4. Jede Inkarnation ist für die Seele eine Gelegenheit, einen Schritt vorwärtszugehen. Von ihrem Willen hängt es ab, dass dieser Schritt so groß wie möglich ist, mehrere Sprossen der Leiter emporzusteigen oder auf derselben Stelle stehenzubleiben. In diesem letzteren Fall hat sie ohne Nutzen gelitten, und da es immer notwendig ist, ihre Schuld früher oder später zu bezahlen, so wird sie eine neue Existenz beginnen müssen, und zwar unter noch schmerzlicheren Verhältnissen, weil sie zu einer nicht bezahlten Schuld noch eine weitere hinzugefügt hat.
In aufeinanderfolgenden Inkarnationen legt die Seele also nach und nach ihre Unvollkommenheiten ab, reinigt sich, kurzgesagt, bis sie hinreichend rein ist, um zu verdienen, dass sie die Welten der Sühne mit glücklicheren Welten tauschen und später auch diese verlassen kann, um das höchste Glück zu genießen.
Das Fegefeuer ist also nicht mehr ein ungenauer und ungewisser Begriff, er hat eine höhere Wirklichkeit, die wir sehen, berühren und ertragen. Er liegt in den Welten der Sühne, und die Erde ist eine dieser Welten. Die Menschen sühnen dort ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart zugunsten ihrer Zukunft. Aber entgegen der Vorstellung, die man sich davon macht, hängt es von jedem Einzelnen ab, ob er seinen dortigen Aufenthalt verkürzt oder verlängert, entsprechend des Fortschritts und der Läuterung, zu der er durch seine Arbeit an sich selbst gelangt ist. Man verlässt das Fegefeuer nicht, weil man seine Zeit beendet hat oder durch Verdienste anderer, sondern infolge seines eigenen Verdienstes, gemäß jenem Worte Christi: "Jedem nach seinen Werken!", eine Aussage, die die ganze Gerechtigkeit Gottes zusammenfasst.
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Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit > Erster Teil - Die Lehre > Kapitel V - Das Fegefeuer > 4