert hat! Gott hat nach meinem Tod seine unerschöpfliche Güte über mich ausgebreitet, wie Er es wohlwollend getan hat, als ich auf Erden war. Dankt ihm für alle Wohltaten, die er euch gewährt. Preist ihn, Kinder, preist ihn allezeit, in jedem Augenblick! Verliert nie das Ziel aus den Augen, das euch gesetzt worden ist, noch den Weg, den ihr zu verfolgen habt! Überlegt, wie ihr die Zeit, die Gott euch auf Erden gewährt, nutzen könnt. Ihr werdet dort glücklich sein, meine Vielgeliebten, glücklich die einen durch die anderen, wenn unter euch Eintracht herrscht; glücklich durch eure Kinder, wenn ihr sie auf gutem Weg leitet und erzieht, auf dem, der euch durch Seine Gunst offenbart worden ist.

Oh, wenn ihr mich nicht sehen könnt, so wisst wohl, dass das Band, das uns auf der Erde vereinte, durch den physischen Tod nicht zerrissen ist! Denn nicht die Hülle verband uns, sondern der Geist. Deswegen, meine Lieben, werde ich euch durch die Güte des Höchsten noch immer leiten können und euch auf eurem Weg ermutigen, um uns später wieder zu vereinen.

Geht, meine Kinder, pflegt mit derselben Liebe diesen erhabenen Glauben! Schöne Tage sind für euch, die ihr glaubt, vorbehalten. Man hat es euch gesagt, aber auf Erden sollte ich diese nicht sehen. Von oben her will ich die glücklichen Zeiten beurteilen, die der gute, gerechte und barmherzige Gott versprochen hat.

Weint nicht, Kinder! Mögen diese Unterhaltungen eure Treue, eure Liebe zu Gott stärken, der so viele Gaben über euch ausgestreut und eurer Mutter so viele Male Hilfe geschickt hat! Bittet ihn stets; das Gebet macht stark! Führt das Leben, das Gott euch schenkt, entsprechend Seinen Weisungen, die ich so eifrig befolgte!

Ich werde wieder zu euch kommen, liebe Kinder, aber ich muss meine arme Tochter unterstützen, die mich noch so sehr braucht. Gott mit euch; auf bald! Glaubt an die Güte des Allmächtigen; ich erbitte es für euch. Auf Wiedersehen.

Witwe Foulon.

Bemerkung: Jeder ernste und erleuchtete Spiritist wird unschwer aus diesen Mitteilungen die Lehren ziehen, die daraus hervorgehen. Wir wollen die Aufmerksamkeit also nur auf zweierlei lenken. Das Erste ist, dass dieses Beispiel uns die Möglichkeit zeigt, auf der Erde nicht mehr inkarnieren zu müssen und von hier in eine höhere WeIt zu gehen, ohne deshalb von den geliebten Wesen getrennt zu werden, die man auf ihr zurücklässt. Diejenigen also, die die Reinkarnation wegen des Elends und Jammers des Lebens fürchten, können sich davon freimachen, indem sie tun, was notwendig ist, d.h. indem sie an ihrer Besserung arbeiten. Derjenige also, der nicht in den niederen Reihen ein Leben ähnlich dem der Pflanze führen will, muss sich unterrichten und arbeiten, um zu einer höheren Stufe zu gelangen.

Das Zweite ist die Bestätigung jener Wahrheit, dass wir nach dem Tod weniger von unseren Lieben getrennt sind, als während des Lebens. Frau Foulon, die durch Alter und Gebrechen in einer kleinen Stadt des Südens bleiben musste, hatte nur einen Teil ihrer Lieben bei sich. Die Mehrzahl ihrer Kinder und ihrer Freunde waren weithin verstreut und durch äußere Hindernisse war es nicht möglich, dass sie diese so oft sehen konnte, wie die einen und die anderen es gewünscht hätten. Die große Entfernung machte für einige sogar den Briefwechsel selten und schwierig. Kaum war sie von ihrer Hülle befreit, ging sie, leicht wie sie ist, zu jedem, überwindet die Entfernungen mit der Geschwindigkeit der Elektrizität ohne Beschwerlichkeit, schaut nach ihnen, wohnt ihren vertrauten Zusammenkünften bei, umgibt sie mit ihrem Schutz und kann, mit Hilfe der Medialität, sich mit ihnen in jedem Augenblick unterhalten wie zu ihren Lebzeiten. Und was soll man nun dazu sagen, dass es Leute gibt, die diesem tröstlichen Gedanken die Vorstellung einer endlosen Trennung vorziehen!


Ein russischer Arzt

Herr P… war Arzt in Moskau. Aufgrund seines hervorragenden moralischen Charakters und seines Wissens war er sehr angesehen. Die Person, die ihn anrief, kannte ihn nur vom Hörensagen und stand nur indirekt in Beziehung zu ihm. Die ursprüngliche Mitteilung erfolgte in russischer Sprache.

Frage (nach der Anrufung): Sind Sie hier?

Antwort: Ja. Am Tag meines Todes habe ich Sie mit meiner Gegenwart verfolgt, aber Sie haben all meinen Versuchen, Sie zum Schreiben zu bringen, widerstanden. Ich hatte Ihre Worte über mich gehört und das ließ mich Sie erkennen. Da hatte ich den Wunsch, mich mit Ihnen zu unterhalten, um Ihnen nützlich zu sein.

Frage: Warum haben Sie, der Sie so gut waren, so viel gelitten?

Antwort: Es war die Güte des Herrn, der mich dadurch den Wert meiner Befreiung doppelt hat fühlen lassen und bewirken wollte, dass ich hier auf der Erde so weit wie möglich voranschreite.

Frage: Hat Sie der Gedanke an den Tod erschreckt?

Antwort: Nein, dafür war mein Glaube an Gott zu stark.

Frage: Ist die Trennung schmerzlich gewesen?

Antwort: Nein, was Ihr den letzten Augenblick nennt, ist nichts. Ich habe nur ein sehr kurzes Krachen verspürt und bald danach habe ich mich sehr glücklich gefühlt, dass ich meinen armseligen Körper los war.

Frage: Was ist danach geschehen?

Antwort: Ich hatte die Freude zu sehen, dass viele meiner Freunde mir entgegenkamen und mich willkommen hießen, insbesondere diejenigen, bei denen ich die Befriedigung hatte zu helfen.

Frage: Welche Gegend bewohnen Sie? Sind Sie auf einem Planeten?

Antwort: Alles, was kein Planet ist, ist das, was ihr den leeren Raum nennt; genau da bin ich. Aber wie viele Abstufungen gibt es in dieser Unermesslichkeit, wovon der Mensch sich keine Vorstellung machen kann! Wie viele Sprossen auf dieser Jakobsleiter, die von der Erde bis zum Himmel reicht, nämlich von der Erniedrigung der Inkarnation in einer niederen Welt, wie es die Eure ist, bis zur vollständigen Vervollkommnung der Seele! Dorthin, wo ich bin, gelangt man nur nach vielen Prüfungen, d.h. nach vielen Inkarnationen.

Frage: Bei dieser Rechnung müssen Sie schon viele Inkarnationen gehabt haben?

Antwort: Wie könnte es anders sein? Nichts ist eine Ausnahme in der unwandelbaren, von Gott errichteten Ordnung. Die Belohnung kann nur nach dem im Kampf errungenen Sieg kommen. Und wenn diese groß ist, so muss es der Kampf folgerichtig auch gewesen sein. Aber das menschliche Leben ist so kurz, dass der Kampf nur in Zeitspannen ein wirklicher ist, und diese Abstände sind die verschiedenen, aufeinanderfolgenden Existenzen. Da ich nun schon auf einer der höheren Sprossen stehe, so ist es sicher, dass ich dieses Glück durch eine fortlaufende Reihe von Kämpfen erreicht habe, in denen ich durch Gottes Gnade manchmal den Sieg davontrug.

Frage: Worin besteht Ihr Glück?

Antwort: Es ist schwieriger, Ihnen dies verständlich zu machen. Das Glück, das ich genieße, ist eine tiefe Zufriedenheit; nicht aufgrund meiner Verdienste, das wäre Hochmut, und Hochmut ist Sache der niederen Geistwesen, sondern eine Zufriedenheit, die sozusagen in der Liebe Gottes und in der Dankbarkeit für seine unendliche Güte eingetaucht ist. Es ist die große Freude, das Gute, die wahre Fürsorge zu sehen, sich zu sagen: vielleicht habe ich zur Besserung einiger von denen beigetragen, die sich zu Gott, dem Herrn, erhoben haben. Man ist mit dem Wohlbefinden gleichsam verbunden; es ist eine Art Verschmelzung des Geistes und der göttlichen Güte. Man hat die Gabe, die mehr geläuterten Geister zu sehen, sie in ihren Missionen zu verstehen und zu wissen, dass man auch selbst dahin gelangen wird. Man sieht in der unermesslichen Unendlichkeit die Gebiete, die so vom göttlichen Feuer strahlen, dass man geblendet wird, selbst wenn man sie durch den Schleier betrachtet, der sie noch bedeckt. Aber was sage ich Ihnen? Verstehen Sie meine Worte? Dieses Feuer, von dem ich spreche, glauben Sie, dass es z.B. der Sonne ähnlich ist? Nein, nein, es ist etwas, das für den Menschen nicht zu beschreiben ist, weil Worte nur der Ausdruck für die Gegenstände sind, die materiellen oder übersinnlichen Dinge, von denen er durch die Erinnerung oder die innere Wahrnehmung seiner Seele Kenntnis hat, während er diese Erinnerung nicht vom völlig Unbekannten haben kann und es darum keine Bezeichnungen gibt, die ihm davon einen Begriff geben könnten. Beachtet aber: Es ist schon ein sehr großes Glück, denken zu dürfen, man könne endlos aufsteigen.

