9. Da nun die Hoheit der Könige ihren Glanz aus der Zahl ihrer Untertanen, Beamten und Diener erhält, was gäbe es da Besseres, um uns eine Vorstellung von der Erhabenheit des Königs der Könige zu gewähren, als diese unzählige Menge von Engeln, die den Himmel, die Erde, das Meer und die Abgründe bevölkern und die Würde derer, die unaufhörlich vor seinem Thron niederfallen oder aufrecht stehen?
Erniedrigt es nicht die Gottheit, seine Herrlichkeit mit der Pracht der Machthaber der Erde gleichzusetzen? Dieser Gedanke, der in den Geist der unwissenden Massen eingeprägt ist, verfälscht die Meinung, die man sich von der wahren Größe Gottes macht. Das meint immer einen Gott, der auf die kleinlichen Verhältnisse der Menschheit reduziert ist. Ihm das Bedürfnis zu unterstellen, Millionen von Anbetern zu haben, die sich ununterbrochen vor ihm niederwerfen oder aufrecht stehen, heißt, ihm die Schwächen der despotischen und stolzen Monarchen des Ostens zuzuschreiben. Was macht wirklich große Herrscher aus? Ist es die Zahl und der Glanz ihrer Höflinge? Nein, es ist ihre Güte und ihre Gerechtigkeit, es ist der verdiente Titel der Väter ihrer Untertanen. Man fragt sich, ob es etwas Besseres gibt, um uns eine Vorstellung von der Majestät Gottes zu geben, als die Vielzahl von Engeln, die seinen Hof bilden? Ja, gewiss, es gibt etwas Besseres, ihn für alle seine Geschöpfe als höchst gütig, gerecht und barmherzig darzustellen, und nicht als einen zornigen, eifersüchtigen, rachsüchtigen, unerbittlichen, zerstörerischen und parteiischen Gott, der zu seiner eigenen Ehre diese privilegierten, mit allen Gaben ausgestatteten, für ewiges Glück geborenen Wesen erschafft. Auf der anderen Seite lässt er die anderen das Glück mühsam erwerben und bestraft einen Augenblick des Irrtums mit einer Ewigkeit des Martyriums.
Sie sind in:
Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit > Erster Teil - Die Lehre > Kapitel VIII - Die Engel > Widerlegung > 9