10. Man sagt, dass die Anrufung der Toten, deren Asche man nicht stören soll, zu wenig Respekt erweist. Wer sagt das? Die Gegner aus zwei entgegengesetzten Lagern, die sich die Hand reichen: Die Ungläubigen, die nicht an das Dasein der Seelen glauben und diejenigen, die daran glauben, aber behaupten, dass diese nicht kommen könnten und nur der Teufel erscheine.
Wenn die Anrufung mit Respekt und innerer Sammlung geschieht, wenn man die Geister nicht aus Neugierde, sondern aus einem Gefühl von Zuneigung und Anteilnahme ruft und mit dem aufrichtigen Wunsch, zu lernen und besser zu werden, so ist nicht zu verstehen, inwiefern es respektloser sein soll, die Menschen nach ihrem Tod als zu ihren Lebzeiten zu rufen. Aber es gibt eine andere sehr entscheidende Antwort auf diesen Einwand, nämlich dass die Geister vollkommen freiwillig und nicht unter Zwang kommen; dass sie sogar aus eigenem Antrieb kommen, also ohne gerufen zu werden; dass sie ihre Genugtuung darin zeigen, sich den Menschen mitteilen zu können und sich häufig über die Vergessenheit beklagen, der sie manchmal zum Opfer fallen. Wenn sie in ihrer Ruhe gestört würden oder mit unserer Anrufung unzufrieden wären, so würden sie es sagen oder würden nicht kommen. Weil sie aber frei sind, wenn sie kommen, so geschieht dies, weil es ihnen zusagt.
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Himmel und Hölle oder Die göttliche Gerechtigkeit > Erster Teil - Die Lehre > Kapitel XI - Vom Verbot der Anrufung Toter > 10