Frage: Sie waren so freundlich, mir zu sagen, dass Sie mir nützlich sein wollten; worin bitte?

Antwort: Ich kann Ihnen bei Ihren Mängeln helfen, Sie bei Ihren Schwächen stützen, Sie in Ihrem Kummer trösten. Wenn Ihr Glaube aufgrund einer für Sie beunruhigenden Erschütterung ins Wanken gerät, rufen Sie mich! Gott wird mir Worte geben, um Sie an Ihn, den Ewigen, zu erinnern und Sie zu Ihm zurückzuführen. Wenn Sie unter dem Gewicht der Neigungen, die Sie selbst als strafbar erkennen, kurz vor einer Niederlage stehen, so rufen Sie mich! Ich will Ihnen helfen, Ihr Kreuz zu tragen, so wie man damals Jesus half, das Seine zu tragen, jenes, das uns so laut die Wahrheit und die barmherzige Liebe verkünden sollte. Wenn Sie unter der Last Ihres Kummers schwach werden, wenn Verzweiflung sich Ihrer bemächtigt, rufen Sie mich! Ich will kommen und Sie aus diesem Abgrund ziehen, indem ich von Geist zu Geist zu Ihnen spreche, Sie zu den Pflichten zurückrufe, die Ihnen auferlegt wurden - nicht aufgrund von gesellschaftlichen oder materiellen Erwägungen, sondern durch die Liebe, die Sie durch mich fühlen werden. Eine Liebe, die Gott in mein Wesen gelegt hat, damit sie auf diejenigen übertragen werde, die Er retten kann.

Zweifellos haben Sie Freunde auf der Erde. Diese teilten vielleicht Ihre Schmerzen und haben Sie vielleicht schon einmal gerettet. Sie, Werte, gehen in Ihrem Kummer aus, um jene zu finden und wollen Ihre Klagen und Tränen zu ihnen tragen. Und die Freunde geben Ihnen als Gegenleistung für diese Liebesbekundung Ratschläge, Hilfe und Liebkosungen. Nun, denken Sie nicht, dass ein Freund von hier auch etwas Gutes ist? Ist es nicht tröstlich, sich sagen zu können: Wenn ich einmal sterbe, so werden meine Freunde von der Erde an meinem Bett stehen, für mich beten und um mich weinen, aber meine Freunde aus der geistigen Welt werden an der Schwelle des Lebens stehen und lächelnd kommen, um mich an den Ort zu führen, den ich durch meine Tugenden verdient habe?

Frage: Womit habe ich denn den Schutz verdient, den Sie mir freundlicherweise gewähren wollen?

Antwort: Hören Sie, warum ich seit dem Tag meines Todes an Ihrer Seite bin! Ich habe gesehen, dass Sie eine Spiritistin, ein gutes Medium und eine aufrichtige Anhängerin sind. Unter denen, die ich hier auf der Erde zurückließ, habe ich zunächst nur Sie gesehen. Da habe ich mich entschlossen zu kommen, um zu Ihrem Voranschreiten beizutragen, sicherlich zu Ihrem Vorteil, aber noch mehr zum Vorteil all derer, zu denen Sie berufen sind, sie in der Wahrheit zu unterrichten. Sie sehen, Gott liebt Sie so sehr, um Sie zur Gesandten zu machen. Alle um Sie herum teilen nach und nach Ihre Ansichten. Die Widerwilligsten hören Sie wenigstens an, und eines Tages werden auch sie Ihnen glauben. Werden Sie nicht müde, schreiten Sie immer voran, trotz der Steine, die auf dem Weg liegen: Nehmen Sie mich als Stütze in der Schwachheit!

Frage: Ich wage nicht zu glauben, dass ich eine so große Gunst verdiene.

Antwort: Sicher sind Sie noch weit entfernt von der Vollkommenheit. Aber Ihr brennendes Verlangen, die gesunden Lehren zu verbreiten, den Glauben derer zu stützen, die auf Sie hören, Mitgefühl, Güte und Wohlwollen zu predigen, selbst wenn man sich gegen Sie schlecht benimmt, Ihr Widerstand gegen ihre Wutausbrüche, die Sie denen gegenüber, die Sie betrüben oder Ihre Absichten verkennen, so leicht befriedigen könnten - das alles vermag glücklicherweise als Ausgleich zu dem dienen, was Sie Schlechtes in sich tragen. Und wissen Sie: Das Verzeihen ist ein mächtiges Gegengewicht!

Gott überhäuft Sie mit Seinen Gnaden durch die Fähigkeit, die Er Ihnen gibt und deren Erweiterung durch Ihre Anstrengungen eben von Ihnen abhängt, damit Sie wirksam zum Wohle des Nächsten arbeiten. Ich werde Sie nun verlassen, aber zählen Sie auf mich! Versuchen Sie, Ihre irdischen Gedanken einzuschränken und öfter bei Ihren Freunden von hier zu sein!

P …


Bernardin

(Bordeaux, April 1862)

Ich bin ein seit vielen Jahrhunderten vergessener Geist. Ich habe auf Erden in Elend und Schmach gelebt, habe ohne Unterlass gearbeitet, um den Meinen täglich ein unzureichendes Stück Brot zu bringen. Aber ich liebte meinen wahrhaftigen Herrn, und wenn Er, der mir auf Erden Last auferlegte, meine Schmerzenslast stärker werden ließ, so sprach ich: Mein Gott, gib mir Kraft, diese Bürde zu tragen, ohne mich zu beklagen! Ich sühnte, liebe Freunde. Aber als ich aus dieser rauen Prüfung herauskam, hat mich der Herr in den Frieden aufgenommen und mein liebster Wunsch ist es, euch alle um mich zu vereinen, meine Kinder, meine Geschwister, und zu euch zu sprechen: Welchen Wert ihr ihm auch geben mögt, das Glück, das euch erwartet, geht noch weit darüber hinaus.

Ich gehörte keinem Stand an. Als Sohn eines zahlreichen Hauskreises habe ich jedem gedient, der mir dabei helfen konnte, mein Leben zu ertragen. Geboren in einer Zeit, in der die Sklaverei entsetzlich war, habe ich alle Ungerechtigkeiten, Frondienste und Beschwerden ertragen, die die Untergebenen des Herrn beliebten, mir aufzuerlegen. Ich habe gesehen, wie meine Frau beschimpft wurde, wie mir meine Töchter weggenommen und dann wieder verstoßen wurden, ohne dass ich mich beklagen durfte. Ich habe gesehen, wie meine Söhne in Plünderungskriege und Verbrechen geführt wurden und wie sie für Fehltritte, die sie nicht begangen hatten, aufgehängt wurden. Wenn ihr wüsstet, arme Freunde, was ich in meiner zu langen Existenz ausgestanden habe! Aber ich wartete, ich wartete auf ein Glück, das nicht auf der Erde wohnt, und der Herr hat es mir gewährt. Euch allen also, meine Geschwister, wünsche ich Mut, Geduld und Ergebenheit.

Mein Kind, du magst bewahren, was ich dir gegeben habe, das ist eine nützliche Lehre. Man hört denjenigen, der predigt, weit lieber an, wenn er sagen kann: Ich habe mehr ertragen als ihr, ich habe ertragen, ohne mich zu beklagen. Frage: In welchem Zeitraum lebten Sie?

Antwort: Von 1400 bis 1460.

Frage: Haben Sie seitdem eine andere Existenz gehabt?

Antwort: Ja, ich habe nochmals als Missionar unter euch gelebt, als Missionar des Glaubens, aber des wahren, des reinen, jenem, der aus der Hand Gottes kommt und nicht dem, den die Menschen euch gemacht haben.

Frage: Haben Sie als Geist zurzeit noch Beschäftigungen?

Antwort: Könntest Du etwa glauben, dass die Geister untätig bleiben? Untätigkeit und Nutzlosigkeit wäre für sie eine harte Strafe. Meine Aufgabe ist es, Arbeitsgruppen zur Spiritistischen Lehre hinzuführen. Ich flöße ihnen gute Gedanken ein und bemühe mich, jene unschädlich zu machen, die böse Geister ihnen einzuflüstern versuchen.

Bernardin


Gräfin Paula

Sie war eine schöne, reiche und junge Frau, von Geburt an gesellschaftlich angesehen und außerdem ein vollendetes Beispiel aller Werte des Geistes und des Herzens. Sie starb 1851, im Alter von 36 Jahren. Sie gehörte zu den Personen, deren Grabrede sich in aller Munde in diese Worte zusammenfassen lässt: "Warum entreißt Gott solche Menschen so früh von der Erde?" Selig sind diejenigen, die es ermöglichen, dass man ihr Andenken so achtet! Sie war gut, sanft und nachsichtig mit jedem, immer bereit, Böses zu entschuldigen oder abzuschwächen, statt es zu vergiften. Nie hat die Verleumdung ihre Lippen beschmutzt. Sie behandelte ihre Untergebenen ohne Stolz und Hochmut mit einem Wohlwollen, das nichts von gewöhnlicher Vertrautheit an sich hatte. Und sie zeigte sich ihnen gegenüber auch nicht in einer anmaßenden oder demütigend beschützenden Art. Sie verstand, dass Menschen, die von ihrer Arbeit leben, nicht durch Zinseinnahmen beglückt sind und dass das Geld, das ihnen zusteht, benötigt wird, sei es für ihren gesellschaftlichen Status oder ihren Lebensunterhalt, und so blieb sie ihnen niemals einen Lohn schuldig. Der Gedanke, dass jemand durch ihre Schuld unter der ausbleibenden Zahlung Not leiden könnte, hätte ihr Gewissensbisse bereitet. Sie gehörte nicht zu den Leuten, die immer Geld finden, um ihre Launen zu befriedigen und dieses niemals haben, um zu bezahlen, was sie schuldig sind. Sie begriff nicht, wie es für einen Reichen zum guten Geschmack gehören könnte, Schulden zu haben, und sie hätte sich gedemütigt gefühlt, wenn man hätte sagen können, ihre Lieferanten seien genötigt, ihr Vorschusszahlungen zu geben. Außerdem gab es bei ihrem Tod nur aufrichtiges Bedauern und keine Rückforderung.

Ihre Wohltätigkeit war unerschöpflich, aber das war nicht jene offenkundige Wohltätigkeit, die sich am helllichten Tage zur Schau stellt. Bei ihr war es die Anteilnahme des Herzens und keine Prahlerei. Gott allein kennt die Tränen, die sie getrocknet und die Leiden, die sie gelindert hat. Denn diese guten Taten hatten nur Gott und die Unglücklichen, denen sie beistand, als Zeugen. Sie verstand es besonders, jenes versteckte Unglück zu entdecken, das das Qualvollste ist, und dem sie mit einem Mitgefühl zu Hilfe kam, das die Moral wieder anhob, anstatt sie niederzudrücken.

Ihr Rang und die hohen Ämter ihres Gatten zwangen sie, einen Haushalt zu führen, den sie nicht einschränken durfte. Während sie aber den Anforderungen ihrer Stellung ohne Geiz nachkam, brachte sie eine Ordnung in den Haushalt hinein, indem sie unnütze Verschwendung und überflüssige Ausgaben vermied. Dies erlaubte ihr, den Ansprüchen mit der Hälfte dessen zu genügen, was es andere gekostet hätte, ohne dass diese deshalb mehr getan hätten.

So konnte sie von ihrem Vermögen einen größeren Teil für die Bedürftigen verwenden. Sie hatte davon einen bedeutenden Geldbestand zurückgelegt, dessen Ertrag ausschließlich für diese ihr heilige Verwendung bestimmt war, und betrachtete es so, als was sie weniger für ihr Haus auszugeben hatte. Auf diese Weise fand sie eine Möglichkeit, ihre Pflichten gegenüber der Gesellschaft und die gegenüber dem Leid miteinander in Einklang zu bringen. (Man kann sagen, dass diese Dame das lebende Abbild einer wohltätigen Frau darstellte, so wie es im "Evangelium aus der Sicht des Spiritismus" in Kap. 13, beschrieben ist.)

Zwölf Jahre nach ihrem Tod, angerufen durch einen dem Spiritismus zugewandten Verwandten, teilte sie als Antwort auf verschiedene an sie gestellte Fragen Folgendes mit: (Wir entnehmen dieser Mitteilung, die ursprünglich in deutscher Sprache gegeben wurde, nur diejenigen Abschnitte, die für das Thema, das uns beschäftigt, lehrreich sind, und lassen weg, was nur häuslichen und familiären Anliegen dient.)

"Sie haben Recht, mein Freund, wenn Sie denken, ich sei glücklich. Ich bin es wirklich, weit über das hinaus, was man in Worte fassen kann, und doch bin ich noch weit von der obersten Leitersprosse entfernt. Ich war dennoch eine unter den Glücklichen der Erde, denn ich erinnere mich nicht, wirklichen Kummer empfunden zu haben. Jugend, Gesundheit, Vermögen, Anerkennung, alles hatte ich, was unter euch die Glückseligkeit ausmacht. Doch was ist dieses Glück neben demjenigen, das man hier genießt? Was sind schon eure glänzendsten Feste, wo sich der reichste Schmuck zur Schau stellt, im Vergleich zu den Versammlungen von Geistwesen, die in einem Glanz erstrahlen, den euer Blick nicht ertragen könnte und der ein Erbteil der Reinheit ist? Was sind eure Paläste und eure in Gold schimmernden Säle gegen die luftigen Wohnungen, die weiten Gefilde des Raumes, bunt von Farben, die den Regenbogen verblassen lassen würden? Was sind eure Spaziergänge mit abgezählten Schritten in euren Parkanlagen gegen die Bewegung durch das Unermessliche, die schneller ist als der Blitz? Was sind eure begrenzten, nebligen Horizonte gegen das großartige Schauspiel der Welten, die sich im grenzenlosen All unter der mächtigen Hand des Allerhöchsten bewegen? Wie ist eure klangreichste Musik traurig und schrill gegen jene süße Harmonie, die die Fluide des Äthers der Himmelsluft und alle Fasern der Seele in Schwingung versetzt? Wie traurig und fad sind eure größten Freuden gegen die unaussprechliche Empfindung von Glück, die unaufhörlich unser ganzes Wesen wie eine angenehme Strömung durchdringt, ohne Beimengung irgendeiner Unruhe, Furcht oder eines Leides? Hier atmet alles Liebe, Vertrauen und Aufrichtigkeit aus. Überall sind liebende Herzen und Freunde, nirgends Neider und Eifersüchtige. So ist die Welt, in der ich bin, mein Freund, und in die Sie zweifellos gelangen werden, wenn Sie den rechten Weg verfolgen.

Jedoch würde man eines monotonen Glücks bald überdrüssig werden. Glauben Sie nicht, unseres wäre vom Entwicklungsgesetz ausgenommen! Es ist weder eine ständige Musik noch eine endlose Feier oder selige Sicht durch die Ewigkeit, nein, es ist Bewegung, Leben, Tätigkeit. Obwohl sie nicht beschwerlich sind, bringen die Beschäftigungen eine unaufhörliche Vielfalt von körperlichen und gefühlsmäßigen Eindrücken mit sich, durch die tausend Zwischenfälle, von denen sie durchsetzt sind. Jeder hat seine Mission zu erfüllen, seinen Schützlingen beizustehen, Freunde auf der Erde zu besuchen, Mechanismen der Schöpfung zu leiten, leidende Seelen zu trösten. Man geht und man kommt, nicht von einer Straße in die andere, sondern von einer Welt in eine andere. Man versammelt sich, man trennt sich, um sich danach wieder zu vereinen. Man trifft sich an einem Punkt, teilt sich mit, was man getan hat und beglückwünscht sich zu den erzielten Erfolgen. Man verabredet sich und steht sich in schwierigen Fällen gegenseitig bei. Kurzum, ich versichere Ihnen, keiner hat Zeit, sich eine Sekunde lang zu langweilen.

Zu diesem Zeitpunkt ist die Erde unser großes Arbeitsfeld. Was für eine Bewegung unter den Geistern! Welche zahllosen Scharen strömen dorthin, um zu ihrer Umgestaltung beizutragen! Man möchte sagen: Eine Welle von Arbeitern ist unter der Leitung erfahrener Führer damit beschäftigt, einen Wald zu roden. Die einen fällen die alten Bäume mit der Axt und reißen die tiefen Wurzeln heraus, die anderen räumen auf. Diese ackern und säen, jene erbauen die neue Stadt über den von Würmern zerfressenen Trümmern der alten Welt. Währenddessen versammeln sich die Leiter, beraten sich und schicken Boten aus, um Befehle in alle Richtungen zu geben. Die Erde muss in einer vorgegebenen Zeit erneuert werden, die Absichten der Vorsehung müssen sich erfüllen. Deshalb ist jeder an der Arbeit. Glauben Sie nicht, ich sei bloß Zuschauerin bei dieser großen Arbeit. Ich würde mich schämen, untätig zu bleiben, wenn jeder beschäftigt ist. Mir ist eine wichtige Mission anvertraut, und ich bemühe mich, sie so gut ich vermag zu erfüllen.

Ich bin nicht ohne Kämpfe zu der Stufe gelangt, die ich im geistigen Leben einnehme. Glauben Sie mir, meine letzte Existenz hätte dafür nicht gereicht, so verdienstvoll sie Ihnen erscheinen mag. Während mehrerer Inkarnationen habe ich Prüfzeiten der Arbeit und des Elends durchlaufen, die ich freiwillig gewählt hatte, um meine Seele zu stärken und zu läutern. Ich habe das Glück gehabt, siegreich daraus hervorzugehen. Aber es blieb eine übrig, der ich mich unterziehen musste, die klippenreichste von allen: Die des Glücks und des materiellen Wohlbefindens, eines Wohlergehens ohne Beimischung von Bitterkeit, da lag die Gefahr. Ehe ich sie einging, wollte ich mich stark genug fühlen, um nicht zu unterliegen. Gott hat meinen guten Absichten Rechnung getragen und mir die Gnade erwiesen, mich aufrechtzuerhalten. Viele andere Geister, durch den Schein verführt, beeilen sich, diese Prüfung zu wählen; sie sind zu schwach, um der Gefahr zu trotzen! So siegt die Verführung über deren Unerfahrenheit.

Arbeiter, ich habe in euren Reihen gestanden. Ich, die vornehme Dame, habe mein Brot wie ihr im Schweiße meines Angesichts verdient. Ich habe Entbehrungen ertragen, habe unter den Widrigkeiten der Witterung gelitten, und genau das hat die männlichen Kräfte meiner Seele entwickelt. Ohne das hätte ich bei meiner letzten Prüfung wahrscheinlich versagt, was mich in meiner Weiterentwicklung recht weit zurückgeworfen hätte. Wie ich werdet auch ihr eine Prüfzeit des Glücks durchlaufen, aber beeilt euch nicht, zu früh um sie zu bitten. Und ihr, die ihr reich seid, seid euch immer darüber im Klaren, dass das wahre, das unvergängliche Glück nicht auf der Erde ist und begreift, zu welchem Preis ihr die Wohltaten des Höchsten verdienen könnt.”

Paula, auf Erden Gräfin von …


Jean Reynaud

(Spiritistische Gesellschaft Paris, spontane Mitteilung)

“Oh Freunde, wie prächtig ist dieses neue Leben! Einem Lichtstrom ähnlich reißt es in seinem unvermessenen Lauf die von der Unendlichkeit erfüllten Seelen dahin.

Nach der Trennung der fleischlichen Bande haben meine Augen die neuen Horizonte umfasst, die mich umgeben, und sich an den glänzenden Wundern der Unendlichkeit erfreut. Ich bin in der strahlenden Materie angekommen, die den Allmächtigen ankündigt. Ich bin gerettet, nicht durch das Verdienst meiner Werke, sondern durch die Kenntnis des ewigen Prinzips, das mich die Fehler hat vermeiden lassen, die die Unwissenheit der armen Menschheit prägen. Mein Tod ist gepriesen worden. Meine Biografen werden ihn als zu früh beurteilen, die Blinden! Sie werden einige aus Staub geborene Schriften vermissen und nicht begreifen, wie sehr das bisschen Lärm, das um mein halb geschlossenes Grab entsteht, nützlich für die heilige Sache der Spiritistischen Lehre ist. Mein Werk ist zu Ende, die mir vorausgingen, hatten dieselbe Laufbahn. Ich hatte jenen Höhepunkt erreicht, wo der Mensch das Beste gegeben hat, das er hatte, und wo er nicht mehr tun kann als von vorne anzufangen. Mein Tod belebt wieder die Aufmerksamkeit der Gelehrten und lenkt sie auf mein Hauptwerk zurück, das die große spiritistische Frage berührt, bei der sie tun, als würden sie diese nicht kennen, und in deren Schlingen sie bald gefangen sein werden, Gott sei gelobt! Unterstützt von den höheren Geistern, die die neue Lehre beschützen, will ich einer der Aufklärer sein, die eure Bahn abstecken.”

Jean Reynaud

(Paris, Hauskreis, eine andere spontane Mitteilung)

1. Der Geist erwidert eine über seinen unerwarteten Tod angestellte Betrachtung, der in einem wenig fortgeschrittenen Alter erfolgte und viele überraschte.

"Wer sagt Ihnen, dass mein Tod nicht eine Wohltat für die Spiritistische Lehre sei, für ihre Zukunft, für ihre Folgen? Haben Sie, mein Freund, den Weg bemerkt, den der Fortschritt verfolgt, den Kurs, den der spiritistische Glaube nimmt? Gott hat von Anfang an materielle Beweise gegeben: Tanzen der Tische, Klopftöne und alle Arten von Erscheinungen. Das geschah, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Es war ein belustigendes Vorwort. Die Menschen benötigen greifbare Beweise, um zu glauben. Nun ist es etwas ganz anderes. Nach den äußeren Tatsachen spricht Gott zur Einsicht, zum gesunden Verstand und zur kalten Vernunft. Es sind keine Wundertaten mehr, sondern der Vernunft sich zuwendende Dinge, die selbst die Ungläubigen, darunter die hartnäckigsten, überzeugen und zusammenbringen sollen. Und das ist erst der Anfang. Bemerken Sie wohl, was ich Ihnen sage: Eine ganze Reihe von aufschlussreichen, unwiderlegbaren Tatsachen werden einander folgen, und die Zahl der Anhänger des spiritistischen Glaubens, die bereits so groß ist, wird noch zunehmen. Gott wird sich dabei an die auserlesensten Köpfe, an die Spitzen des Geistes, der Begabung und des Wissens halten. Das wird ein strahlender Kreis sein, der sich über die ganze Erde ausbreiten wird, wie ein unwiderstehliches, magnetisches Fluidum, und den Widerspenstigsten einen Anstoß geben wird zur Erforschung des Weltalls, zur Ergründung dieser wunderbaren Wissenschaft, die uns so erhabene Grundsätze lehrt. Alle werden sich um euch scharen und indem sie auf das Diplom des Genies, das ihnen verliehen wurde, verzichten, werden sie sich demütig und klein machen, um zu lernen und sich zu überzeugen. Später dann, wenn sie gut unterrichtet und überzeugt sein werden, werden sie sich ihres Ansehens und der Bekanntheit ihres Namens bedienen, um noch weiter Antrieb und Anstoß zu geben und die letzten Grenzen des Ziels zu erreichen, das ihr euch alle gesetzt habt: Die Erneuerung der menschlichen Spezies durch die gründliche und vertiefte Kenntnis der vergangenen und der künftigen Inkarnationen. Das ist meine aufrichtige Meinung über den gegenwärtigen Stand der Spiritistischen Lehre.”

(Bordeaux)

Anrufung: Ich folge mit Vergnügen Ihrem Ruf, gnädige Frau. Ja, Sie haben Recht; die geistige Verwirrung hat für mich sozusagen nicht bestanden (dies war die Antwort auf einen Gedanken des Mediums). Als freiwilliger Verbannter auf eurer Erde, wo ich den ersten ernsthaften Samen der großen Wahrheiten auszusäen hatte, die die Welt in diesem Augenblicke umhüllen, hatte ich immer ein Bewusstsein vom Vaterland und habe mich inmitten meiner Brüder schnell wiedererkannt.

Frage: Ich danke Ihnen, dass Sie die Güte hatten zu kommen. Ich hätte jedoch nicht geglaubt, dass mein Wunsch, mich mit Ihnen zu unterhalten, Einfluss auf Sie hat. Es muss notwendigerweise eine so große Verschiedenheit zwischen uns bestehen, dass ich nur mit großem Respekt daran denke.

Antwort: Danke für diese gute Meinung, mein Kind! Aber Sie müssen auch wissen, welchen Abstand immerhin mehr oder minder zutreffend, mehr oder minder glücklich vollbrachte Prüfungen zwischen uns erzeugen können, gibt es dennoch ein mächtiges Band, das uns vereint: Sympathie, und dieses Band haben Sie durch Ihr beständiges Denken enger geknüpft.

Frage: Obwohl viele Geistwesen ihre ersten, nach dem Wiedererwachen folgenden Gefühle erläutert haben, würden Sie dennoch wohl die Güte haben, mir zu sagen, was sie empfanden, als Sie Klarheit gewonnen haben, und wie sich die Trennung Ihres Geistes und Ihres Körpers vollzogen hat?

Antwort: Wie bei allen. Ich habe gefühlt, wie der Zeitpunkt der Befreiung näher rückte. Aber weil ich glücklicher als viele bin, hat sie bei mir keine Angst verursacht, da ich ihre Ergebnisse kannte, obwohl sie noch größer waren, als ich es dachte. Der Körper ist eine Fessel für die geistigen Fähigkeiten, und welche Einsicht man sich auch immer behalten hat, wird diese durch die Berührung mit der Materie immer mehr oder minder erstickt. Ich bin in der Hoffnung auf ein glückliches Erwachen eingeschlafen. Der Schlaf ist kurz gewesen, die Verwunderung grenzenlos. Der himmlische Glanz, der sich vor meinen Blicken ergoss, erstrahlte in seiner vollen Pracht. Mein verwunderter Blick tauchte in die Unermesslichkeiten dieser Welten, deren Dasein und Bewohnbarkeit ich beteuert hatte. Es war eine Spiegelung, die mir die Wahrheit meiner Empfindungen entschleierte und bestätigte. Der Mensch fühlt sich nur durch Selbstbetrug sicher. Wenn er redet, gibt es im Grunde seines Herzens Augenblicke des Zweifels und der Ungewissheit. Er misstraut sich, wenn nicht bezüglich der Wahrheit, die er verkündet, so doch oft den unvollkommenen Mitteln, die er anwendet, um sie zu beweisen. Überzeugt von der Wahrheit, die dich zugegeben sehen wollte, habe ich oft zu kämpfen gehabt gegen mich selbst, gegen die Entmutigung, die darin liegt, zu sehen und sozusagen die Wahrheit zu berühren und sie denen nicht greifbar machen zu können, die es so sehr nötig hätten, daran zu glauben, um sicher auf dem Weg zu schreiten, dem sie folgen müssen.

Antwort: Zwischen Bekennen und Ausüben ist ein großer Unterschied. Viele Leute bekennen sich zu einer Lehre, ohne sie auszuüben. Ich übte aus und bekannte nicht. Ebenso wie jeder Mensch ein Christ ist, der die Gesetze des Christus befolgt, selbst ohne sie zu kennen, kann auch jeder Mensch Spiritist sein, der an die Existenz seiner unsterblichen Seele glaubt, an ihre erneuten Inkarnationen, an ihren unaufhörlichen Fortschritt, an ihre irdischen Prüfungen, als Läuterungen, die notwendig für ihre Selbstreinigung sind. Ich glaubte daran, war also ein Spiritist. Ich habe den Zustand des Umherirrens begriffen, dieses Band, das sich vermittelnd hinschlingt zwischen den Inkarnationen, diesen Läuterungsweg, wo der sündige Geist seine beschmutzten Gewänder ablegt, um ein neues Kleid anzuziehen, wo der Geist im Fortschreiten mit Sorgfalt das Kleid webt, das er bald von Neuem tragen wird und rein halten will. Ich habe, wie gesagt, begriffen, und ohne öffentlich zu bekennen, habe ich dauernd ausgeübt.

Bemerkung: Diese drei Mitteilungen wurden durch drei verschiedene Medien erhalten, die einander vollständig fremd waren. Bei der Ähnlichkeit der Gedanken und der Form der Sprache kann man zumindest eine Vermutung der Identität gelten lassen. Die Redensart “webt mit Sorgfalt das Kleid, das er bald von neuem tragen wird" ist ein prächtiges Wortbild, das die Bemühung malt, mit welcher der fortschreitende Geist sich auf die neue Inkarnation vorbereitet, die ihn wiederum voranbringen soll. Zurückgebliebene Geistwesen üben weniger Vorsicht und treffen mitunter eine unglückliche Wahl, die sie zwingt, von vorn anzufangen.


Antoine Costeau

Mitglied der spiritistischen Gesellschaft von Paris, beigesetzt am 12. September 1863 im Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof von Montmartre. Er war ein Mann von Herz, den die Spiritistische Lehre zu Gott zurückgeführt hat. Sein Glaube an die Zukunft war vollkommen, aufrichtig und tief. Als einfacher Pflasterer übte er Nächstenliebe in Gedanken, Worten und Taten, gemäß seinen geringen Mitteln, denn er fand immer noch einen Weg, denen beizustehen, die weniger hatten als er. Wenn die Gesellschaft sich keine Kosten für ein besonderes Grab gemacht hat, so deshalb, weil es eine nützlichere Verwendung der Geldmittel gab, die ohne Vorteil für die Lebenden auf eine eitle Befriedigung der Eigenliebe verwandt worden wären; und vor allem die Spiritisten wissen ja, dass ein Gemeinschaftsgrab ebenso ein Tor ist, das zum Himmel führt, wie das kostspieligste Grabmal.

Herr Canu, der Schriftführer der Gesellschaft, vordem ein überzeugter Materialist, hielt am Grab des Mannes folgende Ansprache:

Lieber Bruder Costeau, es ist kaum einige Jahre her, da hätten viele von uns und, ich bekenne es, ich zuallererst, vor diesem offenen Grab nur ein Ende menschlichen Elends und Jammers gesehen und nach ihm: das Nichts, das scheußliche Nichts, nämlich keine Seele für Verdienste oder Sühnen und folglich keinen Gott fürs Belohnen, Bestrafen oder Vergeben. Heutzutage, dank unserer göttlichen Lehre, sehen wir da das Ende der Prüfungen und für Sie, lieber Bruder, dessen sterbliche Hülle wir der Erde übergeben, den Triumph Ihrer Arbeiten und den Anfang der Belohnungen, die Sie durch Ihren Mut, Ihre Ergebenheit, Ihre barmherzige Liebe, in einem Wort Ihre Tugenden erworben haben, und sehen über allem die Verherrlichung eines weisen, allmächtigen, gerechten und guten Gottes. Tragen Sie denn, lieber Bruder, unsere Danksagungen zu den Füßen des Ewigen hin, dessen Barmherzigkeit das Dunkel des Irrtums und des Unglaubens um uns herum zerstreut hat. Denn es ist erst seit kurzer Zeit, dass wir Ihnen im gleichen Falle mit düsterer Stirn und Entmutigung im Herzen gesagt hätten: "Leben Sie wohl, Freund, für immer!" Heute sagen wir Ihnen mit hoher, von Hoffnung strahlender Stirn, das Herz voller Mut und Liebe: "Lieber Bruder, auf Wiedersehen! Beten Sie für uns!"

Bemerkung: Weitere Einzelheiten und die anderen Ansprachen findet man in der "Revue Spirite" vom Oktober 1863, S. 297.

Eins der Medien der Gesellschaft erhielt an dem noch nicht geschlossenen Grab selbst folgende Mitteilung, deren Verlesung alle Anwesenden, die Totengräber mit inbegriffen, mit entblößtem Haupt und mit tiefer Rührung angehört haben. Es war wirklich ein neues und ergreifendes Schauspiel, die Worte eines Toten zu hören, aufgefangen aus dem Schoße des Grabes selbst.

"Danke, Freunde, danke! Mein Grab ist noch nicht geschlossen und doch, eine Sekunde noch, und die Erde beginnt, meine sterblichen Überreste zu bedecken. Aber ihr wisst, unter diesem Staub wird meine Seele nicht begraben sein. Sie wird im Raum umherschweben, um zu Gott emporzusteigen!

Wie ist es da so tröstlich, sich trotz dem Zerfall der Hülle noch sagen zu können: Oh, nein, ich bin gar nicht tot, ich sehe das wahre Leben, das ewige Leben!

Dem Trauerzug der Armen folgen nur wenige. Eitle Kundgebungen fanden an seinem Grab nicht statt. Und dennoch, glaubt mir, Freunde, eine ungemein große Menge fehlt hier durchaus nicht, und gute Geistwesen sind mit euch und diesen frommen Frauen hierher, dem Körper dessen gefolgt, der dort eingebettet ist! Ihr alle wenigstens glaubt und liebt den guten Gott!

Oh, bestimmt nicht, wir sterben nicht, weil unser Körper zerfällt, meine geliebte Frau! Und von nun an werde ich immer bei dir sein, um dich zu trösten und dir helfen, deine Prüfung zu ertragen. Es wird hart für dich sein, das Leben; aber ist dein Herz erfüllt vom Gedanken an die Ewigkeit und an Gottes Liebe, wie werden dann deine Leiden dir leicht sein!

Ihr Verwandten, die ihr meine geliebte Gefährtin umgebt, liebt sie, ehrt sie, seid ihr Brüder und Schwestern! Vergesst nicht, dass ihr alle einander Beistand auf Erden schuldig seid, wenn ihr in den Wohnsitz des Herrn eintreten wollt!

Und ihr, Spiritisten, Brüder, Freunde, habt Dank, dass Ihr gekommen seid, mir Lebewohl zu sagen, bis zu dieser Wohnung des Staubes und der Erde! Aber ihr wisst ja, ihr wisst wohl, dass meine Seele als unsterbliches Wesen lebt und dass sie manchmal hingehen wird, euch um Gebete zu bitten, die mir ja nicht versagt sein werden, um mir auf jenem erhabenen Weg zu helfen, den ihr mir während meines Lebens eröffnet habt.

Lebt wohl ihr alle, die ihr hier seid, wir werden uns woanders wiedersehen können als an diesem Grab. Die Seelen rufen mich zu ihrer Verabredung. Lebt wohl, betet für jene von ihnen, die leiden! Auf Wiedersehen!”

Costeau

Drei Tage später übermittelte der Geist des Herrn Costeau, angerufen in einer privat arbeitenden Gruppe, durch Vermittlung eines anderen Mediums Folgendes:

"Der Tod, er ist das Leben. Ich kann nur wiederholen, was gesagt wurde. Aber für euch gibt es keinen anderen Ausdruck als jenen, trotz allem, was die Materialisten darüber sagen, die, die blind bleiben wollen. Oh Freunde, welch schöne Erscheinung auf Erden, wenn man die Fahne der Spiritistischen Lehre flattern sieht! Unermessliche Wissenschaft, von der ihr kaum die ersten Worte kennt! Welche Klarheiten bringt sie Menschen, die guten Willens sind, denen, die die schrecklichen Ketten des Hochmuts zerbrochen haben, um ihren Glauben an Gott hoch aufzurichten! Betet, Menschenkinder, dankt ihm für all seine Wohltaten! Arme Menschheit! Wenn es dir gegeben wäre zu begreifen! ... Aber nein, noch ist die Zeit nicht gekommen, wo sich die Barmherzigkeit des Herrn über alle Menschen erstrecken soll, damit sie seinen Willen erkennen und sich ihm unterwerfen!

Durch deine leuchtenden Strahlen, gepriesene Wissenschaft, werden sie dazu hingelangen und begreifen. Zu deiner wohltuenden Wärme werden sie kommen, um ihre Herzen an dem göttlichen Feuer zu erwärmen, das den Glauben bringt. Unter deinen belebenden Strahlen werden Herr und Arbeiter beginnen, miteinander zu verschmelzen und eine Einheit zu bilden. Denn sie werden jene brüderliche Liebe begreifen, die durch den göttlichen Messias gepredigt wurde.

Oh Brüder, denkt an das große Glück, das ihr besitzt, unter den ersten Eingeweihten in das erneuernde Werk gewesen zu sein! Ehre sei euch, Freunde! Fahrt fort, und wie ich werdet ihr eines Tages, wenn ihr in die Heimat der Geistwesen kommt, sagen: Der Tod, er ist das Leben, oder vielmehr, er ist ein Traum, eine Art von Alptraum, das den Zeitraum einer Minute währt und aus dem man hervorgeht, um sich von Freunden umringt zu sehen, die euch beglückwünschen und sich freuen, euch die Arme entgegenstrecken zu können! Mein Glück ist so groß gewesen, dass ich nicht begreifen konnte, wie Gott mir so viele Gnaden erweisen konnte, dafür, dass ich so wenig getan habe! Ich glaubte zu träumen, und so, wie ich manchmal geträumt hatte, ich sei gestorben, so habe ich einen Augenblick gefürchtet, dass ich in jenen unglückseligen Körper zurückkehren muss. Aber ich habe bald die Wirklichkeit erkannt und Gott gedankt. Ich pries den Herrn, der sowohl gewusst hatte, in mir das Gefühl für die Pflichten eines Menschen zu erwecken, der an das zukünftige Leben denkt. Ja, ich pries ihn und dankte ihm, denn das "Buch der Geister" hatte in meiner Seele die Schwingen der Liebe zu meinem Schöpfer erweckt!

Habt Dank, gute Freunde, dass ihr mich zu euch hingezogen habt! Sagt unseren Brüdern, dass ich oft in der Gesellschaft unseres Freundes Sanson bin. Auf Wiedersehen. Mut! Der Sieg erwartet euch. Glücklich die, die am Kampf teilgenommen haben werden!"

Von da an hat sich Herr Costeau häufig mitgeteilt, sei es in der Gesellschaft, sei es in anderen Zusammenkünften, wo er immer Beweise von jener Erhabenheit der Gedanken bot, welche die fortgeschrittenen Geistwesen kennzeichnet.


Fräulein Emma Livry

Eine junge Frau, die an den Folgen eines durch Feuer verursachten Unfalls und nach entsetzlichen Leiden verstarb. Es hatte sich jemand vorgenommen, die Spiritistische Gesellschaft zu Paris um ihre Anrufung zu bitten, als sie am 31. Juli 1863, kurze Zeit nach ihrem Tod, sich aus freien Stücken vorstellte.

“Ihr seht mich also noch auf der Schaubühne der Welt, ich, die ich mich für immer begraben glaubte in meinem Schleier der Unschuld und Jugend. Das Feuer der Erde bewahrte mich vor dem Feuer der Hölle, so dachte ich in meinem katholischen Glauben! Und wenn ich nicht wagte, in den Glanz des Paradieses einen scheuen Blick zu werfen, so flüchtete meine zitternde Seele in die Sühne des Fegefeuers hinein und ich betete, litt und weinte. Aber wer gab meiner Schwachheit die Kraft, meine Angst zu ertragen? Wer hat sich in den langen, schlaflosen, schmerzlichen Fiebernächten über mein Leidensbett gebeugt? Wer hat meine trockenen Lippen angefeuchtet? Das warst du, mein Schutzengel, dessen weiße Strahlenkrone mich umhüllte, das wart auch ihr, teure befreundete Geistwesen, die ihr kamt, in mein Ohr Worte der Hoffnung und der Liebe zu murmeln.

Die Flamme, die meinen schwachen Leib verzehrte, befreite mich von der Anhänglichkeit an das Vergängliche. Auch starb ich, indem ich bereits das wahre Leben lebte. Ich lernte nicht die Verwirrung kennen und trat heiter und gesammelt in den strahlenden Tag hinein, der diejenigen umgibt, die, nachdem sie viel gelitten hatten, ein wenig hofften. Meine Mutter, meine liebe Mutter, war die letzte irdische Schwingung, die in meiner Seele erklang. Wie wünschte ich jetzt, dass sie Spiritistin werden würde!

Ich habe mich wie eine reife Frucht vor der Zeit vom irdischen Baum losgerissen. Ich war nur erst gestreift vom Dämon des Hochmuts, der die Seelen der unglücklichen Frauen anstachelt, die vom glänzenden Erfolg und vom Rausch der Jugend hingerissen werden! Ich segne die Flamme, ich segne die Leiden und segne die Prüfung, die der Sühne diente. Ähnlich jenen leichten weißen Kindern des Herbstes schwebe ich dahin, fortgerissen vom Lichtstrom. Es sind nicht mehr die Diamantsterne, die auf meiner Stirn glänzen, sondern die goldenen Sterne des guten Gottes."

Emma

In einem anderen Lieblingsort, in Le Havre, machte derselbe Geist ebenso freiwillig am 30. Juli 1863 die folgende Mitteilung:

"Diejenigen, die auf Erden leiden, werden im anderen Leben belohnt. Gott ist voller Gerechtigkeit und Barmherzigkeit für die, die hier unten leiden. Er gewährt ein so reines Glück, eine so vollkommene Glückseligkeit, dass man weder die Leiden noch den Tod fürchten müsste, wenn es den armen menschlichen Geschöpfen möglich wäre, die geheimnisvollen Absichten unseres Schöpfers zu ergründen. Aber die Erde ist ein Ort von oft sehr großen Prüfungen, oft solchen, die voll recht stechender Schmerzen sind. In allen seid ergeben, wenn ihr davon betroffen werdet, in allen beugt euch vor der allerhöchsten Güte Gottes, der ja allmächtig ist, wenn er euch eine schwere Last zu tragen gibt! Wenn er euch nach großen Leiden zu sich zurückruft, so werdet ihr im anderen, dem glücklichen Leben sehen, wie gering diese Schmerzen und Mühen auf der Erde waren, dann, wenn ihr den Lohn ermessen könnt, den Gott euch bereithält. Falls keine Klage, kein Murren in euer Herz gekommen ist. Recht jung habe ich die Erde verlassen. Gott hat mir in seiner Gnade verziehen und mir das Leben derer geschenkt, die seinen Willen getan haben. Verehrt Gott immer, liebt ihn von ganzem Herzen! Bittet ihn vor allem, bittet ihn unermüdlich. Das wird auf der Erde eure Stütze sein, eure Hoffnung, eure Rettung."

Emma


Doktor Vignal

Ehemaliges Mitglied der Pariser Spiritistischen Gesellschaft, gestorben am 27. März 1865.

Am Tag vor seiner Beerdigung gab ein sehr hellsichtiges Medium, das sehr gut die Geister sieht und gebeten wurde, sich zu ihm zu versetzen und zu sagen, ob es ihn sehe, folgende Antwort:

"Ich sehe einen Leichnam, in dem sich eine ungewöhnliche Arbeit vollzieht; man könnte sagen, eine Masse, die sich hin und her bewegt und einem Etwas gleicht, das Anstrengungen macht, sich von ihr loszumachen, das aber Schwierigkeiten hat, den Widerstand zu überwinden. Ich kann keine bestimmte Geistgestalt erkennen.”

Er wurde am 31. März in jener Pariser Gesellschaft angerufen.

Frage: Lieber Herr Vignal, alle Ihre ehemaligen Mitgenossen von der Pariser Gesellschaft haben Sie in bester Erinnerung bewahrt und ich insbesondere die ausgezeichneten Beziehungen, die ohne Unterbrechung zwischen uns bestanden haben. Wenn wir Sie in unsere Mitte rufen, verfolgen wir zunächst den Zweck, Ihnen einen Beweis unserer Zuneigung zu geben, und würden uns sehr freuen, wenn Sie freundlicherweise kommen möchten – oder aber kommen können – sich mit uns zu unterhalten.

Antwort: Lieber Freund und würdiger Meister, Ihr gutes Andenken und Ihre Beweise der Zuneigung sind sehr fühlbar für mich. Wenn ich heute zu Ihnen komme und befreit und ungehindert dieser Versammlung all unserer guten Freunde und spiritistischen Brüder beiwohnen kann, so geschieht das dank Ihrer guten Meinung und dem Beistand, den mir Ihre Gebete gebracht haben, Meister. Wie mein junger Schriftführer zutreffend sagte, war ich ungeduldig, um mich zu äußern. Seit Beginn des heutigen Abends habe ich alle meine geistigen Kräfte eingesetzt, um dieses Verlangen zu beherrschen. Ihre Unterhaltungen und die wesentlichen Fragen, die Sie da erörtert haben, haben, indem ich ihnen große Aufmerksamkeit schenkte, mein Warten weniger schmerzhaft gemacht. Verzeihen Sie, lieber Freund, aber meine Dankbarkeit begehrte, sich mitzuteilen.

Frage: Möchten Sie uns zunächst sagen, wie Sie sich in der Welt der Geister fühlen? Möchten Sie uns gleichzeitig den Schmerz der Trennung, Ihre Empfindungen in jenem Moment beschreiben und uns sagen, wie lange es gedauert hat, bis Sie sich wiedererkannt haben?

Antwort: Ich bin so froh, wie man nur sein kann, wenn man alle geheimen Gedanken, die man über eine tröstende und bessernde Lehre geäußert haben mag, sich völlig bestätigen sieht. Ich bin froh! Ja, das bin ich, denn jetzt sehe ich die Zukunft der spiritistischen Wissenschaft und Forschung sich ohne jedes Hindernis vor mir enthüllen.

Aber lassen wir für heute diese unangebrachten Abschweifungen. Ich werde wiederkommen, um mich mit Ihnen über dieses Thema zu unterhalten, da ich weiß, dass meine Anwesenheit Ihnen genauso viel Freude bereiten wird, wie ich selbst daran empfinde, Sie zu besuchen.

Das Zerreißen war ziemlich schnell, schneller, als mein geringes Verdienst es hoffen ließ. Ihre Hilfe war eine sehr große Unterstützung für mich, und Ihr Hellseher hat eine hinreichend deutliche Vorstellung von dem Vorgang der Trennung gegeben, sodass ich nicht weiter darauf eingehen muss. Es war eine Art unzusammenhängende Schwingung, ein gewisses Hin- und Hergerissensein nach zwei entgegengesetzten Seiten. Der Geist hat gesiegt, da ich ja hier bin. Ich habe den Körper erst vollständig in dem Augenblick verlassen, als er in die Erde versenkt wurde. Ich bin mit Ihnen zurückgekehrt.

Frage: Was denken Sie von dem Gottesdienst, der zu Ihrer Beerdigung abgehalten wurde? Es war mir ein Anliegen, daran teilzunehmen. Waren Sie zu diesem Zeitpunkt befreit genug, um ihn besuchen zu können, und sind die Gebete, die ich für Sie gesprochen habe (nicht offenkundig, natürlich), zu Ihnen gedrungen?

Antwort: Ja; wie ich Ihnen schon sagte, hat Ihre Hilfe zum Teil alles getan, und ich bin mit Ihnen zurückgekehrt und habe meine alte Körperhülle vollständig verlassen. Die materiellen Dinge berühren mich wenig, wie Sie wissen. Ich dachte nur an die Seele und an Gott.

Frage: Erinnern Sie sich, dass wir vor fünf Jahren, im Februar 1860, auf Ihre Bitte hin eine Studie über Sie angestellt haben, als Sie noch am Leben waren (siehe “Revue Spirite” vom März 1860)? Damals löste sich Ihr Geist, um zu uns zu kommen und sich mit uns zu unterhalten. Können Sie uns so genau wie möglich den Unterschied beschreiben, der zwischen Ihrer jetzigen Loslösung und der von damals besteht?

Antwort: Ja, gewiss, ich erinnere mich daran; aber was für ein Unterschied zwischen meinem damaligen und meinem heutigen Zustand! Damals schnürte mich noch die Materie mit ihrem starren Netz ein. Ich wollte mich auf eine wirksamere Weise lösen und konnte es nicht. Heute bin ich frei. Ein weites Feld, das des Unbekannten, öffnet sich vor mir. Und ich hoffe, mit Ihrer Hilfe und der der guten Geister, denen ich mich empfehle, fortzuschreiten und mich so schnell wie möglich mit den Gefühlen zu durchdringen, die man empfinden und den Handlungen, die man vollbringen muss, um den steilen Pfad der Prüfung zu erklimmen und sich der Welt der Belohnungen würdig zu erweisen. Welche Hoheit! Welche Größe! Es ist beinahe ein Gefühl des Schreckens, das uns da überkommt, wenn wir, schwach wie wir sind, die erhabenen Klarheiten fest ins Auge fassen wollen.

Frage: Ein anderes Mal werden wir uns freuen, diese Unterhaltung fortsetzen zu können, wenn Sie dann freundlicherweise wieder in unsere Mitte zurückkehren möchten.

Antwort: Ich habe kurz und bündig auf Ihre verschiedenen Fragen geantwortet. Verlangen Sie von Ihrem treuen Schüler noch nicht zu viel, ich habe keine volle Freiheit. Plaudern, immer wieder plaudern wäre eine Lust. Mein Führer zügelt meine Begeisterung, und ich habe bereits seine Güte und Gerechtigkeit würdigen können, um mich gänzlich seiner Entscheidung zu unterwerfen, so sehr ich auch bedauern mag, unterbrochen zu werden. Ich tröste mich, indem ich denke, dass ich oft werde kommen und unerkannt an Ihren Sitzungen teilnehmen können. Manchmal werde ich mit Ihnen reden. Ich liebe Sie und will es Ihnen beweisen. Aber andere Geister, die weiter vorangeschritten sind als ich, beanspruchen den Vorrang und ich muss mich vor denen zurückziehen, die meinem Geist freundlich erlaubt haben, dass er dem Strom von Gedanken, die ich da gesammelt hatte, freien Lauf lasse.

Ich verlasse euch, Freunde, und darf doppelt danken, nicht nur euch Spiritisten, die ihr mich gerufen habt, sondern auch jenem Geist, der so gütig war zu erlauben, dass ich seine Stelle einnehme, und der zu seinen Lebzeiten den berühmten Namen Pascal trug.

Der, der Ihr ergebenster Anhänger war und immer sein wird.

Doktor Vignal


Victor Lebufle

Ein junger Bootsmann aus dem Hafen von Le Havre, der im Alter von 20 Jahren starb.

Er wohnte bei seiner Mutter, einer armen Kleinhändlerin, die er mit der zärtlichsten und liebevollsten Fürsorge umgab und die er mit dem Erwerb seiner harten Arbeit unterstützte. Nie sah man ihn ein Wirtshaus besuchen oder sich den in seinem Gewerbe so häufigen Ausschweifungen hingeben, denn er wollte nicht den geringsten Teil seines Verdienstes von dem frommen Zweck abziehen, dem er ihn weihte. Alle Zeit, die er nicht in seinem Dienst verbrachte, schenkte er seiner Mutter, um ihr Mühen zu ersparen. Seit langer Zeit von der Krankheit befallen, von der er spürte, dass er daran sterben müsse, verbarg er sein Leiden aus Furcht, sie zu beunruhigen und zu sehen, dass sie sich mit ihrer Arbeit überbelastet. Es erforderte für diesen jungen Mann ein recht großes Maß an Charaktereigenschaften und einer recht großen Willenskraft, um im Alter der Leidenschaften den gefahrbringenden Verlockungen der Umgebung, in der er lebte, zu widerstehen. Er besaß eine aufrichtige Frömmigkeit und sein Sterben ist würdig gewesen.

Am Tag vor seinem Tod verlangte er von seiner Mutter, dass sie sich ein wenig ausruhen solle, und sagte, er selbst fühle das Bedürfnis nach Schlaf. Sie hatte dann eine Erscheinung. Sie fand sich, sagte sie, in großer Dunkelheit. Danach sah sie einen leuchtenden Punkt, der allmählich größer wurde und fand das Zimmer von einer strahlenden Helligkeit erleuchtet, von der sich die Gestalt ihres Sohnes abhob, und der sich im Strahlenglanz in den unendlichen Weltraum erhob. Sie begriff, dass sein Ende nahe sei. Tatsächlich hatte seine schöne Seele am folgenden Tag die Erde verlassen, während seine Lippen ein Gebet murmelten.

Ein spiritistischer Hauskreis, der sein gutes Verhalten kannte und Anteil am Schicksal seiner allein zurückgebliebenen Mutter nahm, hatte die Absicht gehabt, ihn kurz nach seinem Tod aufzurufen, doch er meldete sich spontan mit folgender Mitteilung:

“Ihr möchtet wissen, was ich jetzt bin: sehr glücklich, oh, sehr glücklich! Betrachtet die Leiden und Ängste für Nichts, denn sie sind eine Quelle von Verherrlichungen und Glück jenseits des Grabes. Von Glück! Ihr begreift nicht, was dieses Wort bedeutet. Das Glück der Erde ist so weit entfernt von dem, was wir empfinden, wenn wir mit reinem Gewissen zum Herrn zurückkehren, mit dem Vertrauen eines Dieners, der seine Pflicht gut erfüllt hat und voller Freude auf die Zustimmung dessen wartet, der Alles ist.

Oh, meine Freunde, das Leben ist mühsam und schwierig, wenn ihr nicht auf das Ende blickt. Aber ich sage es euch nach der Wahrheit, wenn ihr zu uns kommen werdet und euer Leben nach dem Gesetz Gottes verlaufen ist, werdet ihr weit über eure Leiden und Verdienste hinaus belohnt werden, die ihr glaubt, dass ihr sie für den Himmel erworben habt. Seid gütig, seid liebevoll, habt diese so vielen unter den Menschen unbekannten Liebe, die man Wohlwollen nennt. Seid euren Nächsten gegenüber hilfsbereit. Tut mehr für sie, als ihr möchtet, dass man für euch selbst tun soll; denn ihr kennt das innere Elend nicht, aber kennt das eure. Helft meiner Mutter, meiner armen Mutter, das Einzige, was ich auf der Erde mit Bedauern zurücklasse. Sie muss sich noch anderen Prüfungen unterziehen, und es ist notwendig, dass sie in den Himmel gelangt. Lebt wohl! Ich gehe hin zu ihr."

Victor

Der Führer des Mediums: Die während einer irdischen Inkarnation erduldeten Leiden sind nicht immer eine Strafe. Die Geister, die nach dem Willen Gottes auf die Erde kommen, um eine Mission zu erfüllen, wie der Geist, der sich euch soeben mitgeteilt hat, betrachten es als Glück, Leiden zu erdulden, die für andere eine Sühne sind. Der Schlaf stärkt sie wieder beim Höchsten und gibt ihnen Kraft, alles zu seiner größten Ehre zu ertragen. Die Mission dieses Geistes in seiner letzten Existenz war keine glänzende, aber obwohl sie unscheinbar gewesen ist, hatte er umso größeren Verdienst gehabt, weil er nicht vom Hochmut angestachelt werden konnte. Er hatte zunächst eine Pflicht der Dankbarkeit gegenüber derjenigen zu erfüllen, die seine Mutter war. Er sollte dann zeigen, dass es auch in der schlechtesten Umgebung reine Seelen mit edlen und erhabenen Gesinnungen geben kann und dass man mit Willenskraft allen Versuchungen widerstehen kann. Das ist ein Beweis, dass menschliche Eigenschaften eine frühere Ursache haben, und sein Beispiel wird nicht vergebens gewesen sein.


Frau Anais Gourdon

Eine sehr junge Frau, beachtenswert wegen ihres sanftmütigen Charakters und ihrer hervorragenden moralischen Eigenschaften, starb im November 1860.

Sie gehörte einem Hauskreis von Arbeitern an, die in den Kohlegruben in der Umgebung von Saint-Etienne beschäftigt waren, ein für die Würdigung ihrer Lage im geistigen Leben wichtiger Aspekt.

Anrufung - Antwort: Ich bin da.

Frage: Ihr Gatte und Ihr Vater haben mich gebeten, Sie zu rufen, und sie werden sich sehr glücklich schätzen, wenn sie von Ihnen eine Mitteilung erhalten.

Antwort: Ich schätze mich ebenso glücklich, ihnen dieselbe geben zu können.

Frage: Warum sind Sie so jung der Liebe Ihrer Angehörigen entrissen worden?

Antwort: Weil ich meine irdischen Prüfungen zu Ende führte.

Frage: Besuchen Sie sie manchmal?

Antwort: Oh, ich bin oft bei ihnen.

Frage: Sind Sie glücklich als Geist?

Antwort: Ich bin glücklich, ich hoffe, ich warte, ich liebe. Die Himmel haben keinen Schrecken für mich, und ich erwarte mit Zuversicht und Liebe, dass an mir die weißen Flügel wachsen.

Frage: Was verstehen Sie unter diesen Flügeln?

Antwort: Ich verstehe: reiner Geist zu werden und zu strahlen wie die himmlischen Boten, die mich blenden.

Bemerkung: Die Flügel der Engel, Erzengel, Seraphim, die reine Geister sind, sind offensichtlich nur ein von Menschen erdachtes Attribut, um die Schnelligkeit darzustellen, mit der sie sich fortbewegen. Denn ihre von Himmelsluft gewebte ätherische Natur macht sie bei der Durchquerung des Raumes von dem Bedürfnis jeder Hilfe los. Sie können jedoch den Menschen mit diesem Merkmal erscheinen, um ihren Gedanken zu entsprechen, so wie auch andere Geister sich das Aussehen geben, das sie auf Erden hatten, um sich kenntlich zu machen.

Frage: Können Ihre Verwandten etwas tun, das Ihnen angenehm ist?

Antwort: Sie, jene lieben Wesen, können das, mich nicht mehr durch den Anblick ihres Trennungsschmerzes zu betrüben, da sie ja wissen, dass ich für sie nicht verloren bin. Möge der Gedanke an mich ihnen süß, leicht und von ihrer Erinnerung gewürzt sein. Ich bin vorübergegangen wie eine Blume, und nichts Trauriges von meinem raschen Übergang soll übrigbleiben.

Frage: Woher kommt es, dass Ihre Ausdrucksweise so poetisch ist und so wenig in Beziehung zu der Lebensstellung steht, die Sie auf Erden hatten?

Antwort: Es ist meine Seele, die spricht. Ja, ich besaß erworbene Kenntnisse, und oft erlaubt Gott, dass sich feinfühlende Geister unter den rauesten Menschen inkarnieren, damit sie diese schon die edlen Gefühle empfinden lassen, die sie erlangen sollen und später verstehen werden.

Bemerkung: Ohne diese so logische Erklärung, die der Fürsorge Gottes für seine Geschöpfe entspricht, würde man nur schwer verstehen können, was hier auf den ersten Blick als Gesetzwidrigkeit erscheinen könnte. Wirklich, was könnte anmutiger und poetischer sein als die Ausdrucksweise des Geistes dieser jungen Frau, die inmitten der härtesten Arbeit aufgewachsen ist? Das Gegenstück sieht man oft, es sind niedere Geister, die unter den fortgeschrittensten Menschen inkarniert sind, aber zu einem entgegengesetzten Zweck. Es geschieht im Hinblick auf ihren eigenen Fortschritt, dass Gott sie mit einer aufgeklärten Welt in Berührung bringt, und manchmal auch, damit sie dieser Welt als Prüfung dienen. Welche andere Philosophie vermag solche Fragen zu lösen?


Maurice Gontran


Er war der einzige Sohn und starb im Alter von 18 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Seltene Intelligenz, frühreife Vernunft, große Liebe zu den Wissenschaften, sanfter, liebevoller und mitfühlender Charakter, so besaß er alle Eigenschaften, die begründete Hoffnungen auf eine glänzende Zukunft geben. Seine Ausbildung war mit größtem Erfolg vorzeitig beendet worden und er arbeitete für die Polytechnische Hochschule. Sein Tod war für seine Eltern die Ursache einer jener Schmerzen, die tiefe Spuren hinterlassen, und diese waren umso schmerzlicher, als die Eltern bei seiner stets zarten Gesundheit sein vorzeitiges Ende der Arbeit zuschrieben, zu der sie ihn getrieben hatten, und sich das vorwarfen. Sie sagten: "Was nützt ihm nunmehr alles, was er gelernt hat? Da wäre es besser gewesen, er wäre unwissend geblieben, denn er brauchte das Gelernte zum Leben nicht und würde zweifellos noch unter uns sein. Er wäre der Trost unserer alten Tage gewesen." Hätten sie die Spiritistische Lehre gekannt, hätten sie ohne Zweifel anders gedacht. Später fanden sie in dieser den wahren Trost. Die folgende Mitteilung wurde von ihrem Sohn einige Monate nach seinem Tod an einen ihrer Freunde gemacht:

Frage: Lieber Maurice, die zärtliche Anhänglichkeit, die Sie für Ihre Eltern besaßen, lässt mich nicht an Ihrem Wunsch zweifeln, deren Mut wieder zu heben, wenn das in Ihrer Macht steht. Der Kummer, ich würde sagen die Verzweiflung, in die Ihr Tod sie gestürzt hat, greift sichtlich ihre Gesundheit an und macht sie lebensmüde. Ein paar gute Worte von Ihnen werden sie sicherlich wieder mit Hoffnung erfüllen.

Antwort: Lieber alter Freund, ich erwartete mit Ungeduld die Gelegenheit, die Sie mir bieten, mich zu äußern. Der Schmerz meiner Eltern betrübt mich, aber der wird sich beruhigen, wenn sie die Gewissheit erhalten, dass ich für sie nicht verloren bin. Ihnen, lieber Freund, wird es überlassen sein, sie von dieser Wahrheit zu überzeugen, und das wird Ihnen sicher gelingen. Es bedurfte dieses Ereignisses, um sie zu einem Glauben zu führen, der ihr Glück ausmachen wird, denn er wird sie daran hindern, gegen die Beschlüsse der Vorsehung zu murren. Mein Vater war, wie Sie wissen, sehr skeptisch gegenüber dem zukünftigen Leben. Gott hat erlaubt, dass er diesen Kummer erfährt, um ihn aus seinem Irrtum herauszuführen.

Wir werden uns einander wiederfinden, hier in dieser Welt, in der man die Sorgen des Lebens nicht mehr hat und in die ich ihnen vorausgegangen bin. Aber sagen Sie ihnen deutlich, dass die Genugtuung, mich hier wiederzusehen, ihnen zur Strafe ihres Mangels an Vertrauen auf die Güte Gottes verweigert werden könnte. Es würde sogar mir untersagt werden, mich ihnen von hier aus mitzuteilen, solange sie noch auf Erden sind. Die Verzweiflung ist eine Auflehnung gegen den Willen des Allmächtigen, die immer dadurch bestraft wird, dass die Ursache, die zur Verzweiflung geführt hat, verlängert wird, bis man sich endlich unterworfen hat. Die Verzweiflung ist ein wahrer Selbstmord, denn sie untergräbt die Kräfte des Körpers, und wer seine Tage mit dem Gedanken verkürzt, um den Nöten des Schmerzes früher zu entrinnen, bereitet sich die entsetzlichsten Enttäuschungen. Im Gegenteil, man muss darauf hinarbeiten, die Kräfte des Körpers zu erhalten, um die Last der Prüfungen leichter zu ertragen.

Meine guten Eltern, an euch wende ich mich. Seitdem ich meine sterbliche Hülle verlassen habe, bin ich ständig bei euch gewesen, und ich bin öfter dort als zu der Zeit, als ich auf der Erde lebte. Tröstet euch also, denn ich bin ja nicht tot. Ich bin lebendiger als ihr. Nur mein Körper ist tot, mein Geist aber lebt für immer. Er ist frei, glücklich und von nun an vor Krankheiten, Gebrechen und Schmerzen geschützt. Statt zu trauern, freut euch, mich in einer Umgebung zu wissen, die frei von Sorgen und Beunruhigungen ist, in der das Herz von reiner und ungetrübter Freude berauscht ist.

Oh, meine Freunde, betrauert nicht diejenigen, die frühzeitig sterben! Das ist eine Gnade, die Gott ihnen bewilligt, um ihnen die Trübsale des Lebens zu ersparen. Mein Dasein auf Erden sollte sich dieses Mal nicht weiter hinaus verlängern. Ich hatte hier erworben, was ich hier habe erwerben sollen, um mich auf die spätere Erfüllung einer wichtigeren Mission vorzubereiten.

Wenn ich viele Jahre lang dort gelebt hätte, wisst ihr, welchen Gefahren, welchen Verlockungen ich ausgesetzt gewesen wäre? Wisst ihr, dass, wenn ich unterlegen wäre, weil ich zum Widerstand noch nicht stark genug war, dies für mich eine Verzögerung von mehreren hundert Jahren hätte bedeuten können? Warum also bedauern, was zu meinem Vorteil ist? Ein untröstlicher Schmerz würde in diesem Fall einen Mangel an Gottvertrauen verraten und könnte nur durch einen Glauben an das Nichts gerechtfertigt werden. Oh ja, sie sind zu bedauern, diejenigen, die solch einen in Verzweiflung stürzenden Glauben haben, denn für sie gibt es keine Möglichkeit des Trostes. Die Menschen, die ihnen lieb sind, sind für immer verloren. Das Grab hat ihre letzte Hoffnung mitgenommen.

Frage: Ist Ihr Tod schmerzhaft gewesen?

Antwort: Nein, mein Freund, ich habe nur vor dem Sterben gelitten, unter der Krankheit, die mich mitgenommen hat. Aber dieses Leiden nahm in dem Maße ab, wie die letzte Stunde nahte. Dann bin ich eines Tages eingeschlafen, ohne an den Tod zu denken. Ich habe geträumt, oh, einen köstlichen Traum! Ich träumte, ich sei genesen, ich litt nicht mehr, ich atmete mit vollen Lungen und mit Wonne eine balsamische, stärkende Luft. Ich wurde von einer unbekannten Kraft durch den Raum getragen. Ein hell glänzendes Licht umstrahlte mich, doch ohne meinen Blick zu ermüden. Ich sah meinen Großvater. Er hatte nicht mehr seine verfallene Gestalt, vielmehr ein frisches und jugendliches Aussehen. Er streckte mir seine Arme entgegen und drückte mich innig an sein Herz. Eine Menge anderer Wesen mit lächelnden Gesichtern begleitete ihn. Alle empfingen mich mit Güte und Wohlwollen. Ich meinte, sie zu kennen, freute mich, sie wiederzusehen, und wir alle tauschten Worte und Zeichen der Freundschaft aus. Nun, was ich für einen Traum hielt, war Wirklichkeit. Ich sollte nicht mehr auf der Erde erwachen, ich war in der Welt der Geister erwacht.

Frage: Wurde Ihre Krankheit nicht durch Ihren übermäßigen Fleiß bei Ihrer Ausbildung verursacht?

Antwort: Oh nein, seien Sie davon fest überzeugt! Die Zeit, die ich auf Erden leben sollte, stand fest, und nichts konnte mich länger dort zurückhalten. Mein Geist wusste es wohl in seinen freien Augenblicken und er war glücklich bei dem Gedanken an seine baldige Erlösung. Aber die Zeit, die ich da verbracht habe, ist nicht ohne Nutzen gewesen, und ich beglückwünsche mich heute dazu, sie nicht verloren zu haben. Die ernsten Mühen, die ich mir um meine Ausbildung gegeben habe, haben meine Seele gestärkt und meine Kenntnisse vermehrt. Die sind eben ja so viel Gelerntes und wenn ich diese nicht in meinem kurzen Aufenthalt bei euch anwenden konnte, so werde ich sie später mit größerem Nutzen anwenden.

Leben Sie wohl, lieber Freund! Ich gehe zu meinen Eltern, um sie für den Empfang dieser Mitteilung in die richtige Stimmung zu versetzen.


Maurice